Wirtschaft | Göflan

Marmor - Ganz in Weiß

Der Marmor im Vinschgau bleibt Zankapfel zwischen öffentlichen Verwaltungen und Bruchbetreibern. Ist eine neue Marmor-Materialbahn in Göflan die Lösung?

Bis zum Jahr 2000 war der Transport insofern kein Problem, weil die Lasa Marmo beide Brüche, den Weißwasserbruch in Laas und den Wantlbruch von Göflan, betrieben und den Marmor über die Schrägbahn zu Tal gebracht hat. Damals war die „Lasa“ noch im Besitz von Elisabetta Sonzogno, der Tochter des in Laas legendären Giuseppe Sonzogno. Geändert hat sich die Situation im Jahr 2000. Die Göflaner kündigten den Pachtvertrag mit Sonzogno, schrieben den Pacht neu aus und gewonnen hat, trotz Vorpachtrecht von Sonzogno, die damalige „Tiroler Marmor GmbH“. Die Hintermänner der neu aufgestellten Gesellschaft waren mächtige Männer: Siegfried Unterberger, Peter Paul Pohl und Giuseppe Dalle Nogare. Eine komplette Übernahme des Marmors ist ihnen allerdings nicht gelungen. Unterberger und Pohl verkauften in der Folge die Abbaurechte samt Vertrag mit der Gemeinde Schlanders bzw. die „Tiroler Marmor GmbH“ an den Kastelbeller Ingenieur Burkhard Pohl weiter. Der hemdsärmelige Burkhard Pohl hatte bereits den Abbau für die „Tiroler“ geleitet und seit 2007 hat er als nunmehriger Besitzer den Betrieb in „Göflaner Marmor GmbH“ umgetauft.

Seit 10 Jahren wird der Marmor ein Stück über die „Marmorstraße“, dann über einen eigens ausgebrochenen Verbindungsweg und schließlich über die Forststraße nach Göflan mit LKWs transportiert. Der Transport ist nur in den Sommermonaten bzw. nur in den eis- und schneefreien Monaten möglich. Der damalige LH Luis Drunwalder hat, im Einvernehmen mit dem Nationalpark Stilferjoch, seine provisorische Ermächtigung Jahr für Jahr verlängert. Mit dem Hinweis, die Marmorbetreiber sollten sich über eine einzige Abtransportschiene einigen. Der gesamte Marmor, so der Wunsch aus Bozen und vor allem in Laas, sollte über die Bremsberganlage in Laas laufen. Eine Einigung gibt es bis heute nicht. In Schlanders ist man – Höhepunkt der Differenzen - sogar so weit gegangen, die Forststraße vom Göflaner Wantlbruch bis nach Göflan als Gemeindestraße zu klassifizieren. Nicht nur die Laaser sind dagegen Sturm gelaufen, sondern auch die Bozner Machtzentrale um Durnwalder hat gegen das Ansinnen der Schlanderser rekurriert – und Recht bekommen. Also nix Gemeindstraße. Gegen die provisorische Ermächtigung für den Abtransport vom Jahr 2014, ausgestellt vom zuständigen Landesrat Arnold Schuler, und auch gegen die Verlängerung der Abbaukonzession, noch ausgestellt kurz vor den Landtagswahlen vom damaligen Wirtschaftslandesrat Thomas Widmann ist die Lasa Marmo mit Rekursen vor das Verwaltungsgericht gezogen. Dieses hat der Lasa im heurigen Frühjahr Recht gegeben. Die Göflaner Marmor GmbH ist bei der heurigen Schneeschmelze nackt dagestanden – ohne Abbaukonzession, ohne Abtransportgenehmigung. Im letzten Moment hat sich Burkhard Pohl beide Genehmigungen wieder besorgt.

Nun reicht’s Pohl. Er hat kürzlich dem LH und Wirtschaftslandesrat ein Vorprojekt für eine neue Materialseilbahn vorgestellt: Vom Göflaner Wantl-Bruch bis nach Göflan soll, geht es nach Pohl, der Marmor heruntergedrahtelt werden. Kosten für die Seilbahn um die 5 Millionen Euro, 9 Stützen mitten im Nationalpark. Der Schlanderser BM Dieter Pinggera war bei der Vorstellung mit von der Partie, ebenfalls Vertreter der Fraktion Göflan. LH Arno Kompatscher will nun eine Art Umweltgeld überprüfen lassen. Die Göflaner transportieren ihren Marmor nämlich über die Straße um rund 75 Euro pro Kubikmeter, während die Laaser ihren Stein mit der Schrägbahn um weit mehr als 100 Euro pro Kubikmeter berappen müssen. Das Umweltgeld soll als Ausgleich dienen, um die Wettbewerbsverzerrung beim Abtransport auszugleichen. Kommt das Umweltgeld nicht zustande, kommt eben die Bahn. Peter Pohl, der Sohn von Burkhard, träumt davon, dass die Bahn im Jahr 2017 laufen soll.