Politik | Gemeindewahlen

Strategie Rückzug

Sergio Armanini kandidiert nicht mehr für die Lega in Meran. Eine strategische Entscheidung ohne Konflikte im Hintergrund, beteuert er. Ein Nachfolger steht bereits fest.
Sergio Armanini
Foto: Facebook/Sergio Armanini

Anfang März war alles anders. Auch in der Lega. Zwei Monate vor den Gemeinderatswahlen war man in Bozen noch auf der Suche nach einem Bürgermeisterkandidaten. In Meran hingegen war die Kandidatur von Sergio Armanini bereits abgesegnet – von ganz oben. Dann kam Corona – und brachte vieles ins Wanken. Auch in der Lega.

In Bozen hat der als Favorit gegoltene Igor Janes der Lega eine Absage erteilt. Bürgermeisterkandidat wird nun Roberto Zanin, der noch im Februar klar und deutlich Nein gesagt hatte. Der Vizepräsident des FC Südtirol soll nun ein breites Mitte-Rechts-Bündnis anführen und bei den Wahlen im Herbst Renzo Caramaschi als Bürgermeister ablösen. Und in Meran? Dort wird die Lega nicht mehr Sergio Armanini ins Rennen schicken. Sondern einen anderen Bürgermeisterkandidaten.

In seiner Dienstagsausgabe berichtet der Alto Adige davon, dass Armanini von seiner Partei “kalt gestellt” worden sei. Tatsächlich kündigt Rita Mattei, Koordinatorin der Lega in Meran und dem Burggrafenamt, an, dass der Bürgermeisterkandidat in der Passerstadt ausgetauscht wird. Ja, das stimmt, er werde nicht mehr für das Bürgermeisteramt kandidieren, bestätigt Sergio Armanini auf Nachfrage von salto.bz. Allerdings seien die Hintergründe nicht in einem Konflikt oder Zerwürfnis mit der Lega zu suchen. Sondern? “Die Hintergründe sind politischer, technischer und arbeitsmäßiger Natur”, meint Armanini.

 

Kein Konflikt, sondern dreierlei (Hinter-)Gründe

 

In politischer Hinsicht drohe ihm sein Sager von 2014 zum Verhängnis zu werden, gesteht der heute 50-Jährige. Damals hatte er auf ein Interview der Journalistin Silvia Fabbi mit einem jungen Moslem auf Facebook mit folgendem Kommentar reagiert: “ma perchè non le mettiamo un burka e la facciamo andare in Nigeria?? forse dopo il centesimo stupro si sveglierà….” Armanini betont bis heute, dass er missverstanden worden sei und “keiner Frau auf dem Planeten” wünsche, dass sie vergewaltigt werde. Dennoch werde er weiter dafür attackiert (unter anderem von der SVP-Senatorin Julia Unterberger) – keine gute Voraussetzung für den Wahlkampf, so Armanini.

Dazu kommt als technischer Aspekt, dass er sich bei der Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung mit 18 Jahren deutscher Muttersprache deklariert hat und bis heute als deutschsprachig erklärt ist. Damit aber sei für ihn es “extrem schwierig bzw. fast unmöglich”, das Amt des Vizebürgermeisters oder gar des Bürgermeisters zu bekleiden, weiß auch Armanini. Denn sollte die Lega an die Regierung kommen, wird sie den Schulterschluss mit einer “deutscheren” Partei als die Lega suchen müssen, die dann den Bürgermeister bzw. Vize stellen wird und einen italienischen Konterpart braucht.

Ausschlaggebend für seinen Rückzug, der “gemeinsam in der Gruppe” getroffen worden sei, wie Armanini beteuert, sei schließlich gewesen, dass er die vergangenen Wochen und Monate genutzt habe, um seine Immobilienfirmen zu reorganisieren. Die Veränderungen hätten so gut geklappt, dass er sich inzwischen vor Arbeit kaum mehr retten könne, sagt Armanini. “Mittlerweile nimmt sie mich 12, 13 Stunden in Beschlag. Politik heißt für mich aber Kohärenz und sich aktiv einbringen” – das sei neben der vielen Arbeit nicht mehr möglich.

 

Neues Gesicht schon da

 

Daher werde er nicht nur nicht für den Bürgermeistersessel kandidieren, sondern – “Stand heute” – ebensowenig für den Gemeinderat. Der Lega aber bleibt Armanini erhalten. “Ja, logisch! Ich habe 2009 die Sektion der Lega in Meran gegründet, bin heute eine Art Finanzminister und ‘leghista fino al midollo osseo’.” Wer ihn als Bürgermeisterkandidat beerben wird, steht bereits fest. “Wir haben schon einen weiteren Kandidaten definiert”, bestätigt Armanini. Bei einer Sitzung am heutigen Dienstag wird die Lega die Wahlkampf-Strategie und die Vorstellung ihres Bürgermeisteranwärters besprechen.

Einer, der in Meran als möglicher Lega-Kandidat gehandelt wird, ist neben Rita Matteis Ehemann Karl Martinelli auch Leandro Pegoretti, Lehrer, Schauspieler am Piccolo Teatro, Verwaltungsrat im Puccini-Theater und Jugend-Fußballtrainer. “Nein, er wird es nicht”, winkt Armanini ab. Für ihn selbst ist die Entscheidung, sich aus der aktiven Politik zurückzuziehen – vorerst – endgültig. Vor einiger Zeit hat er seine politische Facebook-Seite deaktiviert. “Wenn ich nicht kandidiere, brauche ich auch keinen Wahlkampf in den Socials”, meint Armanini knapp.

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Georg Markart Di., 23.06.2020 - 16:50

Herr Armanini hat mir bei seinen Auftritten auf Rai Südtirol bei Pro und Contra gegen Frau Foppa immer gut gefallen,vor allem lies er sich durch deren Provokation nicht aus der Ruhe bringen. Mir bleibt in Erinnerung wie er bei irgendein Vergleich mit Wildschweinen ganz gelassen blieb,als Frau Foppa ihn als "Frischling" betitelte.

Di., 23.06.2020 - 16:50 Permalink
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Georg Markart Di., 23.06.2020 - 19:18

@DO RIADA
Ich habe ja geschrieben was mir gefällt,deßhalb brauchen sie mir keine zusätzliche Frage stellen.
Bezüglich aufmerksame Frauen im Forum,laut ihren Nik-Namen könnten sie ja selbst eine Frau sein.

Di., 23.06.2020 - 19:18 Permalink