Gesellschaft | Faschismus

Aufregung um Mussolinbüste in Eppan

Der 50. Todestag des Südtiroler Bildhauers Ignaz Gabloner jährt sich. Unter seinen Werken befindet sich auch eine Mussolini Büste. Die manche Eppaner nicht sehen wollen.

Wally Kössler ist Kulturreferentin in Eppan. Sie hat Kunstgeschichte studiert, über Ignaz Gabloner, der 1887 in Bozen geboren wurde und 1964 verstarb, hat Kössler ihre Diplomarbeit verfasst. Den Südtiroler Künstler findet sie auch deshalb interessant, weil er "genau unter dem Faschismus seine Blütezeit erlebt hat."

Zur Feier des 50. Jahrestages von Gabloner hat Kössler im Lanserhaus in Eppan eine Gedenkausstellung organisiert. Seit 27. September 2014 werden Werke aus Stein, Bronze und Holz gezeigt; mitten drin eine Büste von Benito Mussolini, die Gabloner anfertigte. Anfertigen musste - Kössler erklärt: "Er war damals gezwugen, so wie viele andere auch, gewissen Werke anzufertigen, unter anderem diese Büste Mussolinis." Mehrheitlich habe sich der Eppaner Gemeinderat entschieden, das zu zeigen was war, sagt die Gemeindereferentin gegenüber der Südtiroler Tageszeitung und unterstreicht: "Diese Büste nicht auszustellen wäre verlogen. Man kann dieses Kapitel der Geschichte nicht einfach ausblenden."

Während Eppan sich streitet, zeigt das Deutsche Historische Museum in Berlin die Ausstellung "Hitler und die Deutschen." Mehr lesen Sie auf mz-web.de

"Erstmals in Deutschland widmet sich eine Ausstellung der Faszination Adolf Hitlers. Insgesamt sind es 600 Exponate, 400 Fotos und Plakate sowie Filme, die die Wirkung des Massenmörders auf die Bevölkerung in der Nazizeit erklären sollen. Auf originale Uniformen und persönliche Gegenstände Hitlers verzichteten die Ausstellungsmacher jedoch bewusst - auch um Neonazis nicht anzulocken. "

Die Freiheitlichen Gemeinderäte Reinhard Gaiser und Irene Kofler definieren Geschichtsverarbeitung anders. Rückendeckung kommt von der Südtiroler Freiheit. Sie verlangten, zeitgleich mit der Ausstellungseröffnung, die Entfernung der Büste und reichten einen Beschlussantrag ein: Man versuche sich in Südtirol doch von diesen faschistischen Relikten zu befreien, in Eppan sei sogar eine Straße nach Ignaz Gabloner benannt - "und wir holen sie zu uns ins Dorf", schimpft Gaiser.  Elf Gemeinderäte sehen dies anders, sie wollen, dass bis 2. November, so lang dauert die Ausstellung in Eppan, Geschichte gezeigt wird. Sechs Gemeinderäte stimmten für den freiheitlichen Beschlussantrag, 12 enthielten sich der Stimme.

Von einer Verherrlichung dieser Büste will Kössler nichts wissen: "Wir haben sie bewusst auf einen tieferen Sockel gestellt, um sie nicht in den Vordergrund zu drängen. Und es hat auch eine ausführliche Erklärung gegeben." Bürgermeister Wilfried Trettl fügt hinzu: "Die Kunst steht im Vordergrund - nicht das Ideologische." Kössler ist dieses Statement zu wenig. Dass "die Diskussion im Gemeinderat auf eine ungute, politische Ebene abgerutscht ist" bedauert die Kunstreferentin und sagt: "Ich hätte mir eine Einschreiten vom Bürgermeister erwartet." Auch darüber sollte in Eppan gesprochen werden.