Die Denkpause
Die Verwaltungsräte der Stiftung sind aufgefordert, bis zum Sommer ein Konzept zur Neuplanung der Tätigkeiten und Aufgaben der Stiftung Stadttheater vorzulegen. Nach dem Abgang von Direktor Manfred Schweigkofler steht die Institution ohne Führung da. Eine solche soll erst dann gesucht werden, wenn klar ist, wie es mit dem Haus am Verdiplatz weitergeht. Angesichts der erfolgten und erwarteten Budgetkürzungen von Land und Stadtgemeinde dürfte jedoch klar sein, dass es keine große Opern- und Tanzsaison mehr geben wird. “Man muss schon froh sein, wenn ein Teil davon erhalten bleibt”, sagt Klaus Runer, Verwaltungsratsmitglied der ersten Stunde. Dass die Stiftungseigner, also das Land Südtirol und die Stadt Bozen politisch in die Geschicke der Stiftung eingreifen, sei außerdem noch nie vorgekommen, sagt er. Ein Zeichen, so Runer, dass die Lage ernst ist.
Entweder die vier im Stadttheater beheimateten Institutionen beschließen gemeinsame Kürzungen bei Verwaltung und Technik oder man beschneidet eine dieser Institutionen radikal. “Es wird wohl auf die zweite Option hinauslaufen”, meint Klaus Runer. Denn dass sich das Teatro Stabile mit dem starken italienischen Kulturassossorat im Rücken einer Sparmaßnahme zugunsten der seit jeher ungeliebten Stiftung Stadttheater beugt, ist mehr als unwahrscheinlich. Ebenso werden die Vereinigten Bühnen Bozen, ebenfalls Flagschiff der deutschen Kultur, keine nennenswerten Abstriche in Programm oder Personalbesetzung machen. Hinzu kommt, dass Marco Bernardi vom Stabile und Thomas Seeber, Präsident der VBB im Verwaltungsrat der Stiftung Stimmrecht haben. “Eine unsägliche Situation”, meint Runer. So blockiere das eine Theater die Tätigkeiten des andern.
Ironie der Geschichte: Einen Reorganisationsplan hat Manfred Schweigkofler bereits im Sommer 2012 präsentiert. Er hatte ebenfalls nachgedacht, wie die künstlerischen Tätigkeiten der Stiftung gerettet werden könnten und Synergien im Technik- und Verwaltungsbereich der vier Institutionen vorgeschlagen. Das provozierte heftigen Widerstand und schlussendlich ein Hinhaltespiel um seine Person und Funktion mit dem Ergebnis des erzwungenen Abgangs. Schweigkofler ist zur Zeit in Prag, wo er für den 28. März den “Don Carlos” inszeniert.
Schade sei, so Klaus Runer, dass mit einem Rückschnitt des künstlerischen Programms der Stiftung das in zehn Jahren aufgepäppelte Opern- und Tanzpublikum in Bozen wieder vor leeren Hallen steht.