„Es gibt laut und laut“
salto.bz: Herr Sauter, was ist wichtiger: Soundanlage oder Raumakustik?
Wolfgang Sauter: Im besten Fall die Kombination von beidem: Denn auch das beste Soundsystem führt in einem akustisch ungeeignetem Raum zu keinem guten Ergebnis. Deshalb probieren wir immer eine Kombination aus Beschallungs- und Akustiklösungen anzubieten. Unsere Kompetenz als Unternehmen (Anmerkung: ProPerformance) liegt darin, dass wir über das Knowhow beider Seiten verfügen und maßgeschneiderte Lösungen anbieten können.
Was macht einen ein akustisch „perfekten“ Raum aus?
Es gibt keinen perfekten Raum. Gäbe es den, müsste er so gebaut werden, dass ein spezifisches Soundsystem eingesetzt werden könnte. Also ein Raum, der den Sound in keiner Weise beeinflusst.
Was macht eine gute Soundanlage aus?
Hochwertige Ausstattung spielt eine wichtige Rolle. Zudem gibt es laut und laut. Gut laut bedeutet, ich kann laut spielen und trotzdem bleibt der Sound sauber und legt sich primär nicht auf die Ohren. Günstige und kleinere Anlagen können auch sehr laut sein, sind aber meist mit Verzerrungen behaftet und werden deshalb als unangenehm empfunden.
ProPerformance hat in Wien mit namhaften Clubs gearbeitet – Sass, Grelle Forelle, Flex, The Loft, Werk u.a. Wie ist der Einstieg in die Clubszene gelungen?
Ausschlaggebend war unsere Arbeit mit dem Wiener Club „Flex“. Die Kooperation gab es schon länger, aber schließlich haben wir 2007 den Auftrag bekommen, die Tonanlage im Flex zu erneuern. Das Flex als Referenz war genial! Die Grelle Forelle war der nächste Meilenstein. Dann kam ein Projekt nach dem anderen.
Oft wird viel Geld ausgegeben und trotzdem ist das Ergebnis schlecht.
In welchen Szenen ist Ihr Unternehmen tätig?
Wir sind hauptsächlich in der elektronischen Szene unterwegs, da ist der Sound ein größeres Thema als in kommerziellen Clubs. Kommerzielle Clubs sind oft einfach nur laut und die Besucher scheint das nicht mal zu stören. Das liegt nicht daran, dass kommerzielle Clubs zu wenig Geld in die technische Ausstattung investieren. Oft wird viel Geld ausgegeben und trotzdem ist das Ergebnis schlecht. Schuld ist meist mangelnde Beratung.
Wie gehen Sie ein Projekt an?
Wir gehen von den Anforderungen des Kunden und den Gegebenheiten vor Ort aus. Die Entwicklung des Beschallungskonzepts soll die bestmögliche Option innerhalb des Budgets sein. Zudem verfügen wir über langjähriges Wissen und Erfahrung. Sobald wir einem Kunden begegnen, schauen wir erstmals was er möchte. Schließlich setzen wir seine Wünsche in technische Aussagen um, schauen uns die Räumlichkeiten an, wägen ab was möglich ist und stellen erst dann ein Konzept zusammen, dass auch in Zahlen gefasst werden kann. Wir sind, glaube ich, die einzigen die solche auf den Kunden ausgerichtete Lösungen anbieten, weil wir auch das Thema Akustik entsprechend integrieren. Lösungen von der Stange gibt´s bei uns nicht! Und noch etwas: Wir wiederholen uns nicht, wir entwickeln Konzepte weiter und denken alles neu. Wir haben noch keinen Club gebaut, der mit einem anderen vergleichbar ist. Jeder Club hat eine bestimmte Charakteristik, Flair und Fans. Genau deshalb gehen Menschen auch hin, weil ihnen ein Konzept besonders gut gefällt. Deshalb kann man Clubs nicht vergleichen, jeder Club ist gut wie er ist!
Wir haben noch keinen Club gebaut, der mit einem anderen vergleichbar ist.
Als Szenenkenner: Wie hat die Corona-Krise die Clubs verändert?
Verändert hat die Krise die Clubs in dem Sinn, dass alle geschlossen sind. Das ist ein Albtraum! Ich kann das aber schwer kommentieren, weil nicht absehbar ist, was kommt. Bis jetzt konnten sich alle irgendwie behaupten. Wenn sich dieser Zustand aber in die Länge zieht, wird einer nach dem anderen zusperren müssen. Das liegt auch daran, dass Clubs immer schon schauen mussten, wie sie über die Runden kommen. Die internationale Clubszene lebt davon, dass Leute pendeln. Das wird länger nicht möglich sein, ob sich daraus neue Formate entwickeln? Ich weiß es nicht!
Was ist mit Festivals?
Die elektronische Szene lebt von Festivals. Wenn die Teilnehmerzahl limitiert ist, kann jedoch sicher nicht kostendeckend gearbeitet werden. Wenn eine zweite Welle kommt, ist eh wieder alles zu. Ein Drama!
Habt ihr als Unternehmen auch wegen Corona Aufträge verloren?
Nein, wir haben in Wien sogar eine Anfrage für einen neuen Club bekommen. Ansonsten sind wir als Unternehmen breit aufgestellt und arbeiten zur Zeit viel an Büroräumen oder für private Hifi-Kunden.
Aber wir stellen oft fest, dass die wenigsten Architekten der Raumakustik genug Augenmerk geben.
Gibt es ein großes Bewusstsein für Akustik?
Immer mehr Leute verstehen, was für ein wichtiges Thema Akustik ist. Wenn es im Großraumbüro laut und die Sprachverständigung schlecht ist, kann das für die Mitarbeiter zur großen Belastung werden.
Welche Auswirkungen hat eine schlechte Akustik im privaten Raum?
Eine sehr große. Eigentlich wäre es die Aufgabe des Architekten, auf eine gute Raumakustik zu achten. Aber wir stellen oft fest, dass die wenigsten Architekten dem genug Augenmerk geben.
Der Mehrwert einer guten Akustik ist nicht zu unterschätzen.
Das Problem mit schlechter akustischer Atmosphäre kennt man auch von Restaurantbesuchen.
Genau. Das kennt jeder: Das Restaurant ist toll, das Essen köstlich, aber ich verstehe meine Freunde am selben Tisch fast nicht. Irgendwann geht man dann, speziell für ältere Menschen ist das ein großes Problem. Unsere Erfahrung sagt: Passt die Raumatmosphäre, wird mehr konsumiert. Der Mehrwert einer guten Akustik ist nicht zu unterschätzen.
Zur Zeit realisiert ihr ein Projekt bei BASIS Vinschgau Venosta in Schlanders, das erste Projekt außerhalb Österreichs?
Nein, wir haben bereits in der Schweiz, in Bukarest und in London gearbeitet. Wir agieren sozusagen international, haben unsere Basis in Wien und unseren primären Wirkungsraum in Ostösterreich.
Wir gehen davon aus, dass wir im Vinschgau einen Ort schaffen, der im Großraum Maßstäbe setzen wird.
Kann man sich also auf ein tolles Ergebnis im Vinschgau freuen?
Ja hoffentlich! Das Gesamtkonzept ist doch recht komplex in seinen Ansprüchen und Vorgaben: Von Rednerpult, Konferenzraum, Theater, Livebühne, Kino bis hin zum Club soll alles abgedeckt werden. Wir gehen davon aus, dass wir einen Ort schaffen, der im Großraum Maßstäbe setzen wird.