Gesellschaft | OFFENER BRIEF

Hat Gänsbacher sich geirrt?

4.000 Südtiroler haben den Offenen Brief an die Landesregierung unterzeichnet. Ein 6-köpfiges deutsches Experten-Gremium bestätigt Relevanz und Richtigkeit des Inhalts.
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Gänsbacher, Bernd
Foto: Youtube

Der emeritierte Professor für Experimentelle Onkologie Bernd Gänsbacher hat den Offenen Brief kritisiert, allerdings hat er auch eingeräumt, dass eine Diskussion über die Maßnahmen notwendig ist. Es sei eben wichtig, alles zu hinterfragen.

Ich wurde gebeten, auf Gänsbachers Kritik zu antworten und denke, das bin ich den 4.000 Unterzeichnern auch schuldig. Ich möchte so antworten:

Eine Gruppe von 6 deutschen Wissenschaftlern hat jüngst ein 3-Thesen-Papier verfasst. Darunter sind auch zwei Professoren, die dem deutschen Sachverständigenrat Gesundheit angehörten. Der Sachverständigenrat Gesundheit ist das renommierteste Gremium wissenschaftlicher Politikberatung im deutschen Gesundheitswesen.

Hier die 3 Thesen in Kurzform.

  1. Die zur Verfügung stehenden epidemiologischen Daten (gemeldete Infektionen, Letalität) sind nicht hinreichend, die Ausbreitung und das Ausbreitungsmuster der SARS-CoV-2/Covid-19-Pandemie zu beschreiben, und können daher nur eingeschränkt zur Absicherung weitreichender Entscheidungen dienen.
  2. Die allgemeinen Präventionsmaßnahmen (z.B. social distancing) sind theoretisch schlecht abgesichert, ihre Wirksamkeit ist beschränkt und zudem paradox (je wirksamer, desto größer ist die Gefahr einer zweiten Welle) und sie sind hinsichtlich ihrer Kollateralschäden nicht effizient.
  3. Entstehung und Bekämpfung einer Pandemie sind in gesellschaftliche Prozesse eingebettet. Die derzeitig angewandte allgemeine Präventionsstrategie (partieller shutdown) kann anfangs in einer unübersichtlichen Situation das richtige Mittel gewesen sein, birgt aber die Gefahr, die soziale Ungleichheit und andere Konflikte zu verstärken. Demokratische Grundsätze und Bürgerrechte dürfen nicht gegen Gesundheit ausgespielt werden.

Jede einzelne These wird faktisch und wissenschaftlich untermauert und deckt sich mit den Punkten des Offenen Briefes.  
Ich denke, das zeigt, wie wichtig ein breiterer Diskurs ist, der nicht nur eine Stimme zulässt.

Ich werde den Offenen Brief mit seinen 4.000 Unterschriften heute der Südtiroler Landesregierung zuschicken in der Hoffnung, etwas Gutes damit bewirkt zu haben. Danke für Eure Unterstützung, liebe Mitunterzeichner!

Wer das gut verständliche Thesenpapier, das auch sehr interessante Vorschläge zur Prävention enthält, lesen möchte, findet es unter diesem Link: "Thesenpapier zur Pandemie durch SARS-CoV-2/Covid-19"