Marcello Ferrari: Tot geborgen
Am Samstag, 10. Mai, war er auf den Hochgall im Antholzer Tal aufgestiegen. "Dass wir ihn noch lebend finden", erzählte der Einsatzleiter der Antholzer Bergrettung, Roland Obergasteiger, bereits am 11. Mai, "ist fast unausgeschlossen. Er wird abgestürzt sein."
Gesucht hatten die Einsatzkräfte den Vermissten lange, immer wieder. Wegen der schlechten Witterungsverhältnisse, Wind und Schneefall, musste die Suche nach dem 44-Jährigen Sportler eingestellt werden. Am Mittwoch, 21. Mai, fand ein Suchtrupp der Bergrettung dann den Schuh samt Steigeisen. Die Angehörigen, die tagelang auf Nachrichten warteten, bestätigten: Ja, das ist ein Teil der Ausrüstung von Marcello.
"Es war sehr schwierig für die Angehörigen, dieses Warten", erklärt Obergasteiger, "aber es war einfach zu gefährlich für uns von der Bergrettung. Ich musste ja auch schauen, dass niemand von unseren Männern bei der Rettungsaktion selbst in Gefahr gerät. Lawinen gehen immer wieder ab."
Am frühen Morgen des 22. Mais, machten sich dann noch mal 50 Personen auf die Suche nach Ferrari. "Die Hunde hatten keine Chance mehr den Mann zu riechen, da waren einfach zu viele Schichten drüber. Die Lawinen sind immer wieder drüber gegangen. Wir haben schließlich mit den Sonden den Rucksack entdeckt." Dieser tauchte zunächst in der Hochgall-Südrinne auf. Auf der Antholzer Seite des Hochgalls. Dann, unter drei Metern Schnee begraben, der leblose Körper des Trentiners. 600 Meter tief war Ferrari gestürzt, er war ohne Seil auf den Hauptgipfel des Hochgalls gestiegen. "Er war auf der Stelle tot", bestätigt Roland Obergasteiger.
"Ein Wahnsinn", sagt ein Bergretter aus dem Pustertal. "Ferrari war sicherlich ein guter Sportler, aber die Erfahrung fehlte ihm. Auf so einem Gipfel ohne Seil, alleine austeigen, das ist mehr als gefährlich." In der Totenkapelle von Antholz Mittertal wurde der Leichnam augebahrt. Ferraris Angehörige konnten ihren Sohn und Bruder endlich identifizieren. "Sie sind gleich heraufgekommen", erzählt Obergasteiger, "und sie sind sehr erleichtert, dass wir ihn endlich gefunden haben." Erleichterung auch bei der Bergrettung: "Ja, nach so vielen Tagen Suche, das lässt einen nicht mehr los", sagt der Einsatzleiter, "wir sind schon froh, ihn geborgen zu haben."
Heute, Freitag, wird Marcello Ferrari in seine Heimat überstellt.