Politik | Frauen in der Politik

Direkt nachgefragt

In Ermangelung klarer Ansagen und weil neben Fakten vor allem Gerüchte ein Tauschwert journalistischer Praxis sind, haben wir bei drei politisch engagierten SVP-Frauen nachgefragt, ob sie “gefragt” wurden.
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Foto: Seehauserfoto

Astrid Pichler, seit zwei Jahren Bezirksfrauenreferentin im Burggrafenamt und seit einigen Monaten Referentin von Regionalassessorin Martha Stocker, wurde “mehrfach gefragt”, ob sie nicht auf den Landtag spitzen wolle. Allerdings  kamen die Anfragen nicht von Obmann Theiner oder Spitzenkandidat Kompatscher, sondern eher informell von politischen Wegbegleitern, auch auf Gemeindeebene: Ob sie nicht Lust hätte auf richtige politische Arbeit. “Nein,” meint die Naturnserin, “ich bleibe derzeit noch liebend gerne in der zweiten Reihe, bin sehr überzeugt von meiner Arbeit als persönliche Referentin von Martha Stocker und habe außerdem bereits im Winter gesagt, dass ich nicht kandidieren werde.” Die drei Frauen, die der SVP zur Vervollständigung ihrer Kandidatenliste für den Landtag fehlten, kämen garantiert, meint Pichler. Sie wünscht sich vor allem eine starke Frau aus der Wirtschaft, die würde noch fehlen, obwohl Frauenchefin Angelika Margesin bereits die Freiberufler vertrete. “Aber eine Wirtschaftlerin täte der Partei gut!” sagt Pichler.

Judith Gögele klang nicht nur erstaunt, sondern auch amüsiert, auf die Frage hin, ob an sie eine Kandidatur herangetragen wurde. “Ich finde das wunderbar zu sehen, wie die Gerüchteküche brodelt,” meint die Kommunikationsleiterin bei PensPlan. Sie könne sich vorstellen, dass viele Namen zirkulieren, eigentlich jede SVPlerin, die eine politische Funktion innehat. Sie selbst ist Mitglied im Meraner Gemeindesozialausschuss und “natürlich” politisch interessiert und engagiert. “Ich wurde aber weder gefragt, noch habe ich mich jemals mit dem Gedanken beschäftigt.” Den Frauen, die jetzt noch ernannt werden, wünscht sie alles Gute. “Ich habe für die Arbeitnehmer der SVP gearbeitet und weiß, wie ein Wahlkampf geführt wird. Wenn alles in allem nur noch zwei Monate Zeit bis zu den Wahlen bleiben, dann dürften die letztgenannten Kandidatinnen keine no-names sein.” So viel Zeit wäre nicht da, diese bekanntzumachen und aufzubauen.

Ulrike Oberhammer, Präsidentin des Beirates für Chancengleichheit fühlt sich keineswegs als “fehlende Frau”. Allerdings habe man bei ihr angeklopft und gefragt, ob sie auf der Landtagsliste kandidieren wolle: “Aber das wurde bei vielen anderen Frauen auch,” meint die Rechtsanwältin. Und sie werde ihre Antwort für sich behalten, bis zum vereinbarten Termin. “Aber dass so getan wird, als ob man keine geeigneten Frauen für die Landtagsliste finden würde, finde ich unmöglich.” Es gebe genügend Kandidatinnen für die Politik, allerdings seien die Zeiten immer noch hart. “Wenn eine Renate Gebhard sich fast schon entschuldigen muss, dass sie ein Kind erwartet, während es bei den Politiker-Männern ganz anders klingt, wenn Vaterfreuden zu erwarten sind.” Es müssten mehr Frauen in den Landtag gewählt werden, auch in die Landesregierung, dann würde sich Grundlegendes ändern. Alles sei möglich. “Bei den Bürgermeisterwahlen habe ich auf eine Frauenzahl von 8 getippt und alle meinten, das wäre übertrieben, geworden sind es dann aber 10.” Die Stunde der Frauen sei gekommen, meint Ulrike Oberhammer.