Jetflag & Shanti Powa live im „Kuba“
Dass im Pustertal eine neue Reggae-Band unterwegs wäre, diese frohe Botschaft hat uns vor nicht ganz einem Jahr oder so erreicht, als sie einen ihrer allerersten Auftritte in Bruneck oder St. Lorenzen spielen sollten. Seither sind Jetflag auf unserer Liste jener Bands, die wir sehen wollen. Anfang März dann gleich zwei gute Nachrichten: Mit „A Liod“ erscheint eine allererste Single und, Jetflag kommen im Vorprogramm von Shanti Powa ins nahegelegene Kaltern.
Dieser Gig war am letzten Freitag, 17. März 2023. Das „Kuba“ in Kaltern hat sich als Live-Location längst bewährt und für diesen Abend wurden eigens einige zusätzliche Bass-Boxen eines Soundsystems vor die Bühne gestellt, die im Laufe des Abends ihre Wirkung zeigen sollten.
Der Band Jetflag war keinerlei Nervosität anzumerken. Warum auch. Sie hatten mittlerweile mehr als eine Hand voll Gigs hinter sich, sämtliche Musiker haben bereits mit eigenen Bands reichlich Bühnenerfahrung gesammelt, darunter Hardcore- und Punkbands wie Hopeless, Fulminated und Old Hate. Wir wussten erst seit ein, zwei Wochen, dass mit Manuel „Schedla“ Messner gleich der Sänger von Old Hate auch der Sänger von Jetflag wäre. Old Hate waren bis vor etwa zehn Jahren eine extrem schnelle, kompromisslose, harte Hardcore-Band. Und Schedla das wütende Zentrum am Mikro. Es wurde also zunehmend spannend.
Als Jetflag letzten Freitag dann etwas nach 21 Uhr auf die Bühne kamen, war das Kuba gut gefüllt. Die Band aus Olang wurde mit viel Vorschuss-Sympathie begrüßt und wenn das Publikum irgendwann mitten im Shanti Powa-Set zahlenmäßig den Höhepunkt erreichen sollte, tanzte und applaudierte es bei beiden Bands gleichermaßen (und durchgehend).
Jetflag spielen einen eher ruhigen Reggae, der erst gegen Ende zunehmend mit mehr rockiger Kante angereichert wurde. Schlagzeug (Dennis Oberhuber) und Bass (Peter Brunner) bildeten die Basis, auf der die beiden Sänger und Gitarristen Manuel und Felix Messner die Songs performen konnten. Etwas zurückhaltend wahrnehmbar hingegen die Keyboards (Ivan Vieider) und die Perkussionen (Manuel Vieider). Die Transparenz und die Arrangements der beiden Studiosongs erreichten Jetflag an diesem Abend nicht, ist aber nicht weiter schlimm. Die Band ist neu und live ist es sowieso immer anders.
Dass Manuel Messner auf der Bühne nach wie vor ein Energiebündel ist, wurde sehr schnell klar und ihm genügten die Mid-Tempo-Nummern vollkommen, um das Publikum mitzureißen
Fetter, lauter und massiver waren dann Shanti Powa, die zu zehnt auf der Bühne standen und von Florian Gamper am Schlagzeug vorangetrieben wurden. Frontmann und Sänger Bertrand Risè war gut gelaunt, die Bläsersektion fiel immer wieder positiv auf und im Repertoire fanden sich Klassiker von ganz früher („Powa To The People”) und natürlich aktuelle Songs wie „Keep The Fayah Burning“.
Um zum Fazit des Abends zu kommen: Beide Bands waren nicht perfekt, aber gut. Aber beide – das war unser Eindruck – sollten sich noch einmal Gedanken über die Setlist machen. Während Jetflag sich etwas zu lange Zeit gelassen hatten, um in Fahrt zu kommen, und am Ende noch eine schöne, aber doch langsame Nummer dranhängten – wenn wir uns richtig erinnern, war es die aktuelle, zweite Single „Melodie“ –, zogen Shanti Powa ihren über eineinhalb Stunden langen Gig fast ohne Pause und wie eine pumpende Maschine durch. Es gab zwar immer wieder Passagen in einzelnen Songs, die Platz für spacige Einlagen boten, aber der zu mächtige, tiefe Bass hob alles auf ein ziemlich lautes Intensitätsniveau, das keinen Platz für Nuancen ließ. Die Spielereien, die Gitarrist Fabian Pichler aus seinem Kemper holte, drangen nicht wirklich durch, und auch der für den Reggae eigentlich extrem wichtige Bass, gespielt von Lukas Pichler, verlor an Kontur. Diese beiden Faktoren führten letztlich dazu, dass wir ein Break brauchten und etwas frische Luft schnappen mussten.
10, 15 Minuten später waren Shanti Powa bei den letzten Songs angelangt. Die wunderbar knackige Version von „Rocky Road“ war vielleicht die beste Nummer des Abends, vielleicht hatten sich Shanti Powa entspannt? Vielleicht war es aber auch nur unsere kurze Pause an der Luft, auf alle Fälle war die Band jetzt etwas lockerer drauf. Es folgte eine weitere Nummer und schließlich „Sunny Day“, gesungen von Peter Burchia. Ein gutes, passendes und überzeugendes Ende, das uns die Schwere im restlichen Shanti-Set vergessen ließ.