Gesellschaft | scientists 4 future

Mit Wissenschaft aus der Krise

Nach den Jungen schaltet sich nun eine Gruppe von Wissenschaftlern in die Klima-Debatte ein: “Die derzeitigen Entwicklungen bereiten uns große Sorgen.”
Fridays for Future 29112019
Foto: Salto.bz

Am heutigen Freitag, 25. September, gehen erneut weltweit Menschen auf die Straße. Mit einem weiteren Internationalen Klimastreik will die Fridays for Future-Bewegung den Klimanotstand wieder in den Fokus der gesellschaftlichen und insbesondere politischen Aufmerksamkeit rücken.

Anlässlich der globalen Kundgebungen haben sich am Freitag in Bozen die “Scientists for Future” kurz “S4F Südtirol” vorgestellt – eine Gruppe von Wissenschafltern, deren Ziel es ist, “die Stimme der Wissenschaft zu stärken, die zu sachlichen politischen Diskussionen beiträgt und  als Brückenbauerin Dialoge fördert und Einsichten ermöglicht”.

Die Initiative “Scientists for Future” geht von Wissenschaftlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus. Jene in Südtirol ist die erste “italienische Regionalgruppe”. Ihr gehören Fachleute und Experten von EURAC, Uni Bozen, Naturmuseum, LMU München und Claudiana an.

“Die Covid-19-Krise hat gezeigt, dass schnelle Veränderungen durch entschlossenes Handeln möglich sind”, heißt es bei der Präsentation am Freitag. Nun sei es wichtig, “den Weg aus der Covid-19-Krise so zu gestalten, dass Klimawandel und Artensterben entgegengewirkt wird”. Auch in Südtirol, wo der Klimawandel deutlich spürbar ist: Seit Beginn der Aufzeichnungen sind die Temperaturen im Mittel um 1,5°C gestiegen, im Sommer gar um 2°C. Der Sommer 2019 war der drittwärmste Sommer, am 3. Oktober 2019 wurden mit 30°C die höchsten je gemessenen Temperaturen in einem Oktober verzeichnet. Auch der Jänner 2020 lag fast 2°C über dem Durchschnitt. “Wir brauchen dringender denn je einen Wandel hin zu nachhaltigen, resilienten und gerechten Lebens- und Produktionsweisen”, sind sich die Südtiroler “Scientists for Future” einig.

Ihren Auftrag sehen sie darin, “den aktuellen Stand der Wissenschaft in fundierter und verständlicher Form aktiv in die Debatte um Nachhaltigkeit und Zukunftssicherung einzubringen” und damit politische Entscheidungen in Richtung Nachhaltigkeit anzuregen. Die Gruppe S4F Südtirol ist überzeugt: “Als Menschen, die mit wissenschaftlichem Arbeiten vertraut sind und denen die derzeitigen Entwicklungen große Sorgen bereiten, sehen wir Wissenschaftler*innen es als unsere gesellschaftliche Verantwortung an, aktuelle Entwicklungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu bewerten, auf die Folgen unzureichenden Handelns hinzuweisen und Handlungsoptionen aufzuzeigen.”


“Wir leben in einer Südtiroler Blase, in der alles schön und gut ist, und wir sind in der Lage, den Status quo lange Zeit ohne große Probleme aufrechtzuerhalten. Während andere Teile der Welt bereits massiv mit dem Anthropozän zu kämpfen haben. Und wir haben pro Kopf viel mehr CO2-Schulden angehäuft als die Menschen in den am stärksten betroffenen Regionen. Wir haben die Verantwortung, unser Verhalten und unser Verhältnis zur Erde zu ändern, zum Wohle aller Menschen, der lebenden und der nicht lebenden Dinge. Wir können das Leben in der Zukunft besser gestalten, als es heute ist – der Versuch, den Status quo zu erhalten, ist zum Scheitern verurteilt.” (Michael Matiu, EURAC)


Am frühen Freitag Abend ist die Gruppe in Meran unterwegs. Um 18 Uhr haben die Fridays for Future dort auf dem Kallmünz-Parkplatz einen Sit-in organisiert. Neben Klimaforscher Georg Kaser werden auch Mitglieder der “Scientists for Future” erwartet. (Update 17.30 Uhr: Die Veranstaltung wurde aufgrund des Schlechtwetters abgesagt)

Ihnen gehören unter anderem folgende Personen an: Marc Zebisch (EURAC); Stefan Zerbe (unibz); Elisabeth Tauber (unibz); Susanne Elsen (unibz); Federica Cittadino (EURAC); David Gruber (Naturmuseum); Sergio Angeli & Riccardo Favaro (unibz); Marlene Erschbamer (LMU München); Hendrik Nowak (Naturmuseum); Giacomo Bertoldi (EURAC); Tazio Dalsass; Cristina della Torre, Bianca Elzenbaumer, Philip Corradini, Isidoro de Bortoli & Federica Maino (EURAC); Alexandra Tomaselli (EURAC); Daniel Herrera & Alexandra Troi (EURAC); Jutta Staffler (EURAC); Michael Matiu (EURAC); Michael Steinwandter (EURAC); Benno Baumgarten (Naturmuseum); Julia Stauder (EURAC); Barbara Plagg (Claudiana und unibz).

Die vollständige Liste der Wissenschaftler, die sich der Initiative bisher angeschlossen haben, gibt es hier nachzulesen.