Tom Cruise fällt vom Himmel

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„Für den Fall, dass Sie die Mission annehmen“, heißt es zu Anfang eines jeden Films der Mission-Impossible-Reihe. Im Fall des achten und nun finalen Teils, hätte man sich das vielleicht zweimal überlegen sollen. Ähnliches galt auch schon für Teil 7, der direkt mit dem großen Finale, das kürzlich im Kino erschien, verbunden ist. Der Abschluss erzählt nun in knapp drei Stunden die Geschichte weiter, bringt sie zu einem Ende, und mit ihr, auch die Figur Ethan Hunt, nahezu gottgleich inszeniert und gespielt von Tom Cruise. Ob die Filmemacher rund um Regisseur Christopher McQuarrie diese Mission annehmen hätten sollen, ist fraglich. Qualitativ erreicht das Doppel der beiden Final-Filme die Höhen vergangener Episoden nicht. Darin wird die größte aller Bedrohungen aufgefahren. Eine KI namens „die Entität“ droht, die Welt unter ihre Kontrolle zu bringen, unter anderem, indem alle Atomwaffenarsenale diverser Nationen gekapert werden. Ethan Hunt, der mitsamt eines essenziellen Schlüssels, mit dem der unsichtbare Feind zu stoppen wäre, untergetaucht ist, wird nun von der US-Regierung zur Mitarbeit aufgerufen. Einmal mehr soll der Tag gerettet werden, die Entität aufgehalten und die unmöglich erscheinende Mission erfüllt werden. Einmal mehr verliert sich die Handlung in Abstrusitäten – was genau hier erzählt wird, weiß nicht einmal das Drehbuch, scheint es. Denn eine geschlagene erste Stunde lang wird in Mission Impossible 8 vor allem eines: erklärt. Figuren stehen in Büroräumen herum und versuchen, die Wagenladung an Exposition dem Publikum verständlich zu machen. Umständliche Dialoge, oder vielmehr Monologe, sind das Ergebnis. Sie sind ungelenk, nehmen jede Fahrt aus der eigentlich dringlichen Geschichte, und drohen zu langweilen. Erst in der zweiten Hälfte besinnt sich der Film auf die Stärken der letzten Ableger. Große Actionszenen trösten über zu viele verlorene Worte hinweg. Abermals versuchen sich Tom Cruise und Regisseur Christopher McQuarrie selbst zu übertreffen. Waghalsige Stunts, beeindruckend inszeniert, sollen das Publikum staunen lassen. Zugegeben, es funktioniert. Selten stellt sich in der heutigen Zeit im Kino die Frage, nach dem „wie wurde das gemacht“. Mission Impossible 8 sieht in den Actionszenen derart realistisch aus, dass wenige Zweifel an echt durchgeführten und gefilmten Stunts bleiben. Dieses Merkmal hat die Reihe auch dringend nötig, ist sie seit einigen Jahren ja das Aushängeschild, und Cruise geht damit hausieren, dass er alle Stunts selbst macht. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass bei der Konzeption eines neuen Teils zuerst die Action, und danach die Geschichte niedergeschrieben wird. Während dieser Plan in Teil 5 und 6 wunderbar aufging, bröckelte in Teil 7, und jetzt auch in 8 diese Fassade.
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Die Figuren und ihr Schicksal sind letztlich egal, die Bedrohung durch die KI ebenso körperlos wie pseudo-zeitgeistig. Der Humor, der viele der letzten Ableger ironisch kommentierte, fehlt fast gänzlich, einst wichtige Figuren verkommen zu Stichwortgebern oder Erklär-Bären. Vom stilvollen Agentenfilm samt Hitchcock-Suspense, wie Brian de Palma den allerersten Film der Reihe inszenierte, ist schon lange nichts mehr übrig. Sogar die zum Klischee verkommenen Masken fehlen in Teil 8. Im Gegensatz dazu bezieht sich das Finale aber wie kein anderer Film der Reihe auf die vergangenen Streifen. Wahllos werden Bezüge hergestellt, Verbindungen gezogen, die bislang unerwähnt geblieben sind, nur um den Eindruck zu erwecken, hier die Auflösung eines großen Ganzen zu sehen. Doch die Mission war am Ende doch unmöglich. Aufhören, wenn es am schönsten ist, das wäre wohl um 2018 rum gewesen. Auch finanziell dürfte Teil 8 ein Flop sein, wie schon der letzte Ableger. Ethan Hunt verschwindet in der Menge, klar, er rettet den Tag, doch für einen guten Film hat es nicht gereicht.
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