Politik | Clinch

Zielscheibe Rösch

Die Causa Bersaglio wird zusehends zum Politikum. Der Meraner SVP-Stadtobmann setzt Bürgermeister Paul Rösch unter Druck: “Wir werden weiter für das Vorhaben kämpfen.”
Bersaglio-Gebäude
Foto: Heimatschutzverein Meran

“Die SVP wäre hinter dem Projekt gestanden”, es sei Bürgermeister Paul Rösch, der nicht “die Schneid” gehabt habe, nach den jahrelangen zähen Verhandlungen eine politische Entscheidung zu treffen und somit zu verhindern, dass der Ost West Club aus dem Projekt aussteigt. Die Worte von Karl Freund ließen erahnen, was nun immer offensichtlicher wird: Die Causa Bersaglio schlägt in Meran hohe Wellen – und setzt Paul Rösch mächtig unter Druck. “Wir werden weiter für das Vorhaben kämpfen” – auch entgegen der Linie des Bürgermeisters, heißt es aus der SVP.

 

Rückzug statt Umzug

Es ist Andreas Zanier, der nun auf dem politischen Parkett vorprescht. “Wir glauben nach wie vor an das gemeinsame Projekt”, betont der Stadtkomiteeobmann der SVP Meran. “Verdiente Vereine wie Sportclub Meran und Ost West Club dürfen nicht im Regen stehen gelassen werden.”

Die beiden Vereine hätten im Bersaglio-Gebäude in der Nähe des Meraner Lido ein gemeinsames Zentrum für Kultur und Sport einrichten sollen. Dafür hätte die Gemeinde Meran zwei Drittel des verfallenen Gebäudes angemietet und dem Ost West Club zur Verfügung stellen sollen. Mit der im Voraus kassierten Miete hätte der SCM Meran, dem das Bersaglio 2012 von der Landesregierung geschenkt wurde, das baufällige Gebäude renoviert.
Weil aber der italienische Meraner Sportclub, Associazione Sportiva Merano, einen Eigentumsanspruch auf einen Teil der Liegenschaft erhebt, waren die Verhandlungen nach dreieinhalb Jahren Hin und Her gescheitert. Was den Ost West Club dazu bewogen hat, Mitte der Woche anzukündigen: “Wir ziehen uns aus dem Bersaglio-Projekt zurück.” Bitter enttäuscht sei man, heißt es aus dem Vereinsvorstand. Seit über vier Jahren ist der Club auf der Suche nach einer größeren Bleibe. Immer wieder schien der Umzug ins Bersaglio in greifbarer Nähe, immer wieder wurde man von der Gemeinde Meran vertröstet. Nun will man sich anderweitig umsehen.

Bürgermeister Paul Rösch hat angekündigt: “Als Kulturassessor werde ich mich gleich zu Beginn des neuen Jahres mit dem Ost West Club zusammensetzen und nach einer neuen Lösung für dessen Sitz suchen. Ich habe bereits ein paar Möglichkeiten im Kopf.” Wer die Causa mitverfolgt hat, weiß aber: Der Ost West Club wird sich nicht einfach irgendwo anders hin verfrachten lassen. Immerhin hat man dreieinhalb Jahre lang Pläne für das Bersaglio-Gebäude geschmiedet.

 

Kritik am Koalitionspartner

“Wir stehen auch weiterhin hinter dem Vorhaben, einen gemeinsamen Sitz für Sportclub Meran und Ost West Club zu verwirklichen”, springt nun Andreas Zanier den Vereinen zur Seite. “Die mühevolle Vorarbeit der vergangenen Jahre darf nicht vergebens sein.” Der SVP-Stadtobmann kritisiert offen den Koalitionspartner im Meraner Rathaus – und erhöht den Druck auf den Bürgermeister: “Anstatt aufzugeben”, meint Zanier in Richtung Rösch, “sollte man schnell nach Lösungen suchen. Immer nur die Schuld bei den anderen zu suchen bringt nichts. Politiker müssen entscheiden – und dürfen nicht hoffen, dass sich die Probleme irgendwie von selbst lösen.” Rösch hatte die Verhandlungen aufgrund “mangelnder Flexibilität, mangelnder Kompromissbereitschaft und dem Zurückziehen auf Justament-Standpunkte” für gescheitert erklärt. Wenn sich die beiden Sportvereine nicht einig werden, muss die Politik ran, spielte SCM-Präsident Karl Freund, der für die SVP im Gemeinderat sitzt, auf salto.bz den Ball an den Bürgermeister zurück.

“Die Entscheidung liegt einzig und allein bei der Politik – und nicht beim SCM bzw. beim ebenfalls involvierten ASM”, pflichtet Andreas Zanier bei. Es gebe nur zwei Möglichkeiten: “Entweder man stellt sich hinter den Sportclub Meran und den Ost West Club – oder man drückt sich vor der Entscheidung.”

 

Drückeberger im Rathaus?

Derzeit drücke man sich im Rathaus vor einer Entscheidung, knicke vor dem ASM ein, schlüsselt Zanier die Hintergründe des Hickhacks auf. Der ASM habe “in dieser Angelegenheit bisher nicht nur keinen Finger gerührt, sondern zudem eine ethnische Diskussion angefacht.” Das Angebot des SCM, einen Teil des Bersaglio für 99 Jahre als Leihgabe übertragen zu bekommen, hat der ASM ausgeschlagen. Dort beharrt man darauf, die Fläche als Eigentum übertragen zu bekommen. Was Altlandeshauptmann Luis Durnwalder dem ASM zugesichert hat, als das Gebäude 2012 an den SCM übergegangen ist, ist rechtlich aber nicht möglich, entgegnet SCM-Präsident Freund.
Für Andreas Zanier ist die Sache klar: “Das Angebot wurde abgelehnt – die Folge kann nun nur sein, ohne den ASM weiterzumachen.”

“Leider verfügen wir derzeit im Stadtrat nicht über die notwendige Mehrheit”, meint der SVP-Stadtobmann – die SVP stellt 2 der 7 Stadträte in Meran –, “um dieses Projekt weiterzubringen”. Die Grünen und Bürgermeister Paul Rösch seien “leider nicht für den SVP-Vorschlag, der der einzig mögliche ist”, so Zanier. Er sichert den Vereinen aber Unterstützung zu: “Wir werden trotzdem weiter für dieses Vorhaben kämpfen.”