Gesellschaft | Begleitdienst

Aufatmen nach Chaos

Die Vergabekriterien für den Begleitdienst für Kinder und Schüler mit Behinderung gehen für SGB-Gewerkschafter Günther Patscheider “endlich in die richtige Richtung”.
Schülerbus
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Für Günther Patscheider ist die Nachricht, die am Dienstag aus Bozen kommt, ein Grund aufzuatmen. Doch nicht nur für den SGB-Gewerkschafter, den die Missstände beim Fahrt- und Begleitdienst für Kinder und Schüler mit Behinderungen seit Langem beschäftigen, ist die Neuausschreibung der beiden Dienste eine frohe Botschaft: “Auch die Familien und die Angestellten sind erleichtert”, weiß Patscheider.

Am Dienstag hat die Landesregierung beschlossen, zunächst den Begleitdienst für Kinder und Schüler mit Behinderung neu auszuschreiben. Und dabei Kriterien festgelegt, die laut Patscheider “endlich in die richtige Richtung gehen”. An der Ausschreibung beteiligen können sich Vereinigungen ohne Gewinnabsicht und nach einer sorgfältigen Qualitätsprüfung durch das zuständige Amt für Schulfürsorge wird der Auftrag schließlich für die kommenden vier Jahre landesweit vergeben. Damit ist die Tür für die Anbieter, die die Dienste bis zum Sommer 2014 versehen haben – Lebenshilfe und Arbeitsgemeinschaft für Behinderte – wieder offen.

Dass bei der Vergabe des so anspruchsvollen Dienstes nicht nur auf den Preis geschaut wird, sondern in erster Linie die Qualität zählen müsse, darauf hatte Günther Patscheider immer wieder hingewiesen. “Denn wenn der Preis zu niedrig ist, passieren solche Sachen.” Der SGB-Gewerkschafter spricht von den verzögerten oder gar fehlenden Gehaltszahlungen durch die süditalienische Firma Tundo, die 2014 – überraschend – die Ausschreibung für den Begleit- und Fahrdienst gewonnen hatte. Auch andere Missstände hatten Familien und Gewerkschafter immer wieder angeprangert: “Im Winter fehlen die Winterreifen, im Sommer werden die Fahrzeuge nicht gewartet – was in einem konkreten Fall dazu geführt hat, dass ein Fahrer das Auto hat stehen lassen müssen, weil die Bremsen total abgenutzt waren”, zeigt Patscheider auf. “Bei der Firma Tundo herrscht das Chaos.” Und das nicht nur in Südtirol, sondern etwa auch in Turin, wo es ebenso wie hierzulande zu Streiks der Angestellten gekommen ist.

Wie gesagt, nun hat die Landesregierung zunächst den Begleitdienst ausgeschrieben. “Zweisprachigkeit, Kenntnisse über örtliche Gegebenheiten und die für diesen Dienst notwendige Sensibilität muss das Unternehmen, das den Zuschlag bekommt, garantieren”, zeigt sich Patscheider zufrieden. “Es ist uns wichtig, den Dienst dauerhaft und an fachlich gut arbeitende Anbieter zu vergeben, um den Familien den bestmöglichen Dienst bieten zu können”, verspricht der zuständige Landesrat Philipp Achammer. In diesem Sinne sei es “sehr erfreulich, wenn die ‘alten’ Dienstleister jetzt wieder eine Möglichkeit haben, mitzumachen, auch wenn deren Dienst ein bisschen mehr kostet”, meint Patscheider. “Denn der Preis kann nicht immer das einzige Kriterium sein.”

Den Fahrtdienst will die Landesregierung in den kommenden Wochen neu ausschreiben. “Dort ist es ein bisschen komplizierter”, weiß Patscheider. “Und es besteht das Risiko, dass man diese Ausschreibung nicht auf bestimmte Situationen zuschneiden kann.” “Doch auch wenn es auf den ersten Blick nur ein Transportdienst ist”, fährt der Gewerkschafter fort, “müssen die Fahrer doch gewisse Voraussetzungen mitbringen, denn sie müssen den Begleitpersonen beim Ein- und Aussteigen der Kinder behilflich sein und auch in anderen Situationen eine bestimmte Sensibilität an den Tag legen.” Er hoffe, dass man beim Land nach jahrelangen Problemen mit der Firma Tundo – “es ist das Unternehmen, nicht das Personal, dass für die Missstände verantwortlich ist”, will Patscheider festhalten – nun aufgewacht sei.