Politik | Wahlen/Elezioni 23

„Die SVP bot keinen Platz für mich“

Der 23-Jährige Daniel Rella aus Tramin war vor einigen Monaten noch Mitglied der Südtiroler Volkspartei. Nun tritt er bei den Landtagswahlen für die „Liste JWA“ an.
Daniel Rella
Foto: Privat
  • Der engagierte Kaminkehrer ist Ortsobmann des Handwerkerverbands, Mitglied im Landesausschuss für Junghandwerker sowie im Landesausschuss für Kaminkehrer. Die SVP hat er nach eigener Aussage verlassen, da er dort nicht wirklich hineinpasste. 

     

    SALTO: Herr Rella, Sie waren Mitglied der „Jungen Generation“ der SVP und wollten im Frühling dieses Jahres auch noch für diese kandidieren. Warum haben Sie die „JG“ verlassen?

    Daniel Rella: Ich war nicht nur Mitglied der SVP, sondern auch Vertreter der Jugend in der Gemeinde. Außerdem war ich im Bezirks- und im Landesausschuss der jungen Generation. Ich war aber nie ein klassisches SVP-Mitglied, bin nie im selben Strom mitgeschwommen. Als es dann zur Wahl des Landtagskandidaten der „JG“ kam, wurde ich nicht ausgewählt, obwohl ich der Einzige der Kandidaten war, der Teil des Landesausschusses war. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gemerkt, dass ich nicht zur SVP passe und sie keinen Platz für mich bietet.

  • „Ich habe gemerkt, dass ich nicht zur SVP passe.“

  • Warum sind Sie genau zur „Liste JWA“ gewechselt?

    Ich verfolge Jürgen Wirth Anderlan bereits seit der Coronazeit. Mir gefiel sein Auftreten, aus diesem Grund habe ich ihn zu meinem Geburtstag im März um einen Rhetorik-Kurs gebeten. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass er kandidieren würde. Nach zwei Monaten erhielt ich plötzlich einen Anruf von ihm und er bot mir an, als Spitzenkandidat auf seiner Liste anzutreten. Ich war sehr überrascht und musste zunächst stark darüber nachdenken. Die Partei zu wechseln, ist schließlich kein einfacher Schritt. Am Ende habe ich das Angebot jedoch angenommen. 

     

    Wofür steht die Liste JWA für Sie persönlich? 

    Für mich ist JWA eine Liste, die fürs Volk spricht und für das Volk da ist. Sie arbeitet nicht in ihrem eigenen Interesse, sondern für die Interessen des Landes und setzt sich für Kultur und Heimat ein. 

  • Daniel Rella tritt als Spitzenkandidat der "Liste JWA" an: Foto: Liste JWA
  • Mit wie vielen Mandaten rechnen Sie persönlich für ihre Liste?

    Natürlich wäre es legendär, wenn wir die Mehrheit erreichen würden. Ich persönlich rechne jedoch mit zwei bis vier Mandaten.

     

    In einem Video der Liste JWA sprechen Sie davon, dass Südtirol nicht mehr sicher sei. Sie haben darin erklärt, dass Sie auch selbst schon Erfahrungen mit Gewalthandlungen gemacht haben. Ist Südtirol wirklich nicht mehr sicher?

    Meiner Meinung nach ist Südtirol nicht mehr so sicher wie es früher war. Ich kenne viele Jugendliche, vor allem auch Mädchen, die sich abends einfach nicht mehr sicher fühlen. Auch in den Medien hört man immer häufiger von Gewalttaten. Meine persönliche Erfahrung hat meine Haltung zum Thema Migration, insbesondere zu Problemausländern, komplett gedreht. Früher war ich auch der Meinung, dass wir so vielen wie möglich helfen sollten; aber wenn ich sehe, dass alte Menschen oder sogar Kinder grundlos angegriffen werden, hört für mich der Spaß auf. Ich bin deshalb ganz klar für einen Migrationsstopp.

  • „Südtirol ist nicht mehr so sicher wie früher.“ 

  • Daniel Rella ist Mitglied der freiwilligen Feuerwehr Rungg: Foto: Liste JWA

    Aber wirkt sich der Begriff Problemausländer nicht auch negativ auf jene Menschen mit Migrationshintergrund aus, die einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten?

    Ich sehe das genau umgekehrt. Wenn wir keine Problemausländer mehr in Südtirol haben, profitieren auch jene Migranten davon, die einen positiven Beitrag leisten. Ansonsten werden nämlich alle in denselben Topf geworfen. Auch jene, die Gutes leisten. 

     

    Der Leiter der Fachstelle Gewalt im Forum Prävention Lukas Schwienbacher sagt, dass die mediale Aufmerksamkeit bezüglich Gewalttaten negativ zum Sicherheitsgefühl der Menschen beiträgt. Sind Sie derselben Meinung? 

    Natürlich ist die mediale Aufmerksamkeit sehr groß. Die Zeitungen nutzen die Vorfälle auf den Titelseiten, damit sich die Exemplare gut verkaufen. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Vorfälle ja real passiert sind und deshalb nicht verschwiegen werden dürfen. Das Problem der Politik ist, dass diese nicht mehr für das Volk, sondern nur noch in ihrem eigenen Interesse oder im Interesse der Medien handelt. 

  • Auf der Homepage der Liste JWA steht, dass Sie sich neben Sicherheit auch für leistbares Wohnen für die jungen Generationen einsetzen. Welche sind Ihre konkreten Vorschläge diesbezüglich?

    Ein wichtiger Aspekt ist das Verbot von Zweitwohnungen für Nicht-Südtiroler. Dieser Ankauf von Wohnungen treibt die Preise nämlich stark in die Höhe. Des Weiteren sind die Zinsen mit über vier Prozent derzeit sehr hoch. Geht man von einer Kreditsumme von 300.000 Euro aus und vergleicht zum aktuellen Zinssatz einen Zinssatz von einem Prozent, ergibt sich auf 25 Jahre eine Differenz von 136.000 Euro. Das Land Südtirol sollte für junge Erwachsene nicht mehr 30.000 Euro für die Erstwohnung zur Verfügung stellen, sondern einen Teil des Hauspreises. Dieser kann von den Südtirolern dann wie bei einer Bank monatlich zu niedrigen bis gar keinen Zinsen zurückbezahlt werden. Dadurch wäre es für beide Seiten möglich, Geld zu sparen. 

  • „Zweitwohnungen für Nicht-Südtiroler müssen verboten werden.“

  • Denken Sie, dass Sie in den Landtag einziehen werden?

    Ich bin Realist. Nachdem aus meinem Heimatdorf Tramin zwei weitere Kandidaten zur Wahl antreten, gehe ich nicht davon aus, dass ich es in den Landtag schaffe. Vor allem aber aus dem einfachen Grund, dass ich mich nicht selbst enttäuschen will. Trotzdem werde ich 110 Prozent geben und dafür kämpfen, dass ich es schaffe.