Politik | Gemeindewahlen

Spagnollis Abschlussbericht

Alessandro Urzì, Bürgermeisterkandidat eines nicht ganz vollständigen Mitte-Rechts-Flügels, kritisiert den Abschlussbericht der Amtsperiode Spagnolli als Wahlwerbung.

Vor einigen Tagen flatterte den Boznern ein "Extra" der Bozner Nachrichten ins Haus, des gemeindeeigenen vierteljährlich erscheinenden Presseorgans, in dem über die Tätigkeiten der Stadtregierung Auskunft gegeben wird. Das Extra widmet sich nun dem Abschlussbericht der Amtsperiode 2010 bis 2015 und zeigt eine Rückwärtsanalyse der vollbrachten Leistungen, eine Rechnung, die Bürgermeister Spagnolli in seiner Grußbotschaft als "selbstverständlich" hinstellt, "um den Bürgern ein Gesamtbild zu vermitteln". Der Abschlussbericht sei ein Zeichen von Transparenz und soll unterstreichen, dass die Gemeinde ihr Bestes gegeben habe. Als besonders erfolgreiche Aktionen erwähnt der Bürgermeister das Alpini-Treffen 2012, das neue Müllsammelsystem, sowie die Wiedereröffnung des Siegesdenkmals samt neuer Ausstellung. Auf die "Baustellen" Bahnhofsareal und städtebauliche Umstrukturierung wird ebenfalls eingegangen, gleich zu Beginn der Broschüre, in zuversichtlicher und betont sachlicher Sprache. 

Alessandro Urzì, der als Bürgermeisterkandidat von stetig sich ändernden Mitte-Rechts-Allianzen in den Wahlkampf startet, hat das 55-Seiten starke Heft ebenfalls gesehen und fragt nach, ob es denn rechtens sei, einen solchen Abschlussbericht wenige Tage vor Beginn des Wahlkampfes auszusenden. "Stampare quello che si vorrebbe fare passare come un innocente bilancio di fine legislatura e che invece è un grande spot elettorale a spese dei cittadini è un atto di scarsa sobrietà e rispetto per la Comunità," schreibt er und:

Perchè allora il sindaco e la sua amministrazione non hanno deciso almeno di fare stampare un fascicoletto in cui si desse voce a tutte le rappresentanze politiche che siedono in Consiglio comunale, opposizioni comprese? Paura di qualche critica?

Ein Vorschlag, der im Extra nicht berücksichtigt ist, der sicher ein interessantes und kontroverseres Bild der komplexen Bozner Gemeindepolitik und Stadtrealität gezeichnet hätte;  in der Broschüre erfährt der Bürger hingegen themen- und sachbezogen, was in wirtschaftlicher, urbanistischer, kultureller, sozialer und umwelttechnischer Hinsicht vollbracht wurde, was in den Stadtvierteln passiert ist und wie die Verwaltung gearbeitet hat. 

Urzì kündigt an, der Sache nachgehen zu wollen, vor allem wieviel die Broschüre die Bozner gekostet habe: "Sarà mia cura chiedere conto, una volta insediato, dei costi di questa operazione e di darne ampia ed adeguata informazione attraverso la stampa. Si stima che l’operazione sia costata comunque qualche decina di migliaia di euro." Pure Propaganda sei dieser Abschlussbericht, so Urzì, bezahlt mit öffentlichen Geldern und somit eine Verfälschung der Wahlkampfkosten.

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Martin B. Mo., 23.03.2015 - 10:03

Wenn Alpini-Treffen 2012, Müllsammelsystem sowie Wiedereröffnung des Siegesdenkmals als Höhepunkte hervorgehoben sind, dann gibt man sich wohl mit wenig zufrieden. Die Müllsammlung in Bozen mag zwar für eigene Verhältnisse optimiert worden sein, sie als erfolgreich hinzustellen verhöhnt aber die Gängelung und damit Meinung der Bürger zu den unkoordinierten, ja oft dilletantisch erscheinenden "praktischen Umsetzungen" in der täglichen Müllsammlung. Ganz zu schweigen von Punkten zu welchen nicht einmal die nunmehr aufgelöste Regierungskoalition sich einig war und ist.

Mo., 23.03.2015 - 10:03 Permalink