Gesellschaft | Politische Bildung

Der Vater der Autonomie und seine Kinder

Die Silvius-Magnago-Akademie nimmt ihren Betrieb als SVP-Kaderschmiede auf. Ein Forschungspreis und eine Seminarreihe vervollständigen die Tätigkeit.
Silvius Magnago
Foto: Othmar Seehauser

Fast 15 Jahre sind vergangen seit Elmar Pichler-Rolle als damaliger SVP-Obmann 2005 die Silvius-Magnago-Akademie ins Leben gerufen hat. Um Politische Bildung sollte sich die Einrichtung kümmern, im Auftrag und Sinne des Namensgebers, Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago.
Nachdem die Tätigkeit der Akademie im Laufe der Zeit “etwas eingeschlafen” war, wie die SVP offen eingesteht, will man ihr nun neues Leben einhauchen. Mit einem Lehrgang für Parteifunktionäre, Seminare zur Politischen Bildung und dem Silvius-Magnago-Preis, der zum 10. Todestag von Magnago am 25. Mai 2020 erstmals vergeben wird.

Auch Parteiobmann Philipp Achammer ist am Freitag Vormittag im Hotel Laurin anwesend. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass die Räder der Silvius-Magnago-Akademie wieder laufen. “Leider merken wir, dass es in Südtirol, wie im restlichen Italien, keine geförderten Parteiakademien gibt und wenig in politische und parteipolitische Bildung investiert wird. Die aber stellt einen wesentlichen Beitrag zur Demokratie dar”, ist Achammer überzeugt.

 

Edelweiß-Kaderschmiede

 

Dass auch in der SVP selbst Bedarf an gezielter Politischer Bildung besteht, das habe sich auch in einer parteiinternen Umfrage herausgestellt. “Mit der zunehmenden Komplexität des autonomen Normengefüges haben sich bei Parteifunktionären erhebliche Wissenslücken ergeben”, formuliert es Karl Zeller. Der langjährige Senator und aktuelle SVP-Vizeobmann sitzt seit Oktober 2018 im neuen Rat der Silvius-Magnago-Akademie. Zusammen mit dem Europarechtler Walter Obwexer, der Journalistin und Unternehmerin Evelyn Kirchmaier und Rosmarie Pamer, Bürgermeisterin von St. Martin in Passeier. Ergänzt wird der Akademierat durch je einen Vertreter der Politischen Akademie (Wien), der Hans-Seidel-Stiftung (München), der Friedrich-Ebert-Stiftung (Bonn) sowie der Konrad-Adenauer-Stiftung (Berlin), mit denen sich die Silvius-Magnago-Akademie vernetzt hat und die allesamt als Kaderschmiede für den Parteinachwuchs von ÖVP, CSU, SPD und CDU dienen.

“Gut ausgebildete, höchst motivierte und schlagkräftige Parteifunktionäre” soll auch die Silvius-Magnago-Akademie künftig hervorbringen. Dazu startet im Herbst 2019 ein Lehrgang, der sich an SVP-Funktionäre und solche, die es vielleicht noch werden wollen, richtet. In sieben Blöcken wird den Teilnehmern – gegen eine Gebühr von 30 Euro – Wissen unter anderem zu “Grundlagen und Grundbegriffen der Politik”, “Wichtigkeit der Vertretung Südtirols im italienischen und Europäischen Parlament” oder “Politik und neue Medien” vermittelt. Als Referenten treten ehemalige und aktuelle SVP-Mandatare auf, ebenso wie Wissenschaftler.

 

Doch man schaut nicht nur auf die eigene Partei. An “alle politisch interessierten Menschen, unabhängig von der Parteizugehörigkeit”, wie Rosmarie Pamer betont, richten sich diverse Seminare, die ebenfalls zwischen Herbst 2019 und Frühjahr 2020 stattfinden sollen – “mit den Gemeinderatswahlen 2020 im Blickfeld”, so Pamer. Rhetorik, Auftreten, Medienarbeit und Sachthemen wie Raumordnung sollen darin behandelt werden, auch als “Hilfestellung für Neueinsteiger in die politische Arbeit”.

 

Preis der Autonomie

 

Und schließlich wird der Silvius-Magnago-Preis ins Leben gerufen. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung wird an “exzellente wissenschaftliche Forschungsarbeiten, die sich mit Südtirol beschäftigen” vergeben, erklärt Walter Obwexer. Bis 15. Jänner können Einzelpersonen oder Personengruppen ihre Arbeiten, die sich mit rechtlichen, wirtschaftlichen, politischen, soziologischen, historischen oder kulturellen Aspekten der Südtirol-Autonomie auseinandersetzen, einreichen. Sprachliche Vorgaben gibt es keine – “im Fokus stehen die intensive Auseinandersetzung mit Südtirol und neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Grundlagen, um die Autonomie zu stärken und hoffentlich einen kleinen Schritt weiterzubringen”, meint Obwexer.

Die eingereichten Arbeiten werden anonym von einer Fachjury bewertet. Diese setzt sich zusammen aus: Walter Lorenz (Sozialwissenschaftler), Walter Obwexer (Jurist), Heidi Siller Runggaldier (Kulturwissenschaftlerin), Eva Pfanzelter (Historikerin), Sonja Puntscher Riekmann (Politikwissenschaftlerin) und Gottfried Tappeiner (Ökonom). Derzeit ist man noch auf der Suche nach einem italienischsprachigen Jurymitglied, das vorzugsweise von der Universität Trient kommen soll.