Viel riskiert, einen Punkt gewonnen
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Der FC Südtirol griff diese Woche auf eine kleine Medienschelte zurück, um von den Problemen der Mannschaft (und das ist sicher nicht, dass Trainer Valente besser Deutsch als Italienisch spricht!) abzulenken. Naja.
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Zum Spiel
Catanzaro formierte sich im 4-2-3-1/4-4-2, demgegenüber setzte Federico Valente auf sein inzwischen gewohntes 3-5-2/5-3-2. Daniele Casiraghi gab dieses Mal den zweiten Stürmer neben Emanuele Pecorino, Jasmin Kurtic rückte ins 3er-Mittelfeld neben Tait und Arrigoni, hinten verteidigten Kofler, Scaglia und Cagnano zentral, Davi (links) und Molina (rechts) bildeten die Flügelläufer.
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FCS: Defensiv steht das Grundgerüst, jetzt wird feinjustiert
Federico Valente hatte sich gegen Catanzaro zweierlei einfallen lassen: Erstens presste seine Mannschaft zu Beginn und dann immer wieder phasenweise hoch und aggressiv. Zweitens schoben die Südtiroler sehr weit nach rechts, um dort den Raum zu verknappen. Das Eine bedingte gewissermaßen das Andere. Erstes Ziel im Pressing war es, den Ball (und das Spiel) von Catanzaros linken Flügelspieler, Jari Vandeputte, möglichst weit wegzuhalten. Gelang das nicht und der Belgier kam dennoch in Ballbesitz, schob das 3er-Mittelfeld ganz weit auf diese Seite rüber, Casiraghi stellte zudem den Passweg auf den zentralen Mittelfedspieler Catanzaros (meist war es Pettriccione) zu, um für alle Verbindungen für Vandeputte zu kappen.
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Dem Gegner die Luft zum Atmen nehmen
Das war ein sehr mutiger - besser: riskanter - Plan. Riskant, aber konsequent. Catanzaro hatte in der Frühphase des Spiels auch seine Probleme mit diesem Ansatz der Gäste. Dann konnten sich die Gastgeber aber vermehrt aus der Drucksituation rechts befreien, in Folge dessen dann die Schwachstellen der Südtiroler Ausrichtung offengelegt wurden: Dadurch, dass sich quasi 4 Spieler (das 3er-Mittelfeld + Casiraghi) auf engstem Raum zusammenzogen, öffneten sich der linke Halbraum und der Flügel für Verlagerungen.
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Für Casiraghi war der Laufweg zu weit, um den Gegenspieler im/am linken Halbraum/Flügel unter Druck setzen zu können. So musste Simone Davi - der arme Kerl - immer wieder herausrücken. Dahinter öffneten sich dann sehr oft Räume, die Catanzaro anfangs zwar nur sehr zaghaft, mit fortlaufender Spieldauer aber immer besser, zu bespielen vermochte. Die Gastgeber passten ihre Spielweise nämlich selbst etwas an. Wie im Bild oben zu sehen, positionierte sich im späteren Spielverlauf ein Angreifer der Kalabresen sehr breit. Ziel war es, Cagnano ebenfalls in die Breite zu locken; dadurch sollte der Halbraum geöffnet werden. Zuvor - in der 1. Halbzeit - gelang dies nur selten, weil die Innenverteidiger des FCS sich einerseits nicht in die Breite locken ließen (das wurde von Catanzaro auch noch nicht so fokussiert), andererseits das Zurückfallen der Stürmer konsequent und aggressiv verfolgt wurde.
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Ein offenes Spiel auf Augenhöhe
Das defensive Grundgerüst (5-3-2) Valentes steht mittlerweile fest, er konnte in der Zwischenzeit darauf übergehen, das Ganze mehr noch auf den Gegner auszurichten, Pressingfallen zu implementieren und dann auch wieder höher pressen zu lassen. Dieses Spiel heute hätte so oder so enden können: Catanzaro hatte in Summe schon mehr drückende Phasen, die Schwachstellen auf links wurden zunehmend zum Problem - auch weil die Spieler sichtlich erschöpft waren -, hier hätten wir uns dann doch vielleicht eine etwas frühere Umstellung gewünscht (Casiraghi wurde erst in der 80. Minute ersetzt). Andererseits hatte der eingewechselte Rauti in der Nachspielzeit den Siegtreffer auf dem Fuß. Gefühlt also ein gerechtes Unentschieden.