„Breathe!“

In den kommenden Monaten werden auf sechs Hausfassaden großformatige Wandbilder entstehen, die dem aktuellen Zeitgeist ein ungewöhnliches Denkmal setzen möchten.
Das erste Werk (im Rahmen des Projekts OUTBOX - Urban Art in South Tyrol und der Sozialgenossenschaft Young Inside) entstand auf der Blindwand eines Privathauses in der Brennerstraße 8 in Bozen. Der sardische Künstler Tellas ließ an der Fläche fünf Tage lang seiner Kreativität freien Lauf, vor den Augen vieler Neugieriger.
Die stilisierte Botanik des Künstlers wird zum Emblem der Resilienz, zum Hoffnungsträger im Grau der Pandemie.
Der Entstehungsprozess war als work in progress fundamentaler Bestandteil des Werks und stellte die Kunst ins Zentrum des gesellschaftlichen Geschehens. Nicht umsonst war vor der Wand ein Briefkasten angebracht, in dem Passantinnen und Passanten ihre Kommentare, Anregungen und Meinungen zum Projekt hinterlassen konnten.
Tellas Hauptaugenmerk liegt auf der Wechselwirkung von Stadt und Natur. Die vergangenen Monate haben zu einem Umdenken geführt und der Wert städtischen Grüns als Ruhepol und Erholungszone wird mehr geschätzt als vor der Pandemie. Die stilisierte Botanik des Künstlers wird zum Emblem der Resilienz, zum Hoffnungsträger im Grau der Pandemie.
Das Wandbild fügt sich in die Serie Mimesi ein, bei der Tellas (*1985) stets auf die Pflanzenwelt im unmittelbaren Umfeld der jeweiligen Wand eingeht. Der Künstler hat sich mit der Vegetation von Bozens Straßen und Plätzen auseinandergesetzt und ist dabei speziell der Frage nachgegangen, welche Pflanzen den Bedürfnissen dieses Ambientes am ehesten gerecht werden. Maulbeer-, Lindenblüten- und Trompetenbäume passen dabei besonders gut zum alpenländischen Klima: Städteplanung im Sinne einer Symbiose zwischen Architektur und Natur, veranschaulicht durch Kunst. Eine anonyme Hauswand wurde zum Tummelplatz zahlreicher Pflanzenelemente. Ein regelrechter Siegeszug der Botanik, die im Urbanen immer öfters zum Protagonisten des öffentlichen Raums wird.
Die Kunst von Tellas hat etwas zutiefst Meditatives, als würde man in das intimste Innere seiner Gedankenwelt vordringen. Es entsteht nicht nur ein zweidimensionales Werk, sondern ein energiegeladener Raum, gefüllt mit lebendigen Möglichkeiten. Dies hat Tellas an zahlreichen Orten unter Beweis gestellt: Von Paris und Moskau über Finnland und Australien bis nach Indien und Litauen reicht sein Aktionsradius – nun gehört auch Bozen dazu.
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