Kultur | Salto Afternoon

Haben sie Wien schon auf Rost gesehen?

Eine sechsteilige Arbeit des Künsterlduos MDMM hängt seit gestern im Hauptgebäude der Wiener Wasserwerke und bringt die Unterwelt der Metropole ans Tageslicht.
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Foto: Salto.bz

Ein rund 3200 Kilometer langes Röhrensystem verläuft in Wien unterirdisch und sorgt für die passende Wasserversorgung der Bürgerinnen und Bürger. Das für die Stadtmenschen und Touristen unsichtbare Netzwerk haben die beiden Künstler Markus Drassl und Michael Meraner (MDMM) nun in einer großflächigen Arbeit sichtbar gemacht und vor Ort installiert. Gestern wurde das schimmernd, rostige Kunstwerk den Wiener Wasserwerken offiziell übergeben.
MDMM beschäftigen sich bereits seit einigen Jahren mit Stadtplänen, technischen Zeichnungen und Wegenetzen. Erste Arbeiten zeigen etwa Grundrisse bekannter Kathedralen, später arbeiteten sie mit Höhenlinien ausgewählter Landschaften – stets mit dem Ziel, die filigranen Linien der Pläne durch den rostigen Rest zum Leuchten zu bringen. Oder umgekehrt.

Die Entstehung des Kunstwerkes für die Stadt Wien hat von der Übergabe der Pläne, bis zur Fertigstellung, knappe zwei Jahre gedauert. Über mehrere Monate haben MDMM, die ansonsten wegen Datenschutz streng geschützten Pläne des Wasserrohrnetzes, studiert und für ihre Arbeit digital nachgezeichnet. Im Anschluss wurde ihr Wiener Wasserstadtplan in sechs Flächen geteilt und auf die dem Wasser auszusetzenden Metallplatten angebracht. Mit einem speziellen Verfahren wurden die Platten durch Wiener Wasser zum Rosten gebracht, nicht aber die feinen Linien des aufgetragenen Planes zu Wiens Wasserunterwelt.
Die im Maßstab 1:10.000 realisierte Arbeit zeigt, trotz der peniblen Anbringung des Wasserrohrplanes, ein abstraktes Bild, ein fließendes System auf großflächigem Rost – dem eigentlich größten Feind einer jeden Wasserleitung. Die Künstler wurden mit dieser Arbeit zu Dokumentaristen einer Stadt, sie zeigen die pulsierenden Lebensadern Wiens in Rost gezeichnet.