salto.music | Opas Diandl

Struppig und traurig in Dur

Opas Diandl eröffneten gestern die Konzertreihe „Klangfeste“ auf Schloss Runkelstein bei Bozen. Wir waren da, um uns das neue Programm „stroemen“ anzusehen.
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Foto: rhd / salto.music
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Spontanes Lachen, auch auf der Bühne: Opas Diandl lieferten einen gekonnt absolvierten Slalom zwischen Comedy und schöner, ernster Musik. Foto: rhd / salto.music
 

Gleich am Aufgang zum Schloss Runkelstein wurde darauf hingewiesen, dass das Konzert ausverkauft war. Und auch Markus Prieth, Zeremonienmeister des Abends, wies im Laufe des Konzertabends darauf hin, und erwähnte dabei die Zahl von 300 BesucherInnen. Es war zwar das Eröffnungskonzert der Reihe „Klangfeste”, innerhalb der das Südtiroler Kulturinstitut seit Jahren – im weiten Sinne – Weltmusik präsentiert, aber es war auch das Konzert von Opas Diandl, die gerade mit ihrem Programm „stroemen” unterwegs sind.

Es hat sich gestern einmal mehr gezeigt, wie gut sich dieser Burghof für Konzerte eignet: Akustik und Tontechnik waren perfekt, die Atmosphäre gut und alles fühlte sich sehr natürlich an: keinerlei Tourismus-Anbiederung, einfach nur ein schönes Konzert in einer schönen Location. Die Organisatorinnen erwähnten zu Beginn, dass die „Klangfeste” eine Garantie für einen schön verbrachten Sommerabend wären, dem kann man ohne jeglichen Widerspruch zustimmen.

 
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Das erste Konzert der diesjährigen „Klangfeste” war ausverkauft: Opas Diandl am gestrigen Abend auf Schloss Runkelstein bei Bozen. Foto: rhd / salto.music
 

Das ist es eben mit Opas Diandl, man weiß nie wirklich ganz genau, was kommt.

Wer Opas Diandl schon mehrfach live gesehen hat, wird die Erfahrung gemacht haben, dass man sich auf Überraschungen einstellen sollte. Opas Diandl gehören nicht zu den Bands, die das gleiche Konzert zwei Mal spielen. Opas Diandl sind immer irgendwie anders. Das liegt zum einen mit Sicherheit daran, das Markus Prieth offensichtlich sehr spontan in die Konzerte hineingeht und kleinerlei – sprich: keinerlei! – Berührungsängste mit dem Publikum hat. So stieg er gleich mit einem improvisierten Geburtstagsständchen für eine gewisse, wahrscheinlich real existierende Camilla ein und ließ sich vom singenden Publikum begleiten, ohne, dass Opas Diandl einen Ton gespielt hätten. Beindruckend, wenngleich wir, die wir nicht mit ganz so viel Humor ausgestattet sind, einwenig besorgt auf den kommenden Abend zu blicken begannen.

Aber das ist es eben mit Opas Diandl, man weiß nie wirklich ganz genau, was kommt.

 
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Gute zwei Stunden Musik mit hohem Unterhaltungswert und viel Publikumsbeteiligung: Einige der Songs waren dabei völlig neu, andere wiederum stammten aus den Anfangstagen von Opas Diandl. Foto: arhd / salto.music
 

Um endlich auf den Punkt zu kommen: Wie war der Abend? Wie waren Opas Diandl? Der Abend war schön, und die Musik ebenso. Opas Diandl haben mit ihrem aktuellen Programm „stroemen” bereits einige Konzerte gespielt und die Band klang an diesem Abend sehr ausgeglichen und einheitlich. Die fünf starken MusikerInnen-Persönlichkeiten waren an diesem Abend weniger spürbar als sonst, alles fügte sich zu einem geschmeidig ineinander verwobenem Ganzen und sie waren etwas weniger angriffslustig und verhaltener als sonst. Das heißt aber nicht, dass sie dem Perfektionismus oder gar der Routine verfallen wären, Opas Diandl sind stets struppig geblieben.

