Kultur | Personalie

Die Neue bei Kunst Meran

Ab 2016 wird die gebürtige Schweizerin Christiane Rekade Programm und künstlerische Ausrichtung des Kunsthauses Meran übernehmen. Ein Porträt.

Aus 43 Bewerbern wurde die neue künstlerische Leiterin für das Meraner Kunsthaus ausgesucht. Nur ein Kandidat habe sich aus Südtirol gemeldet, die übrigen Bewerbungen kamen aus dem restlichen Italien, viele aus London, auch aus New York und Tel Aviv, sagt die Direktorin von Kunst Meran, Herta Torggler. Sie ist erfreut über die Wahl und glücklich zeigt sich auch die Schweizerin Christiane Rekade: „Nach meinem Vorstellungsgespräch kam die Benachrichtigung, dass man mich ausgewählt hat, pünktich auf den Tag genau, das ist außergewöhnlich und ich freue mich sehr.“ Die 1974 in St. Gallen geborene und in der Schweiz und Berlin arbeitende Kuratorin wird ab 2016 den bisherigen künstlerischen Leiter Valerio Dehò ablösen, der 15 Jahre lang die programmatische Ausrichtung von Kunst Meran geprägt hat: Regionale Künstler in Einzel- und Sammelausstellungen zu zeigen, internationale Positionen und der Schwerpunkt Architektur und Baukultur waren bzw. sind die Eckpfeiler des Kunsthauses zwischen Meraner Lauben und Sparkassenstraße.

Ich kenne das Museion sowie die Arge-Kunst in Bozen, auch die Galeria Civica in Trento, mehr noch nicht. Ich kann also noch vieles entdecken.

Die seit 2007 als freie Kuratorin  arbeitende Christiane Rekade findet Meran für sich einen Glücksfall, es kämen hier einige Merkmale zusammen, die ihr sehr gefallen. „Zuerst einmal die Sprachen, dass Deutsch und Italienisch gesprochen wird und auch beide Kulturkreise wichtig sind und ineinanderfließen.“ Christiane Rekade ist in der Schweiz groß geworden und weiß was Mehrsprachigkeit heißt; als Kuratorin ist sie zwar seit 15 Jahren hauptsächlich in Berlin beschäftig, doch kenne sie auch die italienische Kunstszene gut. 2008 war sie Teil des Kurtorenteams der Ausstellung Eurasia im MART in Rovereto und hat dort - zeitgleich fand die Manifesta 07 in Trentino-Südtirol statt - einiges an Kunst- und Kulturgeschehen mitbekommen. Kennen sei jedoch zuviel gesagt: „Ich kenne das Museion sowie die Arge-Kunst in Bozen, auch die Galeria Civica in Trento, mehr noch nicht. Ich kann also noch vieles entdecken.“

Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte in Basel, Dresden und Berlin arbeitete Rekade für die Galerie neugerriemschneider in Berlin, seit 2007 kuratiert sie Projekte und Ausstellungen, wie das Jahresprogramm des schweizerischen Rapperswil „Kurator“ oder den Ausstellungsraum OSLO10 in Basel. Zweimal hat sie für ihre Arbeit den Eidgenössischen Preis für Kunst zuerkannt bekommen, eine Auszeichnung für „den hervorragenden Namen, den sich Rekade als Kuratorin in Deutschland wie in der Schweiz gemacht hat,“ wie das schweizerische „Tagblatt“ schrieb.

Ich finde es wohltuend, einen Raum und Ort gut kennenzulernen und ein längerfristiges Programm entwickeln zu können.

Wie alle Kuratoren und Kuratorinnen hat auch Christiane Rekade eine Gruppe von Künstlern, mit denen sie gerne arbeitet und die ihre Vision von Kunst teilen: Sie realisierte Projekte u.a. mit Tomas Saraceno, Helen Mirra, Diego Perrone, Deborah Ligorio, Monika Sosnowska oder Aleksandra Domanovic, junge Künstler, die im internationalen Kontext tätig sind, und gemeinsam mit den Kuratoren die Schauplätze der Kunstszene reisend bespielen; die Welt der Kunstnomaden ist inspirierend, aber auch anstrengend. „Ich finde es wohltuend, einen Raum und Ort gut kennenzulernen und ein längerfristiges Programm entwickeln zu können.“ So könne sie sich auf die Arbeit konzentrieren, die ihr vorschwebe. Nach ihrer Idee von Kunst, befragt, nennt Christiane Rekade jene Kunst, die einem den Blick auf die Welt verändert und neue Perspektiven öffnet – das können große Visionen sein, aber auch ein ungewöhnlicher Blick auf das ganz Alltägliche, scheinbar Unspektakuläre.

Im Sommer 2016 wird Christiane Rekade nach Meran übersiedeln und ab 2017 gemeinsam mit Kunst Meran für die Programmgestaltung des Kunstvereins tätig sein. Als neue künstlerische Leiterin wird sie den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf die Entwicklung eines internationalen Programmes unter starker Berücksichtigung aufstrebender KünstlerInnen legen. Auch das Ausloten des Standortes Meran als Verbindung zwischen dem deutschsprachigen und dem italienischsprachigen Raum ist wichtiger Teil ihrer Meran-Agenda.

Zum Abschluss seiner Beauftragung wird Valerio Dehò die erste Ausstellung im Jahr 2016 kuratieren:  „GESTURES Woman in action“ zeigt eine Auswahl signifikanter Werke von Künstlerinnen, die durch ihre stark körperbetonte Performancekunst eine Schlüsselfunktion auf dem Weg der Emanzipation aus geschlechtsspezifischen und gesellschaftlichen Rollen von Frauen eingenommen haben. Gezeigt werden Arbeiten von Marina Abramovic, Juanne Dunning, Regina Josè Galindo, Silvia Camporesi, Ana Mendieta, Gina Pane, Sophie Calle, Yoko Ono, Yayoi Kusama, Orlan, Charlotte Moorman, Shirin Nashat, Odiena Pamici, Valie Export und Carolee Schneemann.