Markus Hölzl: "Bei der Höhlenrettung geht es ganz schön zur Sache"
Herr Hölzl, bei der Rettungsaktion in der Riesending-Höhle in Berchtesgaden sind auch vier Südtiroler im Einsatz. Diese werden heute, 18. Juni, ausgetauscht. Wie kann man sich das vorstellen?
Die vier Retter, die heute den Austausch machen, sind jetzt unterwegs nach Bayern. Gegen Nachmittag ist der Wechsel geplant. Seit Montag, 16. Juni, sind vier von unsren Männer im Einsatz.
Was genau ist deren Aufgabe?
Sie haben Koordinierungs- und Übersetzungsaufgaben am Höhleneingang. Es sind ja sehr viele italienische Höhlenretter in der Höhle, etwa 120 aus ganz Italien. Die Italiener sind spitzenmäßig ausgebildet. Und da sind unsere Männer für die Einsatzleitung Ansprechpartner.
Also keine gefährlichen Aktionen für die Südtiroler Begretter in der Höhle?
Auf keinen Fall. In die Höhle kommen nur absolute Spitzenleute rein. Die ausgebildete Höhlenretter sind. Und da geht es ganz schön zur Sache.
Ernst Fischer Landesleiter der Höhlenrettung Niederösterreich sagt auf orf.at:
Wie Sie sich vorstellen können, ist der Weg hinunter sehr weit, diese 1.000 Meter sind die eine Sache. Die zweite Sache: Es gibt auch Horizontaldistanzen die durchaus ihre großen Schwierigkeiten und Herausforderungen darstellen, weil sie beengte Platzverhältnisse haben, weil es nicht immer nur geradeaus geht. Es gibt labyrinthische Teile, wo man wirklich schauen muss, dass man den korrekten und richtigen Weg - auch für die Retter, die die Höhle ja vielleicht zum ersten Mal sehen - richtig markiert, und das ist sicherlich wahnsinnig viel Zeit, die man dazu braucht, um eine sichere Rettung für die Mannschaft zu gewährleisten.
Seit Sonntag, 8. Juni, läuft jetzt die Rettung am Untersberg. Der Zustand des zu bergenden Höhlenforschers Johann Westhauser soll „stabil“ und „relativ gut“ sein. Wann rechnen Sie mit einem Ende des Einsatzes?
Ich sag nur open end. Da möchte ich mich auf keine Spekulationen einlassen. Momentan, so steht es auf der Homepage der Bergwacht-Bayern, sind 60 bis 70 Leute in der Höhle. Unterhalb Biwak 1 befinden sie sich gerade mit dem Patienten. Dann geht es noch einmal 400 Höhenmeter rauf.
"Piano" ruft ein italienischer Retter. "Piano!" Die Trage schabt an der Felswand entlang. W. liegt fest angegurtet und geschützt unter einer orangefarbenen Plane, über den Kopf haben ihm die Ärzte einen Helm der Speleologico, der italienischen Höhlenforscher, gezogen. Zentimeter für Zentimeter geht es voran. Den Beitrag der Süddeutschen Zeitung lesen Sie hier.
Der Rettungs- und Koordinierungseinsatz ist eine große Herausforderung.
Der Rettungseinsatz ist extrem aufwändig. Es braucht eine ständige Versorgung in der Höhle mit Nahrungsmitteln und Medikamenten.
Die Höhlenretter sind extrem gefordert. Aber wie gesagt, das sind wirklich bestens geschulte Leute. Und was man nicht vergessen darf: Der Einsatz ist erst abgeschlossen wenn der Patient und alle Einsatzkräfte wieder an Tag sind. Es ist auch sehr viel Material in der Höhle, das noch zurück gebracht werden soll. Vom Bohrer bis zum Kocher. Das kann ja nicht alles zurückgelassen werden.
Ein Video der Rettungsaktion sehen Sie hier.