Politik | SVP
Pusterer Kuhhandel
Foto: SVP
Es ist ein sehr hoher SVP-Funktionär, der Stunden bevor sich in Gais die Pusterer Ortsobleute treffen, einen Satz sagt, der Sprengstoff in sich trägt: „Das Wahlsystem über Stimmrechte ist nicht demokratisch, sondern zieht einen politischen Kuhhandel mit sich, der kaum die Realität widerspiegelt.“
Was damit gemeint ist, zeigt sich am selben Abend kurz vor 22 Uhr bei der Kandidatennominierung der vier Pusterer Bezirkskandidaten für die Landtagswahlen. 139 Stimmrechte hatten die Ortsobleute zu vergeben. Der klare Sieger ist dabei einer, der eigentlich als Außenseiter angetreten ist: Manfred Vallazza erhält 43 Stimmen und hängt damit gleich drei amtierende SVP-Abgeordnete deutlich ab. Landesrätin Waltraud Deeg schafft 34 Stimmen, Christian Tschurtschenthaler 31 Stimmen und Maria Hochgruber Kuenzer 16 Stimmen. Kuenzer schafft damit knapp den Sprung auf die Kandidatenliste der SVP. Denn der große Verlierer Joachim Reinalter hat nur zwei Stimmen weniger bekommen. Für den Bürgermeister von Percha und Obmann des Südtiroler Milchkolosses Bergmilch dürfte damit der letzte Zug abgefahren sein.
Sowohl bei den Vorwahlen des Bauernbundes, wie auch bei der Bezirksnominierung gescheitert, kann Reinalter kaum hoffen, dass er zu jenen zehn Kandidaten und Kandidatinnen gehört, die SVP-Obmann Philipp Achammer und Landeshauptmann Arno Kompatscher nachnominieren werden. Beide haben bereits mehr als klar erklärt, dass sie diese Nominierungen nicht als Korrekturinstrument der Bezirke und Richtungen in der SVP nutzen werden, sondern dazu, neue und unverbrauchte Kandidaten und Kandidatinnen aufzustellen.
Der Bauernbund-Angestellte
Auf den ersten Blick mutet Manfred Vallazzas Abschneiden zwar sensationell an, wer die SVP-Arithmetik aber kennt, für den ist der Pusterer Wahlausgang kaum überraschend. „Der Manfred und die Kreise um ihn haben die Wahl gut organisiert“, sagt einer, der am Dienstag mitgewählt hat.
Denn am Vallazza-Ergebnis wird deutlich, wie der Kuhhandel mit Stimmrechten unterm Edelweiß funktioniert. Manfred Vallazza hatte die gesamte Gadertaler SVP hinter sich. Das sind rund die Hälfte der 43 Stimmen, die er bekommen hat. Den Rest der Stimmrechte organisierte sich der Bauer aus Wengen zwischen der Mühlbacher und Lienzer Klause.
Sein großer Vorteil dabei: Im Hauptort Bruneck traten mit Deeg, Kuenzer und Tschurtschenthaler gleich drei Mandatare an, die sich die Stimmrechte teilen mussten. Vor allem im Tauschhandel mit den anderen SVP-Ortsgruppen war das ein Nachteil.
Dazu kommt das Manfred Vallazza eine Arbeitsstelle hat, die im Wahlkampf mehr als nützlich ist. Der 40jährige Landwirt sitzt im Brunecker Büro des Südtiroler Bauernbundes. Vallazza ist ist dort Bereichsleiter für Förderungen. Der SBB-Angestellte schimpft dabei gerne „auf die in Bozen“. Böse Zungen behaupten, dass er in den vergangenen Monate die Beitragsvergabe und Beratung nicht zum Schaden der eigenen Landtagskandidatur angelegt habe.
Verschobene Landesversammlung
„Die absolute Mehrheit ist unser Ziel, mit diesen starken Kandidaten aus Pustertal, dem gesamten Team und gutem Zusammenhalt wird die SVP wieder ein erfolgreiches Resultat erzielen“, pushte Wahlkampfleiter Thomas Widmann am Dienstagabend die Parteibasis an.
Inzwischen steht auch der restliche SVP-Fahrplan für die Landtagswahlen. Am Mittwochabend wird der ladinische Verbindungsausschuss Daniel Alfreider als offiziellen Ladiner-Kandidaten der SVP nominieren. Alfreider gilt als designierter Mussner-Nachfolger in der Landesregierung und wird den dritten Listenplatz erhalten.
Am selben Abend wird der SVP Bezirk Burggrafenamt seine vier Landtagskandidaten nominieren. Dabei wird sich der Kuhhandel mit den Stimmrechten ähnlich wiederholen. Es folgen noch diese Woche das Wipptal (24.5.) und Eisacktal (25.5.). Am 4. Juni wird dann der SVP-Bezirk Unterland entscheiden.
Seit Monaten war eigentlich die SVP-Landesversammlung für den 9. Juni im Meraner Kurshaus angesagt. Dort sollte die gesamte Landtagsliste erstmals präsentiert werden. Jetzt hat man diese Landesversammlung aber verschoben. Am 9. Juni wird es eine erweiterte Sitzung des SVP-Parteiausschusses geben, auf der die SVP-Liste vorgestellt wird. Auch jene 10 Kandidaten, die das Duo Kompatscher-Achammer noch aus dem Zylinder zaubern wird.
Die SVP-Landesversammlung wird Ende September in Meran über die Bühne gehen. Sie soll dann auch der offizielle Auftakt des SVP-Wahlkampfes werden.
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