Freizeit | Kräuterwissen Ingwer

Goldene Wurzel für Wärme und Kraft

Wenn draußen Wind und Nieselregen um die Häuser ziehen, sehnen wir uns nach innerer Wärme. Wie gut, dass es Ingwer gibt.
Ingwer
Foto: Tamara Seyr
  • In dieser Jahreszeit hat eine Pflanze ihren großen Auftritt: der Ingwer. Seine goldgelbe Wurzel bringt Feuer in den Körper, stärkt die Abwehr und hebt die Stimmung, wenn die Sonne fehlt. Ob als Tee, in der Suppe oder frisch gerieben im Essen – Ingwer ist im Herbst ein echter Gesundheitsbooster. 

  • Die Autorin

    Tamara Seyr ist FNL Kräuterexpertin und Heilpraktikerin. Sie beschäftigt sich oft und auch lange (und oft auch ganz, ganz lange) mit den Kräutern und allem was dazu gehört. Das sind nicht nur die botanischen Namen, die Familienzugehörigkeit und die Inhaltsstoffe, sondern auch die Signaturenlehre.

    Ihr aktuelles Buch "Klugscheißerwissen Kräuter"

    Foto: Tamara Seyr
  • Herkunft und Geschichte

    Der Ingwer (Zingiber officinale) stammt ursprünglich aus Südostasien und gehört botanisch zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae) – also zur selben Familie wie Kurkuma und Kardamom. Schon seit über 3.000 Jahren wird er in Indien und China als Heil- und Gewürzpflanze geschätzt. In der traditionellen chinesischen Medizin gilt er als „wärmendes Qi-Tonikum“, das den Energiefluss anregt und Kälte aus dem Körper vertreibt. 

    Im Mittelalter kam Ingwer über die Handelsrouten nach Europa und wurde hier zunächst teurer gehandelt als Pfeffer. Heute findet man ihn in nahezu jeder Küche – als Gewürz, Heilmittel oder einfach als aromatischen Muntermacher. 

     

  • Warum Ingwer im Herbst so gut tut

    Der Herbst ist die Zeit, in der der Körper von außen auskühlt: Wind, Nässe und sinkende Temperaturen entziehen uns Energie. Ingwer wirkt dem entgegen – er wärmt von innen und bringt den Kreislauf in Schwung. Seine scharfen Inhaltsstoffe, die sogenannten Gingerole und Shogaole, aktivieren die Durchblutung, fördern die Wärmeproduktion und regen die Schleimhäute an. So werden Kältegefühle, Müdigkeit und Antriebslosigkeit buchstäblich „hinausgeschwitzt“. 

     Besonders angenehm ist diese Wirkung, wenn sich eine Erkältung ankündigt: Ein Ingwertee zu Beginn kann helfen, das Immunsystem zu mobilisieren und die Krankheit abzufangen, bevor sie richtig ausbricht. 

  • Inhaltsstoffe und ihre Wirkung

     

     Die wichtigsten Wirkstoffe des Ingwers sind: 

    Gingerole – sorgen für die Schärfe, fördern die Durchblutung, wirken entzündungshemmend und schmerzstillend. 

    Shogaole – entstehen beim Trocknen oder Erhitzen, sind noch schärfer und besonders stark durchblutungsfördernd. 

    Ätherische Öle – mit Zingiberen und Curcumen, sie wirken antiviral, antibakteriell und verdauungsfördernd. 

    Vitamine und Mineralstoffe – insbesondere Vitamin C, Magnesium, Kalium und Eisen unterstützen die Abwehr und den Stoffwechsel. 

    Diese Kombination erklärt, warum Ingwer so vielseitig ist: Er regt denKreislauf an, lindert Entzündungen, aktiviert die Verdauung, bekämpft Krankheitserreger und hilft dem Körper, schneller wieder auf die Beine zu kommen. 

  • Anwendungsgebiete – wofür Ingwer gut ist

    1. Bei Erkältungen und Husten: 

    Ingwer wirkt antiviral, schleimlösend und wärmend. Ein heißer Ingwertee fördert das Schwitzen und hilft, Fieber sanft zu regulieren. 

    2. Zur Stärkung des Immunsystems: 

    Durch die Förderung der Durchblutung werden Immunzellen schneller aktiviert. Ingwer mobilisiert die Abwehrkräfte und unterstützt die Schleimhäute – unsere erste Barriere gegen Keime. 

    3. Bei Übelkeit und Reisekrankheit: 

    Klinisch belegt ist seine Wirkung gegen Übelkeit. Gingerole beeinflussen Rezeptoren im Magen und Gleichgewichtszentrum. 

    4. Bei Muskel- und Gelenkschmerzen: 

    Die entzündungshemmenden Stoffe wirken ähnlich wie natürliche Schmerzmittel. Ingwer kann bei rheumatischen Beschwerden oder Muskelkater Linderung bringen. 

    5. Für Verdauung und Stoffwechsel: 

    Ingwer regt Magen- und Gallensaftproduktion an, löst Blähungen und unterstützt die Fettverdauung – gerade nach deftigen Herbstgerichten sehr angenehm. 

  • Rezept: Wärmender Ingwer-Zitronen-Tee

    Zutaten für 1 Becher: 

    • 3–4 Scheiben frischer Ingwer 

    • ½ Bio-Zitrone 

    • 1 TL Honig 

    • 250 ml heißes (nicht kochendes) Wasser 

     
    Zubereitung: 

    Ingwer mit heißem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Danach Zitronensaft und Honig hinzufügen. Warm genießen – am besten in den frühen Abendstunden oder bei den ersten Anzeichen von Frösteln. 

     
    Tipp: 

    Wer es intensiver mag, kann noch eine Prise Zimt oder Kurkuma ergänzen – das verstärkt die wärmende und antioxidative Wirkung. 

     

  • Fazit

    Ingwer ist viel mehr als ein Trendgewürz. Er verbindet kulinarischen Genuss mit tiefgreifender Heilwirkung und ist gerade im Herbst ein treuer Begleiter. Seine Schärfe vertreibt Kälte und Trägheit, seine ätherischen Öle wecken die Lebensgeister und sein Duft bringt gute Laune in graue Tage. Ob als Tee, Sirup oder Gewürz – die goldene Wurzel ist ein Geschenk der Natur für Körper und Seele.