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Die neue Spitze

Die Landesregierung designiert in der nächsten Woche ihre vier Vertreter für den Universitätsrat. Zum ersten Mal wird eine Frau Präsidentin werden.
Uni Bozen Direktoratsgebäude
Foto: Hannes Prousch
Es war ein Abschied.
Am Freitag, dem 15. Dezember traf sich der Universitätsrat der Freien Universität Bozen zur traditionellen Verwaltungsratssitzung. Doch diesmal war es anders. Denn für fast alle Anwesenden war es ihre letzte Sitzung.
Im achtköpfigen Universitätsrat sitzen seit Juni 2014 Konrad Bergmeister als Präsident, seine Stellvertreterin Manuela Nocker, Andreas Felis und Nikolaus Tribus als Vertreter des Landes. Dazu kommen noch Luca Nogler, der vom akademischen Senat entsandt ist, Rektor Paolo Lugli, Universitätsdirektor Günther Mathá und der Studentenvertreter Nicola Pifferi.
Obwohl das Mandat des Universitätsrates eigentlich erst im Juni 2018 endet, hat man seit langem einvernehmlich mit der Politik entschieden, den Wechsel vorzuziehen. Zum Jahresbeginn 2018 soll ein neuer Verwaltungsrat die Südtiroler Landesuniversität leiten.
Wie einschneidend diese Ablöse ist, wird daran deutlich, dass mit Rektor Paolo Lugli und Universitätsdirektor Günther Mathá (er hat im Universitätsrat nur eine beratende Stimme) nur mehr zwei der acht bisherigen Räte dem neuen Führungsgremium der Uni angehören werden.
 

Der Forscher

 
Bereits vor acht Wochen hat der akademische Senat seinen Vertreter für den neuen Universitätsrat ernannt. Es ist Alexander Steinkasserer.
Der 1958 in Bruneck geboren Biologe leitet seit vielen Jahren die Immunmodulatorische Abteilung an der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen. Nach dem Studium in Innsbruck, war Alexander Steinkasserer am dortigen Institut für Hygiene tätig und wechselte dann zum Institut für Immunologie an der Universität München. Zwischen 1989 und 1993 war er Fellow an der Universität Oxford und wurde dann Laborleiter am Novartis Forschungsinstitut in Wien. 1996 habilitierte er im Fach Molekularbiologie am Institut für Genetik und Mikrobiologie an der Wiener Universität. Seit 1998 lehrt er Experimentelle Dermatologie an der Universität Nürnberg-Erlangen.
 
Alexander Steinkasserer kommt aus der Forschung und gerade deshalb dürfte der akademische Senat auf ihn gesetzt haben.
 

Die Präsidentin

 
Die Landesregierung designiert vier Mitglieder des Universitätsrates. Darunter auch den Präsidenten und seinen Stellvertreter. Arno Kompatscher & Co werden die vier Namen auf der letzten Sitzung der Landesregierung in diesem Jahr am 28. Dezember beschließen.
Dabei wird es zu einer Premiere kommen. Denn zum ersten mal in der 20jährigen Geschichte der Freien Universität Bozen soll eine Frau an der Spitze stehen.
Als neue Unipräsidentin wird Ulrike Tappeiner nominiert werden.
1959 in Bozen geboren, hat Tappeiner an der Universität Innsbruck Biologie und Informatik studiert und 1985 promoviert. Im selben Jahr wurde sie Assistentin am Institut für Botanik an der Uni Innsbruck, wo sie 1996 im Fach Ökologie habilitierte. 2005 wurde die Südtirolerin Universitätsprofessorin für Ökosystemforschung und Landschaftsökologie in Innsbruck. 2012 wurde sie zur Dekanin der Fakultät ernannt.
 
Ulrike Tappeiner arbeitet seit Jahren aber auch an der Europäischen Akademie in Bozen, wo sie das Institut für Alpine Umwelt leitet. Jetzt wird die Ehefrau des Südtiroler Wirtschaftswissenschaftlers und Universitätsprofessors Gottfried Tappeiner von der Landesregierung zur neuen Unipräsidentin berufen.
Weil Tappeiner aus der Eurac kommt, dürfte damit auch die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen noch einmal verstärkt werden. Genau das aber sehen nicht alle an der Uni mit freudiger Erwartung. Deshalb gab es auch einigen Gegenwind gegen diese Ernennung an der Uni.
 

Politischer Stunk

 
Neben Ulrike Tappeiner wird das Land aber auch einen neuen Vizepräsidenten designieren. Denn gewählt werden die Spitzen dann vom Unirat selbst.
Als neuer Vizepräsidentin war ursprünglich Vinico Biasi vorgesehen. Der perfekt zweisprachige Bozner Unternehmer (Microgate), der seit Jahren mit in- und ausländischen Universitäten zusammenarbeitet, wäre als Italiener dazu prädestiniert.
Doch gegen Biasi stellt sich der Südtiroler PD quer. Der Grund: Christian Tommasini & Co wollen unbedingt einen prominenten, auswärtigen Universitätsprofessor ernennen. Francesco Grillo.
Der Politologe und Wirtschaftswissenschaftler lehrt als Visitingprofessor an der Universität Oxford und ist einer der gefragtesten Analysten Italiens. Zudem ist er Berater des italienischen Unterrichtsministeriums. Francesco Grillo tritt immer wieder auch in Südtirol auf. So hielt er im vergangenen Jahre das Hauptreferat auf einer Tagung der Klimahausagentur in der Bozner Messe. Erst im April 2017 moderierte Gad Lerner beim „Festival delle Resistenze“ in Bozen einen runden Tisch, an dem neben Landeshauptstellvertreter Christian Tommasini auch Rektor Paolo Lugli saß und Francesco Grillo per Videoschaltung mitdiskutiert hat. Dabei scheint die Idee entstanden zu sein.
 
Das Problem dabei: Der PD-nahe Grillo spricht kein Wort Deutsch. Im Unirat hat aber Mehrsprachigkeit Tradition. Das heißt jeder und jede müssen wenigstens passiv alle drei Sprachen (Deutsch, Italienisch und Englisch beherrschen).
Deshalb verhandelt man in der Landesregierung noch hart. "Das Paket war perfekt geschnürt"; ärgert sich ein Mitglied der Landesregierung, "doch dann hat Tommasini alles wieder aufgebrochen.
Sollte Biasi letztlich dabei auf der Strecke bleiben, steht längst eine Alternative bereit. Als Vertreter der Wirtschaft soll dann Harald Oberrauch, Juniorchef der Durst-Gruppe in den Unirat einziehen.
 

Der Ladiner

 
Einer der vier Landesvertreter muss Ladiner sein. Auch hier hatte man den neuen Unirat bereits gefunden. Der Direktor des Naturmuseums Vito Zingerle sollte nominiert werden. Doch der studierte Biologe wurde Ende Oktober zum Leiter der Landesabteilung Innovation und Forschung berufen. Eine Mitgliedschaft im Verwaltungsrat der Universität ist mit diesem Amt nicht vereinbar.
Deshalb sucht man seit Wochen fieberhaft nach einer ladinischen Alternative. Diese scheint jetzt gefunden zu sein. Der Name ist aber noch topsecret.