Politik | Auwald Brixen
Wo bleibt das Gutachten?
Foto: Salto.bz
„Wir haben eine konstruktive Zusammenarbeit zugesichert, wir reichen viele Vorschläge ein, die zum Großteil abgelehnt werden – aber zumindest die Kontrollfunktion sollten wir ausüben dürfen. Es kann nicht sein, dass unsere politische Arbeit so torpediert wird“, sagt Sabine Mahlknecht, Team K-Gemeinderätin in Brixen. Grund für diesen Vorwurf sind zögerliche, verspätete und unvollständige Antworten seitens der Gemeindeverwaltung. Konkret geht es um eine Anfrage bzgl. des Auwaldes in Brixen, genauer gesagt um ein angebliches Gutachten, welches die Gemeinde Brixen in Auftrag gegeben haben soll. Dem Team K sind diesbezüglich Gerüchte zu Ohren gekommen und die Gemeinderäte Sabine Mahlknecht wie auch Ingo Fink wollten zum einen Gewissheit über den Wahrheitsgehalt haben und zum anderen natürlich auch – falls es dieses Gutachten gibt – auch Einsicht darin nehmen.
Vorgeschichte
Der Streit um den Auwald, ein rund drei Hektar großes Waldstück in der Brixner Industriezone, zieht sich mittlerweile seit drei Jahren hin. Ende 2019 wurde bekannt, dass die Firma Progress eine Betriebserweiterung anstrebt, und zwar eben auf besagtem Grundstück. Das rief eine Reihe von Aktivisten und Umweltschützern auf den Plan, da es sich bei diesem Waldstück um das letzte Gebiet dieser Art im Eisacktal handelt.
Anfang 2020 genehmigte der Brixner Gemeinderat die Erweiterung der Firma Progress. Als Kompensation sollte angrenzend an die Millander Au eine Ausgleichsfläche für eine Renaturierung zur Verfügung gestellt werden. Die Umweltgruppe Eisacktal und Vertreter der Gemeinde Brixen haben in Zusammenarbeit mit der Firma Progress die entsprechende Vereinbarung ausgearbeitet. Wie die Umweltgruppe damals erklärte, würden durch das Projekt in Summe keine Waldflächen verloren, sondern neue, qualitativ hochwertigere Biotopflächen dazu gewonnen werden. Denn der Auwald in der Brixner Industriezone sei kein Ökosystem Auwald mehr, welches sich durch regelmäßige Überschwemmungen und einen hohen Grundwasserspiegel auszeichnet, sondern ein trockengefallener Rest. Bei den neuen Flächen südlich von Milland hingegen sei eine ökologische Aufwertung und Renaturierung, sowie Vernetzung bestehender Flächen, besser möglich. Dieser Meinung widersprechen jedoch andere Umweltvertreter und Aktivisten und verweisen unter anderem auf die zahlreichen geschützten Vogelarten, die in diesem Wald brüten.
„Wollen Einsicht in das Gutachten haben!“
„Wir haben am 10. Oktober eine Anfrage per E-Mail gestellt, in der wir wissen wollten, ob die Gemeinde Brixen beim Unternehmen ‚Revital‘ mit Sitz in Osttirol ein Gutachten zur Bewertung des Auwaldes als schützenswertes Habitat angefordert hat“, so Mahlknecht. Im Vorfeld habe man bereits wegen der Möglichkeit angefragt, in das Schreiben die Bitte um Aushändigung des Gutachtens aufzunehmen. Die Geschäftsordnung sieht nämlich vor, dass auf Anfragen bzw. den Antworten der Verwaltung die Antragsteller nur die Bemerkungen „zufrieden, teilweise zufrieden oder nicht zufrieden“ äußern dürfen. Weitere Fragen, wie eben über Einsichtnahme von Unterlagen, können nicht gestellt werden. „Nachdem ich längere Zeit keine Antwort erhalten habe, habe ich mich telefonisch nach dem Stand der Dinge erkundigt“, so Mahlknecht.
