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Gründungsfreudige Migranten

Die Zahl an Firmeninhabern mit Migrationshintergrund wächst. Sie tragen auch in Südtirol dazu bei, die Zahl an Unternehmensgründungen stabil zu halten.

In Bozens Bahnhofsviertel sind sie nicht zu übersehen. Im Baugewerbe stellen sie bereits 16 Prozent aller Firmeninhaber. Und in der Handelskammer Bozen sind sie dabei, eine fixe Größe zu werden: Wie im restlichen Europa beleben Unternehmer mit Migrationsgrund auch in Südtirol das Gründungsgeschehen. 2.337 von 34.265 Firmeninhabern sind hierzulande laut aktuellen Zahlen Ausländer – gut 60 Prozent davon kommen aus Nicht-EU-Ländern. Im Zehn-Jahres-Vergleich hat sich die Zahl an ausländischen Firmeninhabern damit fast verdoppelt. Zugpferd sind vor allem die Firmeninhaber von außerhalb Europas, die seit 2002 von 559 auf 1.274 zugenommen haben.

Boom in Krisenzeiten

Ein Trend, der nicht nur in ganz Italien, sondern auch im restlichen Europa zu beobachten ist. In Deutschland hat mittlerweile jeder fünfte Unternehmensgründer ausländische Wurzeln. „Boom dell’imprenditoria etnica“ titelte auch der Handwerkerverband Cna im vergangenen Sommer und zeigte in einer Studie auf,  wie wichtig die Zunahme an Unternehmern mit Migrationshintergrund in Zeiten der Stagnation für Beschäftigung und Wachstum ist. 

Eine aktuelle Untersuchung der Universität Parma beleuchtet, dass sich immer mehr Unternehmen von Migranten aus ihrem traditionellen Umfeld heraus entwickeln. Statt sich also vorwiegend am sozialen Netzwerk des Herkunftslandes zu orientieren, würden diese Unternehmen vorwiegend Produkte und Dienstleistungen für Konsumenten des Einwanderungslandes anbieten.  

Baugewerbe, Handel und Dienstleistungen dominieren

Ein solch detailliertes Bild liegt für Südtirol nicht vor. Doch die  Zahlen des WIFO der Handelskammer Bozen erzählen so einiges. Demnach sind EU-Bürger am stärksten im Bereich „Erziehung und Unterricht“ tätig, wo sie mehr als ein Zehntel aller Firmeninhaber stellen. Bei Nicht-EU-Bürgern dominieren neben schwer einzuordnenden Kategorien wie „Nicht klassifizierte Unternehmen“ und „Unterstützende Dienstleistungen“ vor allem das Baugewerbe sowie der Handel und die Reparatur von Kraftfahrzeugen. Verhältnismäßig schwach, mit nur zwei Prozent aller Firmeninhaber, ist der Anteil dagegen im Bereich Gastgewerbe und Gastronomie. 

Auffallend ist, dass die Fluktuation bei Unternehmen von Migranten höher ist als bei heimischen Firmeninhabern, sagt Michael Vigl vom WIFO. Nichtsdestotrotz trägt die Dynamik der ausländischen Gründer dazu bei, die Zahl an Unternehmen stabil zu halten. Denn die Zahl der inländischen Firmeninhaber ist im vergangenen Jahrzehnt um 1.800 zurückgegangen.