Gesellschaft | Tabu bei Redakteuren

Corona-Phobie? Nein Homophobie!

Zur Abwechslung ich für euch Leser von einer anderen „Krankheit“ schreiben, von extremer oder krankhafter Angst vor Homosexualität.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Der 17. Mai ist der Internationale Tag gegen Homophobie. Er erinnert an den Tag, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten gestrichen hat. Das ist 30 Jahre her. „Die einzige Krankheit, die es zu therapieren gelte, sei die Homophobie", sagt der Grüne Felix von Wohlgemuth.  https://www.tageszeitung.it/2020/05/17/homos-sind-nicht-krank/ Tageszeitung-Online ist das einzige deutschsprachige Südtiroler Medium, das zu diesem Gedenktag heute etwas bringt und zwar auch nur die Wiedergabe einer Stellungnahme vom Sprecher der Grünen. Keinem ist ein redaktioneller Artikel oder sogar ein Reportage zu diesem Thema und den betroffenen Personen Wert – auch nicht salto.bz.

Auf Tageszeitung-Online gibt es auch einen interessanten Kommentar: „da hat er recht, aber nicht jeder ist homophob. das heisst hat angst. viele kònnen oder wollen es sich nicht vorstellen. das hat mehr mit grausen zu tun als mit angst. das ist auch menschlich. was gar nicht geht ist gewalt, mobbing oder ausgrenzung. jeder kann schliessich lieben wen er will.“ An dieser Bemerkung ist etwas dran, denn wenn heute von Homophobie gesprochen oder geschrieben wird, meint man nicht mehr nur die extreme und krankhafte Angst vor der eigenen Homosexualität oder der der anderen. Nein man meint mehr den Schwulenhass und die Gewaltdelikte gegen vorwiegend schwule Männer.

Ich habe im Vorabendprogramm eine Sendung auf SRF 1 gesehen, wo es eine Studiorunde mit eingespielten Beiträgen gab. Da hat man von zunehmender Aggression gegen Schule im Züricher Vergnügungsviertel berichtet, was nach längerer Zeit wieder ein neues Phänomen zu sein scheint. Man glaubte auf mehr Toleranz zu stoßen und glaubte sich und seine Liebesgefühle auch in der Öffentlichkeit zeigen zu können – in so einer Weltstadt wie Zürich. Aber der Zenit der Toleranz scheint überschritten zu sein, und der Widerstand bzw. der Hass gegen zu viel schwule Öffentlichkeit wird wieder stärker, leider!

Ende der Siebziger- Anfang der Achtziger-Jahre gab es in Italien extreme Gewalt gegen Schwule mit vielen Toten, darunter Pier-Paulo Pasolini. Auch in Südtirol gab es Anfang der Achtziger-Jahre jedes Jahr eine Schwulenmord. Gott sei Dank hörte dieses Phänomen dann wieder auf. Den Spaß, Schwule zu verprügeln, gab es auch in Südtirol und zwar vor allem von Halbstarken-Gruppen oder von rechtsgerichteten jungen Männern. Erst vor nicht sehr langer Zeit konnte man in den Medien lesen, dass in Bozen Süd ein schwules Pärchen verprügelt worden war.

Noch einmal zurück zu den Medien: Anfang der Neunziger Jahre, als wir Centaurus gründeten, hatten wir Glück, auf interessierte und aufmerksame Medienleute zu treffen. Es gab vor allem Berichte und Reportagen auf FF. Ja sogar Kontakt- und Partneranzeigen waren möglich. Die Berichte stießen auf ein zufriedenstellendes Echo und es begannen eine Diskussion und ein Prozess in der Bevölkerung. Diese Bereitschaft der Medienleute fehlt heute. Ich erinnere mich an zwei Journalistinnen, die uns damals sehr unterstützten. Sie sind jetzt Redakteurinnen bei der RAI. Heute habe ich von der Rai zum Thema des Tages nichts vernommen. Auch ist für morgen Abend kein Runder Tisch dazu angekündigt. Einen solchen würde es aber brauchen, damit der Prozess in der Gesellschaft weiter geht. Denn inzwischen gibt es außer dem Gewalt-Thema auch mehrere neue Themen, die anzugehen wären: Transsexualität, Intersexualität, homosexuelle Paare mit Kindern, usw.