Zur Antwort habe sie erhalten, dass sich der Gemeindesekretär im Krankenstand befinde und dessen Stellvertreterin sich erst informieren müsse. Wieder seien Tage vergangen und nach einem erneuten Anruf habe man ihr bestätigt, dass sie in ihrer Anfrage auch das Gutachten anfordern könne. Als Erklärung für die verspätete Rückmeldung musste ein „hängen gebliebenes“ E-Mail herhalten. Wie Mahlknecht erklärte, habe sie sich jedoch nichts weiter dabei gedacht und die Anfrage schriftlich eingereicht. Am 26. Oktober schließlich sei die Antwort eingetroffen mit der Bestätigung, dass tatsächlich ein Gutachten an die Firma „Revital“ erteilt worden sei und dass im Sinne der gesetzlichen Bestimmungen Einsicht in die Unterlagen genommen werden könne – besagte Unterlagen waren allerdings nicht im Anhang dabei.
Wir haben den Verdacht, dass bestimmte Dinge noch geregelt werden müssen, bevor das Gutachten ausgehändigt wird.
Am selben Tag habe sie eine Antwort verfasst, in welcher sie erneut um Aushändigung des Gutachtens ersucht hat, zudem um die Beantwortung der Fragen, wer besagten Auftrag erteilt hat, wie hoch die Kosten für das Gutachten sind und ob die Gemeinde für diese Kosten aufkommt oder ob diese von jemand anderem getragen werden. „Ich erhalte wieder keine Antwort und habe wieder angerufen“, so Mahlknecht. Die Antwort glich einer Wiederholung des letzten Telefonats, denn diese Anfrage würde das Sekretariat des Bürgermeisters bearbeiten und das Mail sei wohl „intern hängen geblieben“. Enttäuscht über das Verhalten der Verwaltung, welches vordergründig eine Zusammenarbeit anbiete, vermutet Mahlknecht mittlerweile, dass es sich dabei um eine Hinhaltetaktik handelt. „Wir haben den Verdacht, dass bestimmte Dinge noch geregelt werden müssen, bevor das Gutachten ausgehändigt wird“, erklärt die Gemeinderätin. Nachdem sich das besagte Unternehmen mit der Klassifizierung von schützenswerten Habitaten befasst, dürfte im Gutachten auch eine Auflistung mit schützenswerten Tier- und Pflanzenarten enthalten sein, vermutet Mahlknecht.
Wälder abholzen nicht mehr zeitgemäß
Bereits bei der Erstellung des Partei-Programmes habe man sich mit dem Thema Auwald auseinander gesetzt und verschiedene Umweltgruppen und Experten zu diesem Thema angehört. Man habe auch die Expertise der Umweltgruppe Eisacktal zur Kenntnis genommen, welche erklärte, dass es sich bei diesem Waldstück um keinen echten Auwald handle und die Ausgleichsmaßnahmen, die eine Erweiterung und Renaturierung der Millander Au vorsehen, gerechtfertigt seien. „Wir haben jedoch erfahren, dass dieses Thema sehr kontrovers diskutiert wird“, betont Mahlknecht und erklärt, dass man im Team K zum Schluss gekommen sei, dass der letzte zusammenhängende Auwald dieser Größe im Eisacktal nicht einer Betriebserweiterung zum Opfer fallen dürfe. Dies sei schlichtweg nicht notwendig und auch nicht mehr zeitgemäß, weil zum einen nicht das Fortbestehen des Betriebes davon abhängt und zum anderen genügend andere freie Flächen vorhanden sind, die für eine Betriebserweiterung genutzt werden könnten.
In Zeiten, in denen ständig von Nachhaltigkeit und Klimakatastrophe die Rede ist, ist das Abholzen von Wäldern ein No Go.
In Zeiten, in denen ständig von Nachhaltigkeit und Klimakatastrophe die Rede sei, sei das Abholzen von Wäldern ein No Go, erklärt Mahlknecht und betont: „Die Ausgleichsmaßnahmen sind aus unserer Sicht eine Augenauswischerei, weil es sich bei der Fläche in der Millander Au um eine Wiese handelt, die mit Bauschutt aufgefüllt wurde. Angrenzend daran befinden sich Obstplantagen, in denen Pestizide ausgebracht werden. Auch Altöl wurde dort gefunden.“ Zudem beanspruche eine Renaturierung Jahre und Jahrzehnte. „Im Rahmen der Nachhaltigkeits-Tour von Landeshauptmann Arno Kompatscher habe ich an Landeshauptmann Kompatscher appelliert, sich dafür einzusetzen, dass der Auwald nicht gerodet wird“, so Mahlknecht. Dieser habe zugesichert, das Vorhaben zu überprüfen.
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