Gesellschaft | Pflege

„Wir müssen über Löhne reden!“

„Wir brauchen ein Gesamtpaket für die Pflege“, sagt die Team K-Abgeordnete Maria Elisabeth Rieder. Wichtig seien dabei drei Dinge.
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Foto: Privat
Vor Kurzem hat Soziallandesrätin Waltraud Deeg im Interview mit Salto.bz deutliche Worte für den derzeitigen Pflegenotstand gefunden und erklärt, dass man riskiere, als Gesellschaft und Wirtschaft an die Wand zu fahren, wenn den Herausforderungen nicht mit den richtigen Maßnahmen begegnet würde. „Auf der einen Seite zu erklären, dass die Pflege an die Wand gefahren wird und auf der anderen Seite als dafür zuständige Soziallandesrätin so zu tun, als ob dieses Thema nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fallen würde, ist schon ein starkes Stück“, zeigt sich Maria Elisabeth Rieder einigermaßen verwundert über die Aussage von Waltraud Deeg. Die Team K-Abgeordnete kritisiert damit offen die Untätigkeit der Landesregierung, der bereits seit Jahren die Zahlen und Fakten bekannt seien.
 
 
Das reicht aber nicht.
 
 
Ideen oder Vorschläge, wie man das Problem des demografischen Wandels und dem damit einhergehenden höheren Bedarf an Pflegekräften bei gleichzeitigem Mangel zu lösen gedenke, suche sie vergeblich. Angesichts dessen, dass in Österreich ein großes Pflegepaket geschnürt worden sei, in Tirol zusätzlich das „5-mal MEHR-Pflegepaket des Landes Tirol“ auf den Weg gebracht wurde, „tun wir gar nichts“, so Rieder, die berichtet, dass sie erst kürzlich einen Beschlussantrag eingereicht habe, der eine Erhöhung des Ausbildungsbeitrages für die Gesundheits- und Pflegeberufe vorsah bzw. eine Angleichung an die österreichischen Verhältnisse. Dieser Beschlussantrag wurde mit der Begründung abgelehnt, dass dies bereits in Planung sei. „Das reicht aber nicht“, ist Rieder überzeugt und fordert einen gemeinsamen Tisch, bei welchem über ein „Südtiroler Pflegepaket“ diskutiert werden müsse.
 
 
 
 
 
Lösungen, wie die von Landesrätin Deeg gemeinsam mit dem Verband der Seniorenwohnheime und der Stiftung Elisabeth ins Leben gerufenen berufsbegleitenden Pflege-Ausbildung, sehe sie eher zwiespältig. Wie die Landtagsabgeordnete erklärt, stelle sie sich die Frage, ob alles in den richtigen Händen liege. Die Landesfachschulen „Hannah Arendt“ und „E. Levinas“ sollten in die Entwicklung derartiger neuer Ausbildungsmodelle eingebunden und nicht „außen vor gelassen“ werden, so Rieder, denn es bestehe die Gefahr, dass die privaten Institutionen in erster Linie für die eigenen Bedürfnisse ausbilden. Natürlich seien dezentrale Ausbildungsmöglichkeiten wichtig, erklärt die Landtagsabgeordnete, angesprochen auf das traditionelle Schulmodell und seinem Stundenplan, das berufsbegleitende Schienen ausschließt. Die Frage stelle sich jedoch, weshalb private Dienstleister alternative Ausbildungsmodelle organisieren könnten, die offiziellen Ausbildungsstätten jedoch nicht. Das sei nicht nachvollziehbar. Weiters sei zu befürchten, dass man zwei Klassen von Pflegekräften schaffe: Die Privatisten und Privatistinnen, die sich für die berufsbegleitende Ausbildung entscheiden, müssen nämlich genau wie die Absolventen der „Hannah Arendt“ die Prüfung an der Landesfachschule ablegen und sind ihnen damit gleichgestellt. Im Vergleich zur Ausbildung an der Landesfachschule habe die Ausbildung im Privatwege jedoch den Vorteil, dass diese berufsbegleitend absolviert werden kann, sprich die Auszubildenden befinden sich bereits in einem Angestelltenverhältnis und beziehen ein regelmäßiges Gehalt. Rieder sieht hier vor allem die Gefahr eines Ungleichgewichtes und einer Ungleichbehandlung. Auch bei der gesetzlichen Festschreibung und Entwicklung solcher neuer Ausbildungsmodelle müssten daher die Ausbildungsstätten miteinbezogen werden, da sich solche parallele Schienen im zweiten Moment als nachteilig herausstellen könnten.
 
