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Der Brenner - ein Ort der immer noch perplex macht

Zwischen dem neuen Plessi-Museum, dem nicht mehr so neuen Einkaufszentrum DOB Outletcenter und dem alten, von einem Kreisverkehr eingeschlossenen Brennerort, gab es einen Tag lang eine Transart-Kunstaktion.

Eine Hommage an den Brenner als Grenz-und Kunstort war der ganze Tag – zuerst die Besteigung der Steinalm oberhalb des Brennerpasses und die Beschließung der dort seit 1997 bestehenden Einsiedlerbibiliothek von Hans Winkler und Stefan Micheel. Eine Bibliothek in einer Hütte mit einfachster Einrichtung, jedoch mit der Auswahl von 100 Werken von insgesamt 22 Schriftstellern, Philosophen und Wissenschaftlern. Hölderlin, Henry David Thoreau, Goethe...wurden von belesenen Bergsteigern auf 2.100 Meter getragen und in der Bibliothek zurückgelassen. Wegen eines Erdrutsches im Jahr 2001 musste die Einsiedlerbibliothek geschlossen werden, und den endgültigen Schlussstein setzte Hans Winkler nun mit einer neuen Publikation. Eine Lesung besonderer Art bot der Sänger und Performer Blixa Bargeld, der bereits zum dritten Mal Gast von Transart ist, auf der Dadacasamatta von Matthias Schönweger.

Der gebürtige Berliner und legendäre Interpret der „Einstürzenden Neubauten“ trug den DaDa-Schriftsteller Walter Serner und seinen Text „Die letzte Lockerung – das dadaistische Manifest”vor, eindrucksvoll. Am Endpunkt der Wanderung, hernieden im Tal, gab es dann noch mehr Literatur an einem besonderen Ort. Die „scalini84stufen“ sind ein kurioser und geheimer Ort, der schon seit langem zum Brenner gehört. Abseits der Brennerstaatsstraße, wenige 100 m südlich des Brennerdorfs ein Wasserfall, 84 steil ansteigende Stufen, an deren Ende ein verlassener Bunker. Diesen Ort erklärten die Künstler Peter Kaser und Hans Winkler 2000 zum Kunstort, den Schauplatz für sich genommen zur Kunst. Hier lasen Kurt Lanthaler und Tommaso Bonioli, und hier gab es zum Abschluss der vom Kunstverein Lurx veranstalteten Wanderungslesung eine letzte Brennerwurst mit Umtrunk.

Das Programm am Brenner endete mit einem Konzert von Blixa Bargeld und Teho Teardo in den noch neuen Hallen des Plessi Museums. Ein Museum, das für Diskussionen sorgt. Gerade erst erbaut (von Ingenieur Carlo Costa) steht es bereits im Kreuzfeuer der Kritik: „Hässlich und übertrieben groß“ sei es und weder Raststätte noch Museum, sondern ein Zwischending. Tatsächlich wurde das Gebäude geschaffen, um die für die Euregio-Ausstellung im Jahr 2000 geschaffene Skulptur des Künstlers Fabrizio Plessi zu beherbergen. Schwierig zu finden ist es allemal, in der am Brenner einzigartigen Verkehrssituation zwischen Bahn, Staatsstraße und A22. Das Konzert von Bargeld und Teardo war allemal einzigartig, aber akustisch schwer zu ertragen, die Architektur aus Stahl und Gals machte aus der melodischen Musik und dem eindrucksvollen Gesang ein Scheppern und Klingen. Das allerdings anhaltend im Ohr blieb.