Hochzeitsreise nach Istanbul?
Eine befreundete italo-türkische Anwältin hat mich am Mittwoch Abend ins Istanbuler "Esman Sultan" eingeladen, um dort ein wichtiges "Event" zu feiern: die Partnerschaft ihrer Istanbuler Anwaltskanzlei mit einem Hamburger Rechtsanwaltsbüro.
Die Einladung nahm ich sehr gerne an. Denn das Esman Sultan ist ein magisches, exklusives Veranstaltungszentrum am Bosporus, in Ortaköy, wo man vorzüglich und sehr teuer speisen kann.
Ich fiel aus allen Wolken, als ich neben dem Gastgeber, dem Anwalt Etem Postacioglu, den ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff mit seiner Gattin Bettina sah. Das also war der neue Anwaltspartner aus Hamburg!
Ich wurde vorgestellt und meine deutschen Sprachkenntnisse stießen auf grosses Wohlwollen beim Promi-Paar aus Hamburg. Ja, sein Hamburger Anwaltsstudio sei diese Partnerschaft eingegangen, sagte Wulff, weil die intensiven Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und der Türkei einen steigenden Rechtsbeistand erforderten.
Das folgende Gespräch kreiste um Privates. Christian und Bettina Wulff haben vor einem Monat kirchlich geheiratet, nachdem sie sich zunächst infolge des erzwungenen Rücktritts des CDU-Politikers als Staatspräsident getrennt hatten. War ihr Aufenthalt in Istanbul eine verspätete Hochzeitsreise?
Sicher ist: Die beiden frisch Getrauten sind sehr glücklich. Christian Wulff braucht seine Bettina, das sah man deutlich. Sie ist sehr kommunikativ, herzlich und unkompliziert. Ihr Mann wirkte weniger locker.
Nun zum türkischen Teil der Partnerschaft. Das Anwaltsstudio Postacioglu ist eines der rennomiertesten und ältesten der Stadt, das bei internationalen Institutionen und Unternehmen sehr gefragt ist. 25 Anwälte, darunter meine Freundin, arbeiten dort.
Etem ist Anwalt in dritter Generation. Seine Familie stammt aus dem liberal-fröhlichen Izmir und das ist dem Urenkel der Dynastie deutlich anzusehen.
Er ist gut gelaunt, liebt das Leben (Essen, Frauen, Frankreich, Italien) und leidet unter den jüngsten Ereignissen in Paris ganz besonders. Etem hat nämlich in Paris studiert und gelebt und er unterhält dort eine Anwaltskanzlei.
Dass ihm nicht nur die Terrorwelle in Paris, sondern auch die politische Entwicklung in der Türkei Sorgen bereiten, verhehlt er nicht.
Doch hält er es wohl mit dem Motto der letzten Ausgabe der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo, das da lautet: "Ihr - die IS-Terroristen - hantiert mit Waffen, wir - die Franzosen - trinken Champagner! "
Der Champagner, den Etem Postacioglu am Mittwoch aufschenken ließ, gehört zu den besten, die ich je getrunken habe.