Wirtschaft | Sanität
Das Südtiroler Trio
Sie dürften sich im Wartezimmer für die Anhörung begegnet sein.
Der eine kommt aus den Abruzzen, wo er seit einigen Jahren als Generaldirektor der dortigen Sanitätseinheit tätig ist und der andere aus Bozen, wo er für den Südtiroler Sanitätsbetrieb arbeitet und viele Jahre lang Personalchef war.
Thomas Schael und Christian Kofler haben sich beide für die höchste Stelle im Sanitätsbetrieb des Trentino beworben. Derzeit läuft eine Ausschreibung zur Besetzung der Generaldirektion in der Nachbarprovinz. Die Neubesetzung ist die Folge eines Skandals, der national für Aufsehen sorgte.
Von 2016 bis zum Juni 2020 stand Paolo Bordon der Trentiner Sanität als Generaldirektor vor. Bordon wechselt dann an die Spitze der Sanitätseinheit Bologna. Sein Nachfolger wurde im November 2020 Pier Paolo Benetollo. Doch Benetollo blieb nur acht Monate im Amt, dann musste er unfreiwillig seinen Posten wieder räumen.
Der Grund: Der Mobbingfall der bis heute verschwundenen Ärztin Sara Pedri, hat skandalöse, spätmittelalterliche Zustände am Krankenhaus Trient zu Tage gefördert. Benetollo musste deshalb seinen Hut nehmen.
Die Stelle des Generaldirektors wurde daraufhin neu ausgeschrieben. 22 Kandidatinnen und Kandidaten haben sich offiziell beworben. Am Mittwoch und Donnerstag finden in Trient die Anhörung vor der Auswahlkommission statt.
Dabei war gestern Thomas Schael an der Reihe. Schael von 2015 bis zum Herbst 2018 Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, stolperte über die problematische Verlängerung der Versicherung für Ärzte und der Krankenhäuser. Sein Vertrag wurde vorzeitig aufgelöst. Inzwischen haben mehrere abgeschossene Verfahren vor dem Rechnungshof und vor dem Landesgericht deutlich gemacht, dass Thomas Schael damals das Richtige getan hat. Trotzdem hat ihn die Landesregierung mit einer Abschlagzahlung in die Wüste geschickt und durch Florian Zerzer ersetzt.
Thomas Schael wurde zuerst Subkommissar in der Sanitätseinheit Crontone und steht seit zweieinhalb Jahren der Sanitätseinheit „Lanciano, Vasto, Chieti“ als Generaldirektor vor.
Angehört wurde am Mittwoch auch Christian Kofler. Kofler ist derzeit der einzige deutschsprachige Südtiroler, der in das nationale Verzeichnis der Generaldirektoren eingetragen ist. Diese Eintragung ist erforderlich, um überhaupt an einem Auswahlverfahren für einen solchen Posten teilnehmen zu können.
Der Neffe des ehemaligen SVP-Landesrates Luis Kofler, hat in den vergangenen 10 Jahren die Abteilung Personal im Südtiroler Sanitätsbetrieb geleitet. Mit der Rochade der Führungskräfte wurde Kofler jetzt seit 1. Dezember 2021 zum Direktor der Abteilung „Gesundheitsleistungen und wohnortnahe Versorgung“ ernannt.
Am Auswahlverfahren in der Nachbarprovinz nimmt aber auch eine zweite Bedienstete des Südtiroler Sanitätsbetriebes teil. Die Fachärztin für chronische Krankeiten Isabella Mastrobuono. Es war ausgerechnet Thomas Schael, der die Ärztin aus Rom, die mit einem Bozner verheiratet ist, im November 2017 nach Südtirol holte. Mastrobuono war von 2002 bis 2014 Sanitätsdirektorin des Policlinico Tor Vergata in Rom und 2014/15 Generaldirektorin des Sanitätseinheit Frosinone. Derzeit befindet sie sich im Südtiroler Sanitätsbetrieb im Wartestand, denn sie wurde nach dem Abgang von Thomas Schael zur Subkommissarin der Sanitätseinheit Crotone ernannt.
Als Favoriten gelten bei der Ausschreibung in Trient zwar andere, doch es ist nicht ausgeschlossen, dass man an der Spitze der Sanität im Nachbarland schon bald jemand aus diesem Trio stehen könnte.
Bitte anmelden um zu kommentieren