Kultur | Salto Afternoon

Viele Saiten in kurzer Zeit

Das Bolzano Festival Bozen hat ein Programm mit 44 Veranstaltungen in knapp über einem Monat Laufzeit vorgestellt. Mit der „Zukunft der Musik“ und Rücksicht auf Asien.
Bolzano Festival Bozen PK
Foto: Bolzano Festival Bozen
50 Klaviere aus China befinden sich „auf hoher See“ und die Termine stehen, auch für das Auftragswerk von Georg Friedrich Haas, das langerwartet ist. Zuvor nähert man sich der Gegenwart, welche im Festival ebenso Platz finden soll wie etwa das Barockangebot von Antiqua, aber über Rock-Klassiker des letzten Jahrhunderts an: Das traditionelle (gratis) Eröffnungskonzert am 31. Juli um 20.30 Uhr wird wieder im Semirurali Park stattfinden (bei Regen im Konzerthaus) und unter dem Motto „Orchestra meets Rock“ den Klangkorpus Haydn unter der Leitung von Roberto Molinelli mit Stücken von E wie Elvis bis Q wie Queen konfrontieren.
Tags darauf, am 1. August, folgt der nächste Termin, den man sich merken kann, die Uraufführung von Georg Friedrich Haas’ „11.000 Saiten für 50 mikrototal zueinander gestimmte Klaviere und Kammerorchester“. 50 baugleiche Wandklaviere des chinesischen Klavierhersteller Hailun werden kreisförmig in der Bozner Messe angeordnet werden, jeweils um 2 Cent verschoben voneinander gestimmt, das Publikum wird das Konzert aus dem Inneren des „sight-specific“ Aufbaus erleben. Ein „großes Ensemble“ wird die Uraufführung unterstützen, die Auswahl der Musiker:innen ist derzeit in einer heißen Phase und umfasst neben europäischen Bewerber:innen auch solche aus Israel, Mexiko oder Japan. Vorgesehen sind im Beisein des Komponisten zwei Aufführungen um 19, sowie um 21 Uhr, sowie ein öffentlicher Talk mit Georg Friedrich Haas um 20.15 Uhr. Anschließend werden das Stück und die Klaviere mit dem Klangforum Wien auf Tour gehen.
 
Bolzano Festival Bozen: Das Mahler Academy Orchestra in Aktion.
Bolzano Festival Bozen: Das Mahler Academy Orchestra in Aktion. | Foto: Bolzano Festival Bozen
 
Die Gustav Mahler Academy, welche sich über einen Zuspruch von fast 1000 Anmeldungsanfragen freute, gab ihr Motto nicht nur für dieses, sondern auch für das kommende Jahr bekannt. Mit dem Umstieg auf ein Zweijahresmodel steht das erste, auf Kammermusik fokussierte Jahr unter dem Motto „Paris 1890-1920“, während man fürs nächste, dem Originalklang Projekt zugeschriebene Jahr den selben Zeitraum mit entsprechenden Instrumenten aus Wiener Perspektive bearbeiten will. Für die Sommerkonzerte im Kulturzentrum Toblach (5. August als Orchester, Dirigent Matthias Pintscher und Person Leong an der Violine ab 18 Uhr im Gustav Mahler Saal; 9. August, 20 Uhr im Spiegelsaal), sowie für die Bozner Lorenzinacht ergibt sich dadurch ein Repertoire mit Debussy, Ibert, Poulenc, Stravinskij, Roussel und Ravel aus welchem geschöpft wird.
Beim Busoni Wettbewerb gibt es auch Neues zu berichten: In diesem Jahr werden die sechs besten Pianist:innen im Bewerb Ende August (vom 29. bis 31., jeweils um 20 Uhr im Konzerthaus) bei der Finalprüfung Kammermusik vom jungen Isidor String Quartett aus New York begleitet. Mehr als das lässt aber die Uhrzeit der Finalissima unter den besten drei staunen, die Rai 5 live übertragen wird. Für das Haydn Orchester, Dirigent Arvo Volmer und die verbliebenen Pianist:innen geht es am Sonntag den 3. September um 10 Uhr morgens auf die Bühne des Stadttheaters. Grund für die neue Uhrzeit ist das große Interesse aus Fernost am Wettbewerb, wo dem Wettbewerb nun zum Hauptabend gefolgt werden, statt spät in der Nacht.
 
Busoni 2021 Finalissima: Park Jae Hong bei seiner finalen Prüfung
Busoni 2021 Finalissima: Park Jae Hong bei seiner finalen Prüfung. | Foto: Bolzano Festival Bozen/Tiberio Sorvillo/Luca Guadagnini
 
Ein Highlight des Programmzweiges Antiqua dürfte in diesem Jahr das Konzert „Due Sicilie“ auf Schloß Maretsch werden, am Freitag den 18 August um 20.30 Uhr: Werke vom „Erfinder“ der italienischen Kantate Alessandro Scarletti, sowie von dessen Zeitgenossen Cataldo Amodei, wobei Cembalist und Leiter Claudio Astronio betonte, dass man bei Amodei „frühere und ganz ähnliche Lieder“ bei den Recherchen „aus dem Katalog gegraben“ habe. Man darf gespannt sein. Die Rolle der Sopranistin übernimmt Joanna Klisowska, welche neben Astronio von Alessandro Palmeri am Barockcello und Simone Vallerotonda an der Therobe, sowie an der Barockgitarre begleitet wird. Daneben ist auch die „Miniature“ am 5. August im Merkantilgebäude, 20.30 Uhr nicht zu übersehen, kommt mit Teodoro Bàu (Viola da gamba) und Federica Bianchi (Cembalo) auch eine lokale Künstlerin auf die heimische Bühne zurück: Esther Crazzolara an der Violine vervollständigt das Dreigespann, das mit Werken von Telemann, Vivaldi, Rameu und Bach auftritt.
Was den divulgativen Auftrag von Musik anbelangt, wird am Format Musik im Hof festgehalten, das Musiker:innen des Konservatoriums zu den Menschen bringen soll, mit drei Aufführungsterminen an sechs Standorten außerhalb des Zentrums, am 3., 16. und 21. August. Aber auch im Zentrum kann Musik für lau an lauen Abenden genossen werden, namentlich am Kornplatz (7. August, 18 Uhr mit Musiker:innen des European Union Youth Orchestra und am 12. August, 21 Uhr, Gustav Mahler Jugendorchester), sowie im Parkhotel Laurin (7. August, 19.15 Uhr, GMJ), jeweils mit einem „fresh take“ zu Kammermusik. Für alle Konzerte gilt außerdem ein Angebot, das das Interesse der Jungen wecken soll, jene unter 18. Sie erhalten, in Begleitung von regulär zahlenden Erwachsenen Zugang zu allen Konzerten für je einen Euro. Als Teil der Initiative sind auch Zusatzinhalte vorgesehen, die jeweils eine Stunde vor Konzertbeginn Treffen mit ausgewählten Musiker:innen ermöglichen. Informationen dazu finden sich hier, während das vollständige Programm hier eingesehen werden kann. Der Kartenvorverkauf hat heute Vormittag begonnen.