 
 
 
Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Angestellten, im Sozial- und Pflegebereich, denen mehr Wertschätzung entgegengebracht werden müsse. „Und hier müssen wir über die Löhne reden“, betont die Landtagsabgeordnete des Team K und erklärt, dass vor allem, was die Löhne im öffentlichen Bereich betrifft, die Landesregierung und insbesondere die dafür zuständige Soziallandesrätin Deeg sehr viel tun könne. „Die Angleichung der Löhne des Pflegepersonals im Sozialbereich an jene des Sanitätsbetriebes wurde bereits vor einiger Zeit angekündigt – bis heute wurde es jedoch nicht umgesetzt“, so Rieder, die berichtet dass die Verhandlungen bereits seit einiger Zeit stagnieren, während auch hier wiederum das Nachbarland Österreich weit mehr unternommen habe. Viele Pflegekräfte, insbesondere jene in Teilzeit, seien aufgrund des Personalmangels gezwungen, Überstunden machen. Die Bereitschaft, diese zusätzlichen Stunden zu absolvieren, müsse sich auch auf das Gehalt auswirken, ist Rieder überzeugt. Durch diese finanzielle Wertschätzung könne man diese Arbeitskräfte auch langfristig halten. Denn wie die Team K-Abgeordnete erklärt, gebe es nach wie vor viele Kündigungen im Pflegesektor.
 
 
Wem will die Soziallandesrätin die Verantwortung nach 70 Jahren SVP-Regierung geben?“
 
 
Ein Punkt, der bisher kaum berücksichtigt worden war, ist die „Wiedergewinnung“ von Pflegekräften, die dem Gesundheitsbereich den Rücken gekehrt und in einen völlig anderen Beruf eingestiegen sind. Diese müsste man gezielt suchen, ansprechen und sie motivieren bzw. ihnen auch die Möglichkeit bieten, in ihren alten Beruf zurückzukehren. Ohne weiteres sei dies jedoch nicht möglich, weshalb die Möglichkeit einer Auffrischungskurs-Phase angedacht werden könnte, in der die Wiedereinsteiger auf den aktuellen Stand gebracht werden. „Mir ist nicht bekannt, dass man gezielt und pro-aktiv versucht hätte, diese Personal-Ressourcen zurückzugewinnen“, so Rieder, die betont: „Aus all den genannten Gründen bin ich überzeugt, dass wir ein Gesamtkonzept für die Pflege brauchen.“ Dieses müsse bei der Ausbildung starten, bei welcher nicht zwischen akademischer Ausbildung und den Ausbildungen über Fachhochschulen oder im privaten Bereich unterschieden werden dürfe und für alle die gleichen Regeln gelten müssten. Weiters müssten auf dem Lohnsektor Anpassungen vorgenommen werden. Denn, wie die Landtagsabgeordnete erklärt, dürfe es nicht sein, dass eine Krankenpflegerin, die Angestellte des Sanitätsbetriebes ist, um einiges mehr verdient als eine Krankenpflegerin, die in einem Seniorenwohnheim arbeitet. „Wir begründet man das?“, so Rieder, die noch eine Zusatzfrage stellt: „Wer soll denn die Maßnahmen setzen, wenn nicht die Landesregierung? Wem will die Soziallandesrätin die Verantwortung nach 70 Jahren SVP-Regierung geben?“
„Ich behaupte nicht, dass es leicht wäre“, betont Rieder abschließend, aber es sei an der Zeit, dass sich der Sanitätslandesrat und die Soziallandesrätin an einen Tisch setzen und sich gemeinsam Gedanken über ein Pflegepaket machen.
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Josef Fulterer Mo., 19.06.2023 - 06:36

Während bei der LANDES-REGIERUNG
(schon längst erkannt + die Geld-Entwertung reichlich aufgefangen)
für EIGENEN-BEZÜGE + für die UN-RUHE-STANDS-REGELUNG von Pahl & CO. (kostet 2/3 der >selbst genommenen Landes-Politiker-Fütterung

Mo., 19.06.2023 - 06:36 Permalink
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Herta Abram Mo., 19.06.2023 - 09:14

wo letztendlich gespart wird: bei Investitionen in wohlfahrts(staatliche)Angebote – mit überlasteten Spitälern, Pflegeheimen und Schulen...siehe LA Rieder.

Eine Vermögenssteuer hält Andreas Babler für richtig und nötig. Ich denke mit den Herausforderungen der Gegenwart/Zukunft geht da kein Weg vorbei.
Dies wird LA Deeg niemals so ansprechen, würde Sie damit doch das reiche und mächtige SVP Klientel verärgern.....

Mo., 19.06.2023 - 09:14 Permalink