Politik | Seilbahn Plose

Neutralität futsch, wenn's um die Seilbahn geht?

Während im Vinzentinum SchülerInnen über die Plose Seilbahn informiert wurden zuckt Brixens Bürgermeister die Achseln: Objektive Berichterstattung - warum auch?

Brixens Bürgermeister Albert Pürgstaller zuckt die Achseln. Eine offizielle Informationsbroschüre gibt es leider nicht, zu schwierig sei das, um objektiv zu bleiben. Das hatte man deshalb auch lieber den Bürgerinitiativen überlassen. Statt Neutralität gibt es einseitige Informationen in Sachen Plose Seilbahn. Einen Tag vor dem Referendum wird noch kräftiges Geschütz aufgefahren.

Landeshauptmann Kompatscher gibt zwar keine direkte Wahlempfehlung wie Thomas Widmann vor einigen Tagen, sein Foto in der  Tageszeitung Dolomiten wird aber dennoch gut positioniert. Pro Seilbahn? Ist doch klar: "Südtirol hat einen besonderen Bezug zu Seilbahnen und deshalb sind sie auch grundsätzlich eine interessante und hochmoderne Möglichkeit, Mobilität zu schaffen", sagte Kompatscher gegenüber der Zeitschrift "Der Brixner." Auch Altlandeshauptmann Luis Durnwalder wird gezeigt - für ihn ist es klarer: "Schönheitsfehler gibt es überall, doch wenn wir die Vorteile mit den Nachteilen abwiegen, sollte sich Brixen nicht die Gelegenheit entgehen lassen, die Seilbahnverbindung zu verwirklichen."

Schauplatzwechsel: Mit SchülerInnen wurden am Nachmittag des 19. September im Vinzentinum diskutiert. Eineinhalb Stunden lang wurde gesprochen - gemeinsam und fair. Die einzige Veranstaltung, so fanden die Diskussionsteilnehmer, die es im Vorfeld zur Seilbahn-Volksabstimmung vom 21. September gab, "wo man gemeinsam an einem Tisch saß."  Information muss möglich sein. Im Vinzentium beantwortete für das Komitee PRO Seilbahn Brixen Markus Huber die Fragen aus dem Plenum. Klaus Vontavon, von der Initiative proALT erläuterte den rund 70 Oberschülerinnen und Oberschülern die Position der Gegner des „Überflugs“.

Markus Huber betonte in seinen Ausführungen die touristische und wirtschaftliche Notwendigkeit der Seilbahn für den Brixner Hausberg. Er verstehe zwar die Bedenken bezüglich des „Überflugs“, aber man müsse Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen. „Und dann überwiegen die Vorteile“, meinte Huber. Klaus Vontavon hielt dagegen, dass man nicht einfach so über die Bürgerinnen und Bürger „drüberfahren“ könne. „Weder mit der Seilbahn, noch im übertragenen Sinne“, betonte Vontavon und kritisierte grundsätzlich den Prozess, wie Gemeinde und Befürworter die Angelegenheit angegangen sind. Die Kontrahenten waren sich einig, dass der Modus der Abstimmung nicht optimal sei. „Obwohl wir durch den Modus einen Vorteil haben“, gab Huber zu. „Krokodilstränen!“, attestierte daraufhin Vontavon.

Medienposition
Gemeinsam im Vinzentinum. Eindeutig in der Tageszeitung Dolomiten. Diese widmet einen Tag vor der Abstimmung eine Seite ganz den Befürwortern, schwärmt von "einer Talstation im Mobilitätszentrum am Bahnhof, mit einer innovativen 3S-Technologie, bei der drei Seile zum Einsatz kommen.Vorteile sind hoher Fahrkomfort, hohe Förderleistung, Windfestig-keit, größere Stützenabständeund wenige Stützen." Milland als Standort war schon von einer "Arbeitsgruppe" verworfen worden, auch medial wird das so verpackt: "In Milland gäbe es keine Überspannung, dafür aber würde das Seil nahe der Kirche in St. Andrä und über die Wohnzone Fuxdorf. Als Technologie käme nicht mehr die 3S-Seilbahn in Frage, weil die Morphologie des Geländes dies nicht zulässt, sondern eine Umlaufbahn. Für diese müsste eine eine hässliche Schneise in den Wald geschlagen werden. 18 bis 22Stützen wären notwendig. Die Fahrtzeit wäre länger. Da Milland ein autoorientierter Standort ist, müsste in den Wiesen südlich von Milland ein riesiger Parkplatz entstehen –ähnlich wie in Reischach."

Alle Fragen beantwortet sind damit längst nicht. Im Vinzentinum wurden viele neue Argumente aufgeworfen - zu spät wohl. Die Schülerinnen und Schüler, von denen viele zum ersten Mal wahlberechtigt sind, stehen – wie viele andere Brixner auch – vor einer schwierigen Entscheidung. Aber die Gemeinde ist nicht zuständig, nicht verantwortlich für eine neutrale Information. Warum auch?