Gesellschaft | Arbeitssicherheit

Zeit vergeht, die Diskussion besteht

Vor einem Jahr ereignete sich bei „Aluminium Bozen“ ein Unfall mit einem Toten. Zwischen Referenden und Streiks ist das Thema Arbeit(-ssicherheit) immer noch präsent.
Tima Miroshnichenko
Foto: Tima Miroshnichenko/Pexels (Symbolbild)
  • Etwas mehr als ein Jahr ist vergangen: In der Nacht auf den 21. Juni 2024 kam es im Unternehmen „Aluminium Bozen“ zu einer folgenschweren Explosion: Ein Gießer, der 31-jährige Senegalese Diallo Bocur, verstarb im Anschluss an seinen Verletzungen. Fünf weitere Mitarbeiter wurden zum Teil schwer verletzt. Gerichtsgutachter haben letztlich am Landesgericht ihr Ergebnis präsentiert: Die Explosion in der Aluminiumgießerei sei durch zu viel Wasser im Abkühlbecken ausgelöst worden. Das Beweissicherungsverfahren ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft ermittle nun wegen des Tatbestands der fahrlässigen Tötung und mehrfacher fahrlässigen Körperverletzung gegen den Geschäftsführer von Aluminium Bozen, zwei Sicherheitsbeauftragten des Unternehmens sowie drei Mitarbeiter des Herstellers von Maschinenteilen, die im Ofen eingebaut waren, wie die Tageszeitung berichtete.

  • Vor einem Jahr: Die Explosion bei Aluminium Bozen in der Toni-Ebner-Straße, die mehrere Schwerverletzte und einen Toten forderte Foto: nmr/SALTO
  • Marco Bernardoni, Generalsekretär der Südtiroler Metallarbeitergewerkschaft Fiom-Cgil, betont gegenüber SALTO, dass die Gewerkschaften in dieser Zeit aktiv geblieben seien und unter anderem ein Referendum angestoßen hätten, das trotz vieler Hürden zur Abstimmung kam. Das sei ein wichtiger Schritt gewesen, denn eine Ablehnung des Referendums hätte bedeutet, keine Veränderung anzustreben. In Bezug auf den Unfall bei Aluminium Bozen berichtet Bernardoni, dass sich Fiom als Nebenklägerin beteiligen werde, sollte es zu einem Prozess kommen.

    Die Gewerkschaft verfolge den gesamten Fall weiterhin aufmerksam – auch wegen eines weiteren schwer verletzten Arbeiters, der noch immer in Behandlung sei. Dieser befinde sich weiterhin in Rehabilitation und konnte bislang nicht an seinen Arbeitsplatz zurückkehren.

  • Streitthema Arbeitssicherheit

    Bernardoni spricht von grundlegenden Missständen in der Branche. Besonders kritisiert er, dass es im Jahr 2025 – trotz fortschrittlicher Technologien – immer noch zu schweren Arbeitsunfällen kommt. Prävention und Schulung der Arbeitskräfte seien oft unzureichend. Auch wenn nicht jeder Unfall tödlich sei, komme es regelmäßig zu ernsten Verletzungen. Gerade in Südtirol, so Bernardoni, herrsche das Bild eines „glücklichen Landes“, tatsächlich sei man bei den Unfallzahlen aber Schlusslicht.

    Auch der jüngste Streik in der Metallindustrie ist Ausdruck dieser Missstände. Die Gewerkschaften fordern die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den Arbeitgeberverbänden „Federmeccanica“ und „Assistal“. Diese hätten sich der Weiterführung der Gespräche verweigert. Nach bereits 40 Stunden Streik sei es höchste Zeit für ein Umdenken. Man sei zwar bereit, weiterzumachen, hoffe jedoch auf ein Einlenken.

    Obwohl das Referendum – das sich viel mit dem Arbeitsrecht auseinandersetze – das notwendige Quorum nicht erreicht hat, sieht Bernardoni einen wichtigen Erfolg: Fast 15 Millionen Menschen hätten ihre Stimme abgegeben – trotz der politischen Aufrufe, nicht zur Wahl zu gehen, und obwohl die Abstimmung auf ein langes Feiertagswochenende fiel. Diese Zahl sei höher als die Stimmen, die die derzeitige Regierung erhalten habe. Auch wenn das Ergebnis formal nicht ausreichte, sieht Bernardoni darin ein deutliches Zeichen und kündigt an, dass die Gewerkschaft die Themen weiterverfolgen werde.