salto.bz: Bad Egart beherbergt ein Museum mit zahlreichen Exponaten aus der Habsburgerzeit, darunter auch persönliche Gegenstände von Kaiserin Sissi und Kaiser Franz Joseph. Wie entstand die Idee zu diesem Museum?

Janett Platino: Mein Vater Karl Platino – alias Onkel Taa (der Spitzname, den ihn seine kleineren Geschwister als Kind gegeben haben) hat bereits mit 14 Jahren angefangen zu sammeln. Von seiner Tante erhielt er damals zwei Bilder vom Kaiserpaar - Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth. Die Tante erzählte ihm immer von der K.u.K. Zeit und schwärmte: „Ja Taa, das waren noch Zeiten…“ So begann seine Begeisterung für die Habsburgermonarchie und das Sammeln. Mit den Jahren kamen sehr viele Antiquitäten und kuriose Ausstellungsstücke zusammen und mein Vater hat sich entschieden diese Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die im Museum ausgestellten Objekte stammen alle aus Südtirol.

Diese Sammelleidenschaft umfasst auch jede Menge Küchengeräte, die teils mehrere hundert Jahre alt sind. Was können die BesucherInnen in der Ausstellung bestaunen?

Wir haben im Museum eine Biedermeier Küche ausgestellt mit allerhand Küchengeräten aus dieser Zeit. Früher zählte das Design der Geräte nicht so wie heute – die Handlichkeit bei der Arbeit stand im Vordergrund. Viele Lebensmittel mussten umgehend verarbeitet oder haltbar gemacht werden. Es gab damals ja noch keinen Kühlschrank, lediglich einen Keller, indem die Lebensmittel aufbewahrt wurden. Durch das haltbar machen entstanden viele Rezepturen, wie z.B. der Speck oder das Sauerkraut. Das ist vielen heutzutage gar nicht mehr bewusst. 
Viele der Geräte benützen wir heute noch in unserem Restaurant nebenan – denn schneller und einfacher arbeitet man mit diesen Geräten allemal. 

Wie kam Sissi nach Bad Egart und was stand auf ihrem Speiseplan?

Die Kaiserin verbrachte in Meran vier Winter. Sie verweilte hier vom Herbst bis in den Frühling. Sie residierte im Hotel Kaiserhof in Meran, im Schloss Rottenstein in Obermais und im Schloss Trauttmannsdorff. Sissi wanderte im gesamten Meranerland herum – und sie genoss hier inkognito ihre Kururlaube. Sie war sehr figurbewußt, sportlich aktiv und machte in Meran Traubenkuren. Nach Bad Egart kam sie zum Baden. Die bekannteste Lieblingsspeise der Kaiserin war das Veilchen-Gefrorene. Wir kochen im Restaurant unter anderem auch Lieblingsgerichte des Kaiserpaares (Kaiserliches Menu). Um ein Gericht zu nennen: Kaisers Gugelhupf mit kandierten Früchten serviert mit einer Edelbitter Schokoladensauce und Sissi´s Veilchen-Eis.

Das Restaurant "Onkel Taa" ist für seine Weinbergschnecken bekannt. Hat das Gericht in Südtirol Tradition?

Weinbergschnecken werden bei uns in Südtirol schon seit langer Zeit gegessen. Sie waren Anfangs ein „Arme Leute Essen“ und wurden auch in der Fastenzeit verspeist. Eine Zeit lang gerieten die Weinbergschnecken dann in Vergessenheit. Erst als die französische Küche ihren weltweiten kulinarischen Siegeszug antrat, kamen die Weinbergschnecken wieder in Mode. Sie sind zu einer Spezialität geworden – denn das richtige zubereiten und die Verarbeitung der Weinbergschnecken ist besonders aufwendig. Wir bieten sie im Restaurant in verschiedenen Varianten an. Seit über 18 Jahren führe ich nun die Küche im „Onkel Taa“. Bei mir kommen sehr viele Kräuter und essbare Blumen zum Einsatz, welche alle in unserem Garten wachsen. Bei uns wird alles selber gemacht. Ich habe mich im allgemeinen auf historische Gerichte mit Tradition spezialisiert, welche ich dann mit meiner Kreativität umwandle.
 

"Culture & Calories"-Rezept aus dem Buch:

WEINBERGSCHNECKEN
nach Burgunder Art

FÜR 4 PERSONEN

FÜR DIE SCHNECKEN:
24 Weinbergschnecken (aus der Dose)
24 große Weinbergschneckenhäuser
60 ml Weißwein
500 ml Wasser
1 Lorbeerblatt
2 EL Weißbrotbrösel

FÜR DIE SCHNECKENBUTTER:

150 g weiche Butter
11⁄2 EL Petersilie, fein gehackt
1 EL Zwiebelwürfel
5 Knoblauchzehen, fein gehackt
1 Spritzer Worcestersauce
1 Prise Muskat
20 ml Cognac
Salz
Pfeffer aus der Mühle

ZUBEREITUNG

Schnecken abseihen und den Sud dabei auffangen. Die Hälfte des Suds mit Weißwein und Wasser aufkochen. Schnecken und Lorbeerblatt zugeben und etwa 5 Minuten kochen. Abseihen und Schnecken auskühlen lassen.
Butter mit dem Schneebesen schaumig rühren. Petersilie, Zwiebelwürfel, Knoblauch und Worcestersauce unterrühren und mit Muskat, Salz und Pfeffer würzen.
In die Schneckenhäuser etwas Schneckenbutter geben, Schnecken hineindrücken und Schneckenhäuser mit Schneckenbutter verschließen.
Weinbergschnecken auf ofenfeste Schneckenteller setzen und mit Weißbrotbröseln bestreuen. Im auf 200 Grad vorgeheizten Backofen etwa 10 Minuten gratinieren.

TIPP

Servieren Sie die Weinbergschnecken mit Baguette oder Toast.