Erntefazit: Durchwachsen bis sehr gut

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Die Ernte 2025 in den biologischen Landwirtschaftsbetrieben Südtirols ist in vollem Gange. Trotz teils herausfordernder Wetterbedingungen erwarten die Biolandwirte eine erfreuliche Gesamternte, vor allem bei Äpfeln und Wein. Wir haben bei den Gruppensprechern von Bioland Südtirol nachgefragt:
Gemüse: Wetter als große Herausforderung – aber stabile Erträge
Im Gemüsebau zeigt sich Thomas Zössmayr aus Mareit zufrieden: „Es war ein insgesamt gutes Jahr – nicht übermäßig, aber besser als das Vorjahr.“ Während wärmeliebende Kulturen wie Tomaten und Melanzane aufgrund der teils langen Regenperioden Schwierigkeiten bereiteten, entwickelten sich Kartoffeln, Fenchel und Zwiebeln sehr gut. Der Klimawandel zeigt sich deutlich: Wochenlange Hitze- und Regenphasen erschweren Planung und Pflege.
Anhaltend sei der Mangel an Arbeitskräften – motivierte Erntehelfer sind schwer zu finden. Ein Vorschlag aus der Praxis: Landwirtschaftsschulen sollten auch Menschen ohne bäuerlichen Hintergrund ansprechen und praxisnäher ausbilden. Denn gerade im Gemüsebau, wo der Selbstversorgungsgrad in Südtirol noch sehr niedrig ist, liegt viel Potenzial – besonders für kleinere Höfe und Zuverdiener.
„Gerade jetzt während der Erntezeit denke ich oft daran, wie viele Experten uns raten, weniger Fleisch und mehr Gemüse zu essen“, sagt Zössmayr. „Gemüse ist das Zukunftsprodukt – auch wenn es harte Arbeit ist.“ Deshalb braucht es neben Ausbildung auch politische und strukturelle Unterstützung, um diese Entwicklung voranzutreiben.
Obstbau: Schwankendes Wetter, stabile Qualität
Im Apfelanbau beschreibt Roman Rottensteiner, Gruppensprecher Obstbau VOG, das Jahr als „typisch untypisch“: eine Blattnassperiode im April hat die Bedingungen für Schorfbildung verschärft. Da mussten viele Betriebe zusätzliche Schutzmaßnahmen setzen, mit Schwefelkalk oder Kupfer. Überraschend positiv: eine gute natürliche Ausdünnung durch die Witterung während der Blütezeit.
Die Farbausprägung der Äpfel gestaltete sich heuer aufgrund der extremen Temperaturwechsel schwierig: Die plötzlichen Hitzetagen nach dem kühlen Juli haben die Färbung nicht ideal abgeschlossen. Auch die Regentage während der Ernte führten zu Herausforderungen – gegen Rußtau und Regenflecken musste man abdecken, auch die Blattkrankheit Glomerella leaf spot bereitet schon Sorgen.
Simon Ruatti, Gruppensprecher im Vinschgau (VIP) zieht dennoch ein insgesamt positives Fazit: „Die äußere Qualität und Mengen der Äpfel sind heuer sehr gut.“ Einbußen gab es vor allem durch Hagel in den Gebieten der Obstgenossenschaften Texel und Geos. Zudem trat in tieferen Lagen vermehrt Berostung auf. Das Frühjahr brachte Regen zur Blütezeit und ein ungewöhnlich kühler Juli forderte die Betriebe im Pflanzenschutz. Dennoch ist die Ernte stabil und vielversprechend für die Lagerung.
Vermarktung und Ausblick
Die Preise, so Gruppensprecher Simon Ruatti seien stabil gestartet und stiegen im Laufe der Saison sogar an. Die Nachfrage nach Südtiroler Bio-Äpfeln – insbesondere aus dem Vinschgau – blieb konstant hoch. Einer der Gründe: die begrenzte Verfügbarkeit von Tafelware in anderen Teilen Europas. Allerdings, so Ruatti, gab es auch Herausforderungen: Ein erhöhter Anteil an faulen oder für den Frischmarkt ungeeigneten Äpfeln schmälerten das positive Bild etwas. Für die Saison 2025/26 zeigt sich der Markt verhaltener. Die große regionale Verfügbarkeit – auch durch Streuobstwiesen und private Gärten – beeinflusst das Kaufverhalten. Trotzdem ist die Stimmung optimistisch. Die Lagerware ist bislang in guter Qualität und die Betriebe hoffen auf eine stabile Nachfrage in den kommenden Monaten.Wein: Elegante Jahrgangsqualität trotz Regen zur Erntezeit
Johann Rottensteiner, Gruppensprecher im Bereich Weinbau, berichtet von einem insgesamt guten vegetativen Jahr, das – verglichen mit dem schwierigen Vorjahr – stabil verlief. Auch empfindliche Sorten wie Gewürztraminer oder Lagrein zeigten gute Fruchtansätze. „Die Qualität der Trauben war bis Ende August hervorragend“, so Rottensteiner.
Einziger Wermutstropfen: die starken Regenfälle Anfang September, die punktuell Fäulnis begünstigten. Um die Qualität zu sichern, wurde das Wimmen teilweise vorgezogen. Der kühle Juli hatte jedoch auch Vorteile: Er ermöglichte eine langsame Reifung mit guter Säurestruktur. Das Ergebnis sind besonders bei Weißweinen elegante, ausgewogene Weine – mit etwas weniger Zucker, aber physiologisch reifen Trauben.
Fazit und Ausblick
Die Biolandwirtschaft in Südtirol blickt auf ein bewegtes, aber grundsätzlich positives Erntejahr 2025 zurück. Wetterkapriolen, Schädlingsdruck und Marktdynamik bleiben Herausforderungen, doch die hohe Qualität der Produkte, das Engagement der Landwirte und der steigende Stellenwert biologischer Produkte machen Mut. Am 4. Oktober wird beim traditionellen Erntedankfest nicht nur die Ernte gefeiert, sondern auch der unermüdliche Einsatz vieler Betriebe gewürdigt.
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