Und wenn – vor allem durch die Moderationen und Geschichten von Prieth – jene voll auf ihre Kosten kamen, die einen unterhaltsamen Abend mit guter Musik verbringen wollten, so kamen auch jene nicht zu kurz, die es lieben, den Ernst des Lebens in der Musik widergespiegelt zu sehen. Und das können Opas Diandl auch, das haben sie von Anfang an gemacht. Sie verbinden auf eine subtile Art und Weise die stets spürbare Lebensfreude mit durchaus traurigen, melancholischen Thematiken.

 
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Sehr gut aufeinander eingespielt (v.l.n.r.): Veronika Egger, Jan Langer und Thomas Lamprecht. Foto: rhd / salto.music
 

Die Songauswahl an diesem Abend war gut und bisweilen überraschend: Neue aber bereits bekannte Stücke wie „Sternenmeer” oder „Hiasl 5“ waren ebenso zu hören, wie das (zumindest für uns völlig neue) Korrner-Liad „Mama deine Hänt”, und Klassiker aus dem Opas Diandl-Repertoire, wie „Suppenschlerfer”, das von Veronika Egger gesungene und super-traurige „Isch so still uman See” und „Honde;n-da,da”, mit dem sie das offizielle Set beschlossen haben.

Die erste Zugabe kam dann – und das war so überraschend wie der Beginn des Abends – vom Publikum selbst: Prieth improvisierte einen Jodler und ließ sich vom Publikum einfach helfen, das wieder mit entspannter Überzeugung mitmachte. Ob Landeshauptmann Arno Kompatscher, der ebenfalls im Publikum gewesen sein soll, auch mitgesungen hat, wissen wir nicht, wir gehen aber davon aus.

Die zweite letzte Zugabe war „Blattl im Wind”, das Prieth, bzw. die Band gemeinsam mit dem Publikum, zu einem perfekten Fade Out für den Abend transformierten.

Ein schönes Konzert.

 
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Viel Humor auf der einen Seite, schöne, gefühlte Musik auf der anderen: Opas Diandl haben dem Publikum am gestrigen Abend einen vielschichtigen, schönen Abend geschenkt. rhd / salto.music
 
Übrigens: Opas Diandl präsentierten sich an diesem Abend mit einem neuen Bassisten. Matthias Härtel konnte an diesem Abend aus nachvollziehbaren familiären Gründen nicht und für ihn ist der Pustertaler Musiker Michael Hackhofer eingesprungen, der, wie der Abend zeigen sollte, der Aufgabe absolut gewachsen war.
 

Links:

Opas Diandl Homepage: https://www.opasdiandl.com/
Das Programm der „Klangfeste“: https://kulturinstitut.org/klang-feste-musicali/programmprogramma

 
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War der Herausforderung, kurzfristig bei Opas Diandl einzuspringen, definitiv gewachsen: Michael Hackhofer (Kontrabass) war für Matthias Härtel auf der Bühne. Foto: rhd / salto.music
 
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Steine? Stücke aus Holz? Körner? Perkussionist Jan Langer (Bildmitte) nutzte ein Sieb um es als Instrument einzusetzen. Foto: rhd / salto.music
 
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Wechselte während des Abends immer wieder das Instrument: Markus Prieth spielte nicht nur Geige (oder ist es eine Viola?), sondern u.a. Raffele, Gitarre, Banjo und Kontrabass. Foto: rhd / salto.music
 
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Zum Glück konnte der Bassist auch Geige: Matthias Holzknecht (links) erwies sich als vielseitiger Musiker. Foto: rhd / salto.music
 
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Gitarrist Thomas Lamprecht schreibt für viele der Songs von Opas Diandl die Texte: Mit der Melodie aus seinem Stück „Blattl im Wind” im Kopf, haben nicht nur wir Schloss Runkelstein gestern verlassen. Foto: rhd / salto.music