Gesellschaft | Gadertal

Falscher Positiver?

Der zweite Test des an den Pranger gestellten jungen Gadertaler Touristikers ist negativ. Es zeichnet sich ab, dass die gesamte Affäre ein Sturm im Wasserglas war.
Carabinieri Badia
Foto: Carabinieri Bolzano
Die erlösende Nachricht kam am späten Dienstagnachmittag. Dem jungen Mann wurde das Ergebnis des zweiten Covid-19-Tests mitgeteilt: negativ.
Seit fünf Tagen steht der 24-jährige Gadertaler Touristiker weit über Südtirols Landesgrenzen hinaus am Pranger. Der Anlass: Der Mann hatte beim Antiköpertest für die Tourismustreibenden den IGM-Wert negativ, den IGG-Wert aber positiv. Das heißt es waren Antikörper im Blut vorhanden. Was darauf schließen lässt, dass der Patient eine Covid-19 Infektion überstanden hat.
Daraufhin musste der Mann sich einem Rachenabstrich unterziehen. Gegen 17 Uhr des 10. Juli wurde dem Mann das Ergebnis mitgeteilt: Positiv.
Dann machte der junge Gadertaler eine Reihe von unverzeihlichen Fehlern. Zuerst traf er sich im Freien vor seinem Arbeitsplatz zu einem Arbeitsgespräch mit seinem Stellvertreter (dem er bereits vorher telefonisch seine Situation erklärte) und dann gingen beiden in ein gegenüberliegendes Cafe für einen schnellen Umtrunk im Freien. Wobei man dabei alle Sicherheitsabstände bewusst eingehalten hat. Zudem soll der Touristiker am darauffolgenden Tag eine private Feier auf eine Schutzhütte besucht haben.
Dieses Verhalten hat dem jungen Mann und seinen Eltern nicht nur eine Strafanzeige eingebracht, sondern es wurde vor allem offen zu einer medialen Treibjagd geblasen. Obwohl es gesetzlich verboten ist ohne Zustimmung der Betroffenen gesundheitsrelevante Daten zu veröffentlichen, erschienen in den Dolomiten die Namen und Foto des angeblichen Übeltäters und seines Stellvertreters. Das Haus Athesia dürfte damit eine alte persönliche Rechnung begleichen wollen.
Jetzt könnte die Sache aber für den Medienkoloss peinlich werden. Denn es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass es sich bei dem positiven Rachenstrich um einen möglicherweise falschen Positivbefund gehandelt hat. Laut Fachleuten kommt das immer wieder vor.
Nicht nur der zweite Abstrich beim Auslöser ist negativ, sondern nach Informationen von Salto.bz sind auch alle Tests, die bei 20 Angestellten gemacht wurden, ebenfalls negativ. In wenigen Tagen soll ein dritter Test Gewissheit liefern.
Fällt auch dieser negativ aus, dürfte deutlich werden, wie mediale Lynchjustiz in Coronazeiten funktioniert.
Doch dafür wird in diesem Land niemand zur Verantwortung gezogen werden.