Gesellschaft | Schengen

Menschenkette für Menschlichkeit

Einige hundert Menschen haben am Brenner gegen neue Grenzen in Europa demonstriert. Bürgermeister Franz Kompatscher: "Lasst uns nicht allein".

"Keine Demonstration gegen Österreich", das angesichts des wachsenden Flüchtlingsstroms sein Grenzmanagement verschärfen will, sondern eine Kundgebung "gegen neue Grenzen in Europa": dazu haben sich heute (20. Februar) am späteren Vormittag einige hundert Menschen am Brenner versammelt. Mit dabei viele Politiker: die Landesräte Philipp Achammer, Richard Theiner und Christian Tommasini, der Bürgermeister der Gemeinde Brenner, Franz Kompatscher, die Grünen Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa und Riccardo dello Sbarba und der SVP-Europaabgeordnete Herbert Dorfmann. Auch Caritas-Direktor Paolo Valente machte sich auf den Weg zum Brenner.  Aus dem Trentino reiste Landeshauptmann Ugo Rossi an.

"Lasst uns nicht allein", rief Bürgermeister Kompatscher im Laufe der Veranstaltung ins Megaphon. Allein mit all jenen Migranten, die Richtung Nordeuropa unterwegs sind und morgen am Brenner auf Grenzkontrollen, Zäune und Obergrenzen für die Flüchtlingsaufnahme stoßen werden. Seit gestern nimmt Österreich täglich nur mehr 3.200 Flüchtlinge pro Tag auf, an der Südgrenze gilt eine Höchstgrenze von 80 Flüchtlingen pro Tag. Im laufenden Jahr will Wien maximal 37.500 Flüchtlinge ins Land lassen.

Caritas-Direktor Valente präzisierte heute seine Beweggründe, an der Menschenkette teilzunehmen: Er wolle nicht gegen Österreich und Deutschland demonstrieren, die mehr Asylanten aufgenommen hätten als Italien. Er wolle auch nicht über die verstärkten Grenzkontrollen der österreichischen Behörden jammern und schon gar nicht gegen Binnengrenzen, aber für starke europäische Außengrenzen eintreten. Der Brenner sei Sinnbild für die Grenze zwischen Arm und Reich, und diese Mauer gelte es niederzuwerfen:

Quello del Brennero non è il confine tra Italia e Austria (ormai caduto, per fortuna), ma è l’apparire di una frontiera che è ben più reale, benché lontana da noi: quella tra ricchi e poveri. Se si va al Brennero a dire che dobbiamo “riformare il modello di sviluppo perché sia equo, inclusivo e sostenibile” (papa Francesco), allora sì. Vuol dire, però, che da domani cominciamo a cambiare stile di vita e a ripensare i rapporti internazionali, i consumi, il nostro rapporto con l’ambiente… 

Paolo Valente

Die Kundgebung stand unter dem Motto "Europa zusammenhalten". Europa laufe Gefahr, durch Grenzen auseinanderdividiert zu werden. Die grenzüberschreitende Menschenkette solle das geteilte Europa symbolisch wieder verbinden, erklärten die Südtiroler Grünen.