Pressespiegel vom 20. März 2013

Aus den heutigen Zeitungen: Themen gegen den Strich gelesen

Der Papst und die Zärtlichkeit

Auf dieses Thema können sich alle lokalen Tageszeitungen und auch das heute erschienene Katholische Sonntagsblatt ohne weiteres einigen: “Keine Angst vor Zärtlichkeit” titelt die Neue Südtiroler Tageszeitung und der Alto Adige zieht gleich mit den fetten Lettern im Innenteil “Non abbiate paura di bontà e tenerezza”. Diese Worte richtete Papst Franziskus an die internationalen Staatsgäste bei seiner Amtseinführung. Dass er mit solchen Gesten die Gunst der Gläubigen gewinnt, zeigt eine Umfrage des Instituts Demopolis, wonach 95% der katholischen Italiener  vom neuen Papst begeistert sind. Die Dolomiten schwelgen in Bildern: Papst Franziskus, der Kinder küsst und Angela Merkel begrüßt, ein Mann des Volkes. Auch das Katholische Sonntagsblatt widmet dem neuen Oberhaupt der katholischen Kirche ausführliche Berichte und Stellungnahmen auf sechs von 30 Seiten. Beinahe dezent.

Zypern zittert

Die zyprische Krise und der EU-Rettungsplan bestimmen einen weiteren Teil der internationalen Berichterstattung. Wie also das Parlament in Nikosia geschlossen gegen die Zwangsabgabe stimmte, berichtet die Dolomiten auf ihrer Titelseite, während der Alto Adige eine etwas profundere Analyse des zyprischen Dilemmas wagt, wobei auch hier eine gewisse Ratlosigkeit durchschimmert. 16 Milliarden Euro müsste die EU für die Rettung der zyprischen Banken bereitstellen. Allerdings geht es wieder mal um die Prinzipienfrage: Soll diese Summe allein von der EU aufgebracht werden, oder sollen die Zyprioten auch etwas dazugeben, eben die berüchtigte und bereits durchgefallene Zwangsabgabe auf Bankkonten. Vor allem Deutschland hatte sich dafür starkgemacht.

Politiker und ihre Entwicklungen

Während der Alto Adige das politische Ränkespiel auf Bozner Gemeindeebene zwischen Bürgermeister Spagnolli und seiner Partei, dem PD beobachtet, berichtet die Tageszeitung von den Erfahrungen und Einschätzungen der Südtiroler Parlamentarier in Rom. Gianclaudio Bressa will sich auf keinen Koalitionspartner festlegen, Karl Zeller hingegen sieht ein Bündnis zwischen PD, Monti und der Lega Nord heranreifen. Weitaus optimistischer ist Florian Kronbichler, schreibt die Tageszeitung: “Totgesagte leben länger”, und zwar der PD mit den Grillini. Der Neo-Abgeordnete von “Sinistra Ecologia Libertà” steht nun nicht mehr als “Letztes” in der Zeitung, sondern ganz wichtig auf Seite 4: Kronbichler ist in die Kommission für Verfassungsfragen berufen worden.

Sprache und Sport

Dass die deutsche Sprache auf italienischen Fußballplätzen nicht von allen gern gehört wird, müssen Südtiroler Clubs ertragen lernen. Die “Crucco”-Rufe von der Tribüne seien die Fußballer des ASC St. Georgen gewöhnt, berichtet die Dolomiten, doch dass ein Schiedsrichter mit Platzverweis droht, sollte er noch ein weiteres deutsches Wort hören, lässt die Wogen hochgehen im Südtiroler Tagblatt: eine ganze Seite mit Berichten und Kommentaren, dazu das “Vorausgeschickt” auf der Titelseite von Hatto Schmidt. Auch die Tageszeitung widmet dem Thema einen Artikel und zitiert den Landeskommandanten des Schützenbundes Elmar Thaler mit dem Hinweis auf das Recht auf Muttersprache. Blättert man im Alto Adige, findet man zum Vorfall und zum Thema keine einzige Zeile, nicht eine.

Twenty vor Benko

Die Ankündigung eines geplanten Einkaufszentrums im Bahnhofspark von Bozen lässt den Bozner Unternehmer Giovanni Podini in die Offensive gehen: Tageszeitung, Dolomiten und Alto Adige berichten darüber ausführlich. (der Corriere dell’Alto Adige erscheint heute und morgen nicht, da die Journalisten wegen Kürzungen streiken). Podini will das derzeitige Einkaufszentrum verdoppeln, nachdem ihm die Landesregierung grünes Licht dafür gab. Am Ende sollen über 80 Geschäfte und Restaurants, ein 2.500 großen Dachgarten sowie eine Fußgängerbrücke über den Eisack das Shoppen zum Freizeitvergnügen machen. “Un progetto bellissimo” findet Bürgermeister Luigi Spagnolli, denn “è un opera pubblica pagata dai privati”.