Kunst | Ausstellung

Brennen füreinander

Im Bunker23 verbreitet derzeit eine Ausstellung menschliche, wenn schon nicht physische Wärme. „Wärme dich, das Feuer brennt“ wurde gestern im Friedensbunker eröffnet.
Wärme dich, das Feuer brennt, Bunker 23
Foto: SALTO
  • Benny (von Spinn), der Träumer der sich mit dem Bunker23 einen lang gehegten Wunsch erfüllte, fehlte bei der Eröffnung der neuen Ausstellung zwar, es hätte ihm aber wohl gefallen ein so bunt gemischtes Publikum dort anzutreffen. Von Familien am Sonntagsausflug mit den Kindern, Künstlern und Künstlerinnen, Alten, Jungen und einer unvergessenen Skilegende, die mit ausstellt wurde, waren alle Altersschichten abgedeckt. Insgesamt 26 Künstlerinnen und Künstler, namentlich Claudia Aimar, Allegra Betti Van der Noot, Gion A. Caminada, David Fliri, Martin Fliri Dane, Valentin Fliri, Alex Gerstgrasser, Marianna Gostner, Jörg Hofer, Agnes Holzapfel, Johannes Inderst, Pascal Lampert, Clara Mayr, Manfred Alois Mayr, Sepp Mall, Heinrich Moriggl, Vera Malamud, Gerald Pirner, Gabriel Plangger, Franz Rumer, Hubert Scheibe, Benno Simma, Harry Thaler, Gustav Thöni und Walter Thöni, Paul Vidal und die Volksschule Tartsch sind an der Ausstellung beteiligt.

  • Vernissage: Das Moderatoren-Paar wechselte sich für rund zwölf Minuten damit ab die Werke aller Beteiligten (ausschließlich der Kinder) mit je zwei vom Smartphone vorgetragenen Sätzen zu gouutieren, bevor das Publikum in den Bunker durfte. Vom Gesagten dürfte nicht alles hängen geblieben sein. Foto: SALTO

    Eine Schulklasse der letzteren hat insgesamt 26 Zeichnungen gestaltet, die sich am Thema „Give Peace a Chance“ (zu deutsch: „Gib dem Frieden eine Chance“) inspiriert haben und jeweils einer der Positionen der Künstler zugeordnet werden. Koordiniert hat den Beitrag zur Ausstellung seitens der von der Kunstakademie noch nicht verdorbenen Nachwuchszeichner, ihr Lehrer Henrich Moriggl, der auch atmosphärische Fotoarbeiten zu den Puschtra Bräuchen Herz Jesu und Scheibenschlagen beisteuert. Im Dunkelder Nacht möchte man fast von Lichtmalerei sprechen.

    Der Fotograf und Künstler Martin Fliri Dane steuerte mit seiner Collage von klassischeren und auch privateren Bildern, die den Skifahrstar Thöni, etwa auch bei einem Picknick im Wald zeigen, ganz ohne weiße Pracht im Hintergrund, jedoch den mit Abstand beliebtesten Beitrag zur Ausstellung bei. Die kleine Bunkerzelle mit einer Auswahl an Schnappschüssen, Memorabilia und Plakaten, sowie Notizen ist der wohl beliebteste Teil der sehr weitläufig angelegten Ausstellung, die auch Design (Betonleuchten von Hartwig Thaler etwa), Architektur (Gion A. Caminada), Tauberer Hobbyarcheologie (Paul Vidal) und Literatur (Sepp Mall) einen Platz bietet. Dessen Gedichte, mediumsbedingt krakelig auf den Bunker Mauern platziert, spielen noch am meisten mit dem kalten, feuchten Raum.

  • Sepp Mall & Jörg Hofer: Einige Gedichte finden im Bunker Platz, andere Texte werden auf Tafeln gereicht. Links Jörg Hofers feuriges Gemälde ohne Titel, das mit Tempera und Marmorstaub auf Leinwand realisiert wurde. Foto: SALTO
  • Hubert Scheibe lässt noch einmal das Echo Sven Sachsalbers anklingen, dem gemeinsam mit Benny in der Vorjahresausstellung bereits Tribut gezollt worden war, mit Einblick in den geteilten Schriftverkehr in Versform, der beim E-Mail schreiben zustande kam und unscharfen Bildern, die Sachsabler zwar nicht greifbar, aber doch präsent machen. Auch erhält man, wenn man nach einem Jahr zum Bunker zurückkehrt den Eindruck, dass sich hier doch etwas tut. Direkt neben der Arbeit findet die „Brennende Liab“ Marianna Gostners viel Beachtung, die den Klassiker unter den politischen Balkonblumen zu einem Symbol der Weiblichkeit umdeutet und wie im Vorjahr mit spitzer Nadelstickerei trifft.

    Gerade Caminadas (seit 2020 ordentlicher Professor an der ETH Zürich) Architekturstudie zum Bauen in Zeiten des Klimawandels ist zukunftsweisend und sieht ein Haus, im kalten dunklen Kämmerchen neben der Zeichnung auch als Modell, ein Haus vor seinem architektonischen Auge, das verschiedene Klimazonen in den einzelnen Räumen vorsieht und das Wohnen sparsam und sinnlich zugleich gestalten möchte, oder mit den Worten des Architekten: „Suffizienz bedeutet nicht Verzicht, sondern das Entdecken von sinnlichen Qualitäten.“ Tropft es auch nicht mehr an so vielen Stellen in den Bunker wie vor einem Jahr, so kündigt man auch an, dass man mit Inbetriebnahme der neuen Fotovoltaikanlage, die Strom und Wasser liefern soll auch um ein besseres Mikroklima für die Kunstwerke in der Dauerausstellung bemüht ist.

    Den verschiedenartigsten Kunstwerken, die sich noch loser am Motto „Wärme dich, das Feuer brennt“ entlang hangeln, als sie es vor einem Jahr noch um „Sven, Benny und die Künstlermenschen“ gemacht hatten. Es ist ja auch etwas sehr Persönliches und damit individuell Verschiedenes für eine Sache zu brennen. Schön ist es jedenfalls zu sehen, dass dieser Ort nicht in Vergessenheit gerät.

  • Die Ausstellung kann immer wieder sonntags, von 11 bis 17 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei. Um 16 Uhr wird gegen Bezahlung eine Führung angeboten.