Er will Bürgermeister
Er hatte sich Bedenkzeit erbeten – und sich offensichtlich viele Gedanken gemacht. Nun hat Richard Stampfl eine Entscheidung getroffen: Er will Bürgermeister von Meran werden.
Anfang September berichtete salto.bz erstmals von Stampfls möglicher Kandidatur. Der 61-jährige Geschäftsführer des internationalen Lebensmittelherstellers Dr Schär soll für die SVP Meran 2020 den Bürgermeistersessel zurückerobern. Stampfl ist parteilos, also nicht SVP-Mitglied – und will es auch nicht werden. Am Dienstag Abend hat er den vier Meraner SVP-Ortsausschüssen sein Angebot unterbreitet: Er sei bereit, die ihm “nahestehende SVP-Liste” als Spitzenkandidat anzuführen – “als Unabhängiger”, wie Stampfl betont, “um Bürgermeister für alle Meranerinnen und Meraner sein zu können”. Außerdem hat er der SVP eine “neue Politik für Meran” vorgeschlagen. In der Passerstadt solle “wieder etwas weitergehen”, dafür müssten “gemeinsam oft auch heiße Eisen angepackt” werden, so Stampfl.
Bei den SVP-Funktionären ist er mit seiner Linie auf Zustimmung gestoßen. In den nächsten Wochen wird Stampfl den direkten Kontakt mit den Parteimitgliedern in den verschiedenen Ortsteilen suchen. Danach werden die SVP-Gremien formell und definitiv über die angebotene unabhängige Kandidatur entscheiden, sprich, diese bestätigen oder, sollte der gewünschte breite Rückhalt nicht gegeben ist, ablehnen. Die Entscheidung soll in etwa einem Monat fallen. Dass die SVP Nein zu Stampfls Kandidatur sagt, dürfte so gut wie ausgeschlossen sein. Nach dem Debakel von 2015, als der SVP-Kandidat Gerhard Gruber in der Stichwahl haushoch gegen Paul Rösch verlor, sucht die SVP in Meran seit Monaten nach einem Kandidaten, dem man es zutraut, den amtierenden Bürgermeister zu schlagen – und Richard Stampfl scheint der einzige zu sein.
Was sagt Paul Rösch zur sich abzeichnenden Kandidatur von Richard Stampfl? Die beiden kennen sich seit Langem und sind privat befreundet. “Es freut mich, dass die SVP endlich einen guten Kandidaten hat”, meint Rösch auf Nachfrage von salto.bz. Ob er selbst wieder kandidiert, soll erst innerhalb des Jahres offiziell entschieden werden. “Ich selbst habe mich schon entschieden, aber ich sage noch nicht, ob es ein Ja oder Nein ist”, meint Rösch – und verrät sich dann doch. Da der Verlust des Bürgermeistersessels 2015 für die SVP “die größte Schmach überhaupt” gewesen sei, stelle er sich auf einen harten Wahlkampf ein: “Richard und ich werden vorne stehen und hinten wird viel Schmutzwäsche gewaschen werden.” Die Freundschaft zu Stampfl soll darunter aber nicht leiden – darüber hätten die beiden auch schon gesprochen, sagt Rösch. “Wir werden sicher Freunde bleiben. Aber vielleicht kommt mit ihm auch ein bisschen mehr Kultur in den Wahlkampf.”