Martha Stocker zwischen Wortverdrehern und sauren Ärzten
Martha Stocker hält sich an das was Sache ist. Und gesagt wurde, dass bis zum 11. September die Reorganisation des Gesundheitswesens in Südtirol präsentiert wird. Entmachtung der Bezirksdirektoren, Schließung der kleinen Krankenhäuser? "Davon war nie die Rede auf der Klausur", unterstreicht die Gesundheitslandesrätin.
Verärgerter Direktor
Entrüstet und verärgert zeigt sich Walter Amhof von der Bezirksdirektion Pustertal. "Wenn sie meine Stimme hören werden sie mein inneres Gefühl erahnen, aber mehr will ich dazu nicht sagen." Dass die Klausur am Wochenende, bei der sich die Führungskräfte des Südtiroler Sanitätsbetriebes und der Landesabteilung Gesundheit getroffen hatten, nicht ernst genommen wird, dass geplaudert wird, obwohl Stillschweigen vereinbart war, stößt auf Mißfallen. Amhof ist überzeugt: "Hier wird tenedenziös politisch Einfluss genommen, bevor Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorliegen. Wir hatten absolutes Stillschweigen vereinbart." Wer geplaudert hat und falsche Informationen ausgibt, darüber will er kein Wort verlieren. Stocker versteht Amhof: "Da hat er recht, wenn er sich ärgert."
Reformwillige Landesrätin
Lasst uns in Ruhe arbeiten, will die Gesunheitslandesrätin sagen. Aber stimmt es, dass die Miniabteilungen wie die Gynäkologie in Innichen geschlossen oder als tagesklinische Einrichtung weitergeführt wird? Stocker gibt sich wortkarg. "Wir haben ein Koalitionsprogramm ausgearbeitet, das den Erhalt der sieben Krankenhäuser klar unterstreicht. Wir werden das Programm doch nicht aufstellen und dann wieder kippen."
Genervte Ärzte
Den Reformwillen und die Tatkraft in Südtirols Gesundheitswesen bezweifeln viele. Werner Beikircher, Anästhesist am Krankenhaus Bruneck sagt zu Rai Südtirol: "Es ist eine große Zermürbung in der Ärzteschaft zu verzeichnen aufgrund der jahrelangen, sinnlosen Versprechen und Hinweisen auf irgendwelchen Reformen die nie durchgeführt wurden." An Reformen glaubt Beikircher derzeit nicht, erst eine "große politische Koalition auf Parteiebene" kann aus seiner Sicht etwas bewegen. Eine Partei allein sei nicht in der Lage etwas zu bewegen, "die haben Angst vor Stimmenverlust, denn wenn man das Krankenhaus Innichen schließt, dann verliert die SVP das ganze Pustertal."
Gekappte Privilegien
Ob geplaudert wurde oder nicht, Ergebnisse der Klausur durchsickerten oder dicht gehalten wurde. Das Vertrauen der Ärzte und des Pflegepersonals ist längst dahin. Und dass PolitikerInnen oder BezirksdirektorInnen Reformen ohne Fachleute durchziehen, sei einfach nicht mehr angebracht, so Beikircher. "Seit zehn bis fünfzehn Jahren diskutiert man über Reformen, passiert ist nichts. Rein gar nichts."
Der Stiftung Vital hat Martha Stocker den Hahn schon zugedreht, Konflikte scheut sie nicht, und leise raunt man sich, trotz aller Skepsis zu: "Wenn es eine schafft, dann die Martha."