Politik | Meran

Bürgermeister der Herzen

Ein erstes Gespräch mit Paul Rösch, dem neuen Meraner Bürgermeister. Wie er seinen Wahlsieg erlebt hat, was nun auf ihn zukommt und was er von der SVP hält.

Noch am Abend seines Wahlsiegs hat salto.bz den neuen Bürgermeister von Meran am Telefon erreicht.

Herr Rösch, was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als sich Ihr Sieg im Laufe des Abends immer deutlicher abzeichnete?
Paul Rösch: Ich hab mir schon erwartet, dass die Stichwahl so ausgehen würde. Aber nicht, dass das Ergebnis so eindeutig ist. Immerhin habe ich über 60 Prozent der Stimmen erhalten.

Worauf ist dieser große Abstand Ihrer Meinung nach zurückzuführen?
Das ist sicher das Resultat der Schmutzkampagne, die in den letzten Tagen vor der Wahl gegen mich geführt wurde. Doch die Leute hier in Meran kennen mich, ich bin niemand, der andere “über’s Haxl heben” will.

Die Leute wissen, was sie an Ihnen haben?
Ich glaube, dass mir meine Ehrlichkeit sehr geholfen hat. Doch im Grunde zählen in erster Linie die Werte, für die ich stehe, und die ich zu vermitteln versucht habe.

Die da wären?
Wir setzen uns zum Beispiel im gleichen Maße für die italienischsprachigen Mitbürger wie auch für jene deutscher Muttersprache ein. Auch die Einbindung der Peripherie ist uns ein großes Anliegen. Es hat ja oft geheißen, dass ich kein Programm hätte und so weiter. Dass das Gegenteil der Fall ist, kann ich jetzt beweisen.

Paul Rösch hat etwas Historisches geschafft: Sie haben der SVP den Bürgermeistersessel in Meran entrissen.
Schauen Sie, darum geht es mir gar nicht. Die SVP ist für mich kein Feindbild. Nur ist es so, dass sie sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr um die eigenen Anliegen gekümmert hat als um jene der Bevölkerung.

Nun haben Sie der SVP aber doch einen Dämpfer verpasst?
Die Partei ist intern so zerstritten, da gibt es Schlammschlachten überall. Daher finde ich es wichtig, dass sie nun – wie im Biathlon – fünf Strafrunden drehen muss. Also, dass sie für fünf Jahre einmal nicht den Bürgermeister stellt.

Doch hat die SVP bei den Wahlen am 10. Mai die Mehrheit der Stimmen erhalten. Steht Ihr Angebot von einer Großen Koalition nach wie vor?
Gleich morgen werden wir Gespräche mit allen Parteien aufnehmen. Wir gehen ohne Arroganz vor, die andere Parteien oft an den Tag legen. Und dabei werden wir sicher auch der SVP ein Angebot unterbreiten. Denn sie hat, wie Sie richtigerweise sagen, die meisten Stimmen erhalten.

Einer der ersten, der Ihnen zum Sieg gratulierte, war Gerhard Gruber. Was hat er zu Ihnen gesagt?
Also ich verstehe mich gut mit dem Gerhard Gruber. Er ist genauso wie ich eine Figur, die von Schlammschlachten nicht verschont geblieben ist. Er hat ja selber Probleme mit dem zerstrittenen Haufen, der seine Partei ist.

Aber Gruber hat Ihnen ehrlich gratuliert?
Ja.