Gesellschaft | Kommentar

Schwimmtasche immer bereit

Dieser Sommer ist ein Erlebnis. Wir sparen Mückenspray, schleppen Holz im August und genießen die Sonne. Zwischen einer Wolke und der nächsten.

Wer uns kennt, der weiß. Wir - zwei Eltern, vier Kinder - sind keine Vielduscher. Ein bisserl Dreck stört uns nicht, Füße- und Händewaschen muss reichen. Aber dieser Sommer toppt alles. Der Verbrauch von Sonnencreme, Mückenspray und Deodorant reduziert sich gegen Null. Denn ohne Sonne, keine Creme, keine verklebten Schultern und Beine, und damit – einmal weniger duschen. Weniger Schweiß, weniger Wasser. Optimal, oder?

Gartenfreuden
Was mich auch freut: Der Rasen wächst und wächst, ich muss nicht gießen, spare sowohl Regenwasser als auch Gartenschritte. Es grünt wunderschön vor unserem Haus. Das erfrischt mich und natürlich auch den Rasen. Und wenn mal die Sonne rauskommt, dann lass ich alles stehen und liegen. Nur um fünf, zehn oder fünfzehn Minuten die Wärme zu genießen. Hab ich bisher noch nie gemacht, denn endlos lange Sommertage lagen zu Füßen. Nun wird der Moment genutzt, Überraschung paart sich mit Freiheit. Ich finde das wundervoll.

Vertrauen ist gut - Kontrolle besser
„Die Schwimmtasche ist immer gepackt“, verriet mir eine Freundin aus Meran neulich. „Wenn es los geht, wollen wir los.“ Mir fällt die Geburtstasche ein, wo Windeln, Strampler und dicke Wollsocken auch in den letzten Wochen immer präsent waren. So ganz will man wohl doch nichts dem Zufall überlassen. Evi, sie arbeitet in der Stadtbibliothek, hat ihre Sandalen an („aber ich hab mir überlegt die Turnschuhe einzupacken“). Dass der Pullover, die Regenjacke und der Schirm in den Untiefen der Handtasche verstaut sind, versteht sich von selbst. Sonnenschein hin oder her.

Apropos:Verstaubte, vermoderte, unauffindbare Regenjacken, die irgendwann - plötzlich - wenn es regnet aus dem tiefsten Keller in der letzten Kiste geholt werden, gehören der Vergangenheit an. Unsere sechs Jacken hängen griffbereit, wohlriechend, vom letzten Regen noch leicht feucht in der Garderobe. Und freuen sich auf ihren nächsten Einsatz. Die Regenschirme lehnen daneben.

Wir lassen uns nicht beirren. Gehen schwimmen, wenn die Wolken grau sind. Laufen auf die Alm, wenn es tröpfelt und gießt, schleppen Holz und heizen den Ofen ein, im August. Wir legen uns in die Sauna und wärmen uns auf. Binden wir uns doch nicht an Jahreszeiten, wir hatten keinen einzigen Sonnenbrand im Sommer. Das teure After Sun bleibt im Kasten, vielleicht brauchen wir es nächstes Jahr. Ist das nicht toll!?