Kultur | Salto Weekend
„Ständig über Zukunft nachdenken“

Foto: Alex Filz
Vor kurzem hat Transart seinen Vorstand erneuert. Ein Team aus fünf Unternehmerinnen ist es geworden. Zur Seite stehen Pichler (Familienunternehmen Pichler projects GmbH) Daniela Niederstätter (Vizepräsidentin; Familienunternehmen Niederstätter AG), Manuela Bertagnolli (Familienunternehmen Pichler Karl AG), Ruth Oberrauch (Familienunternehmen Oberalp AG) und Arianna Giudiceandrea (Familienunternehmen Microtec GmbH). Ein weibliches, unternehmerisch tätiges Team, dass nun die Aufgabe hat, wie es bei Transart von Anfang an wichtig war, den Brückenschlag von Privatwirtschaft zu Kultur zu schaffen. Zuvor hatten die Präsidentschaft der Komponist Eduard Demetz und ab 2012 Maria Niederstätter inne.
Salto.bz: Frau Pichler, welches sind die Aufgaben des Vorstands von Transart, dem Sie nun als Präsidentin vorstehen?
Tanja Pichler: Als Präsidentin trage ich gemeinsam mit der Vizepräsidentin, den weiteren 3 Vorstandsmitgliedern, dem Direktor (Peter-Paul Kainrath) und der Geschäftsleiterin (Martina Kreuzer) zunächst einmal die vereinsrechtliche Verantwortung für Transart. Der Vorstand selbst sieht sich als Schnittstelle zwischen Unternehmertum und der kulturellen Identität des Landes, in dem wir alle agieren, wir werden das Festival unterstützen und fördern.
Das Erreichte bewahren, neue Ziele definieren, die Zukunft gemeinsam gestalten.
Der Trägerverein wurde in diesem Jahr auch vergrößert. Auf welche Anforderungen reagiert man damit?
Peter Paul Kainrath ist an uns mit der Bitte herangetreten, gemeinsam über Konsolidierung, Wachstum und Kontinuität von Transart nachzudenken. Das Erreichte bewahren, neue Ziele definieren, die Zukunft gemeinsam gestalten. Wir finden es spannend, dass über Kultur auch in diesen Kategorien nachgedacht wird.
Wie steht Transart nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen wirtschaftlich da?
Transart steht sehr solide da, einfach weil das ganze Team über all die Jahre sehr umsichtig und dennoch ambitioniert gearbeitet hat. Ziel des Vereins ist es nicht, monetäre Gewinne zu erwirtschaften, sondern mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ein attraktives Kulturangebot zu schaffen, das viele Menschen erreicht und begeistert. Unser Ziel ist es in den kommenden Jahren noch mehr Menschen für Transart zu begeistern und damit Südtirol als attraktives Kulturland zu stärken. In diesem Sinne arbeitet das Team momentan intensiv für das Festival im September 2022.
Wird der neue Vorstand nach außen eine sichtbare Signatur haben? Wenn ja, wo wird diese für das Publikum sichtbar?
Die klare Trennung zwischen den künstlerischen Inhalten und einer soliden Vereinsführung ist ein Wert für sich. Das steht außer Frage. Jedenfalls werden wir als fünf entschlossene Unternehmerinnen, die ja in ihrem eigenen Bereich ebenso ständig über Zukunft nachdenken, die künstlerische Leitung motivieren weiterhin groß zu denken.
Eine langlebige Maxime ist der Spruch: Was nichts kostet, ist nichts wert. Wie stehen Sie zu Events mit freiem Eintritt?
Es geht nicht so sehr um den kostenfreien Eintritt oder nicht, sondern um die Fähigkeit des Veranstalters, ein möglichst breites und unterschiedliches Publikum anzusprechen. Ich habe bei Transart immer gut gefunden, dass es alle Sprachgruppen, alle Generationen, alle Gesellschaftsschichten gleichermaßen anspricht – und dies zu moderaten Preisen oder eben ab und an auch kostenfrei.
Transart hatte bereits im Eröffnungsjahr Pichler projects - damals noch Stahlbau Pichler - als Gastgeber zweier Events. Wird sich das Verhältnis zwischen Transart und Pichler projects, wo Sie Mitglied des Verwaltungsrates sind, ändern?
Es war mein Vater, Walter Pichler, der von Anfang an die Energie von Transart mochte. Kunst, Design, Musik, Architektur rütteln auf, zeigen neue Wege, sprengen die Grenzen der Vorstellung und Konventionen und bewegen. Das gefällt uns und spornt uns an und darum fördern wir als Unternehmen Kreativität unterschiedlichster Form.
Neben Transart gibt es noch weitere kulturelle Projekte und Institutionen die wir unterstützen und das wird auch so bleiben.
Es wird keinen Automatismus geben im Sinne, dass Transart nun immer bei Pichler projects zu Gast sein wird. Wir werden diese Entscheidungen getrennt halten.
Plant man eine Rückkehr zum Konzept Green Event? Der Status war 2020 nicht mit Roman Signers Projekt „Luft“, das einen Hubschrauber beinhaltete, vereinbar. Kann und soll die Kunst Ihrer Ansicht nach der Umwelt zuliebe Kompromisse eingehen?
Ich denke Kunst muss in jeder Hinsicht frei sein, denn das macht sie aus.
Transart ist immer im Wandel und aktuell, wir sind eben ein zeitgenössisches Festival.
Im Interesse der Geschäftsleitung dürfte es sein, den Clubbing-Termin als von außen betrachtet umsatzstärksten Tag des Festival-Lineups wieder einzuführen. Kann und wird in diesem Jahr wieder getanzt werden?
Das Advanced Clubbing gehört seit vielen Jahren zur Identität von Transart. Falls es die gesundheitstechnischen Rahmenbedingungen, sprich die Pandemie, erlaubt, wird auch getanzt werden. Ich persönlich wünsche es mir sehr, Tanz ist eine besondere Ausdrucksform, die jedem zugänglich ist und alle zusammenbringt.
Die Performance der Fura dels Baus mit dem Eggentaler Schreichor in unserem damals gerade neu errichteten Hauptsitz hat mich und viele Mitarbeiter sehr beeindruckt
Welches war Ihr persönliches Highlight in 21 Jahren Transart?
Ich habe einige Jahre im Ausland gelebt und somit leider nicht alle Ausgaben verfolgen können. Die Performance der Fura dels Baus mit dem Eggentaler Schreichor in unserem damals gerade neu errichteten Hauptsitz hat mich und viele Mitarbeiter sehr beeindruckt genauso wie die Clubbings oder zuletzt das Digital arts Event in der Ex Masten Halle und das Opening 2020 mit dem Klangforum Wien - nichts möchte ich missen.
Wo sehen Sie, begründet durch die Amtszeiten Ihrer beiden Vorgänger Eduard Demetz und Maria Niederstätter Transart in zehn Jahren?
Größer als heute und immer dem Neuen – so wie es Peter Paul Kainrath gerne festhält – schamlos und schreckensfrei auf der Spur.
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