Politik | Europawahlen

Oktavia Bruggers Abrechnung mit den Herren

21.360 Vorzugsstimmen und dennoch kein Mandat in Strassburg: Die Grüne EU-Kandidatin Oktavia Brugger freut sich über ihr "Super-Ergebnis" und rechnet mit so manchem Herren ab.

Frau Brugger, ein beachtliches Vorzugsstimmen-Ergebnis und dennoch den Einzug ins EU-Parlament verfehlt. Ist das bitter?
Nein, mir ist vor allem wichtig, dass Tsipras den Einzug ins EU-Parlament geschafft hat. Und zwar trotz aller Propheten, die uns ein Scheitern vorher gesagt haben. Mir ist wichtig, dass nun drei italienische Mandatare nach Straßburg kommen. Für mich hat es eben nicht mehr gereicht, trotzdem freue ich mich über mein Super-Ergebnis

Bei mehr als 21.000 Stimmen kann von einem Achtungserfolg gesprochen werden...
Ja , vor allem weil ich sie auch in den für mich so wichtigen Tälern, gewinnen konnte. Zum Beispiel im hintersten Ahrntal oder im Hochpustertal, da sind wir zweitstärkste Partei.

Im hintersten Ahrntal oder im Hochpustertal sind wir die zweitstärkste Partei...Damit haben sich auch die gebetsmühlenartigen Prophezeiungen von Herren wie Arnold Tribus oder Gerhard Mumelter erledigt, die nicht oft genug wiederholten konnten, dass Tsipras scheitern wird

Und das  unter dem Listenzeichen eines als linksradikal bezeichneten Griechen...
...und in Erfüllung eines teuflischen-kommunistischen Weltplanes (lacht).  Damit haben sich auch die gebetsmühlenartigen Prophezeiungen von Herren wie Arnold Tribus oder Gerhard Mumelter erledigt, die nicht oft genug wiederholten konnten, dass Tsipras scheitern wird. Jeder hat natürlich das Recht Listen zu kritisieren, doch in diesen Fällen war es nicht mehr nachvollziehbar. Doch das hat glaube ich sehr viel mit dem Frauenproblem solcher Herren zu tun.

Die WählerInnen scheinen dagegen kein Frauenproblem gehabt zu haben. Wie erklären Sie Ihren Erfolg in traditionell geprägten Tälern?
Die Leute glauben einfach an Personen, auch wenn man ihnen noch so viel Kram vom Kommunismus erzählt. Leider hatten wir das Problem mit der Grünen Störliste von Marco Boato, die uns sehr geschadet hat. In mehreren Dörfern, wie zum Beispiel in St. Ulrich, Eppan oder Villanders, wurde nachweislich das grüne Listenzeichen von Boato angekreuzt und mein Name dazu geschrieben. Da haben die Leute viel verwechselt, auch weil die Liste direkt über unserem Symbol stand.  Das war Pech. Doch von Boato selbst war es eine gezielte Störaktion. Ihm war von vorherein klar, dass er hier nicht mehr als ein Prozent bekommen kann, und so war es auch mit 0,9 Prozent.

Es ist schade, dass ein Super-Grüner wie Marco Boato nun zum Abschluss seiner politische Karriere verhindert hat, dass eine Frau nach Europa kommt.

Könnte Ihnen Boato nicht genauso gut vorwerfen, dass Green Italia den Einzug ins EU-Parlament geschafft hätte, wenn die Südtiroler Grünen mit ihm statt mit Tsipras angetreten wären?

Wenn sie erst drei Tage vor Veröffentlichung der Wahllisten angetreten sind. Wir naben dagegen schon vor Monaten entscheiden müssen, welches Bündnis wir eingehen. Und wie man sieht, haben wir richtig gewählt. Denn so wurde der die Vier-Prozent-Hürde, wenn auch knapp, geschafft. Wenn die Südtiroler Grünen und SEL mit Boato angetreten wären, hätten wir bene o male zwischen  2,7 bis 2,9 Prozent bekommen, das hätte nie geklappt. Das hat aber auch Boato genau gewusst, dazu hat er ausreichend politische Erfahrung. Es ist schade, dass ein "Super-Grüner" nun zum Abschluss seiner politische Karriere verhindert hat, dass eine Frau nach Europa kommt.

Woran ist ihr Sitz in Straßburg nun bei der listeninternen Verteilung gescheitert?
Die Mandate gingen an die Listenersten in den stimmenstärksten Wahlkreisen.  Und der Wahlkreis Nord-Ost stand leider stimmenmäßig  erst an vierter Stelle, auch weil wir der bevölkerungsärmste Wahlkreis sind, wie mir gesagt wurde. Deshalb half es bei drei Mandaten auch wenig, dass ich Listenerste wurde.

Wie geht es nun bei Ihnen weiter? Werden Sie endlich ihre Pension genießen oder haben Sie Feuer für die Politik gefangen?
Ich werde weiterhin genug zu tun haben. Ich werde mich sicher bei der Caritas melden, auch weil ich während des Wahlkampfs gesehen habe, wie analytisch richtig die arbeiten. Ich möchte mich für den Umweltschutz engagieren, und die Anti-Mafia-Organisation Libera interessiert mich zum Beispiel ebenfalls...

...andere politische Mandate  dagegen nicht?
Ich würde sagen, jetzt reicht es einmal mit der Politik. Den armen BürgerInnen steht nun wirklich zu Recht einmal eine Weile ohne Wahlen zu.