Wirtschaft | Kellerei Gries

Benko hält Wort

Das Kaufhaus muss warten, die Kellerei ist unter Dach und Fach: René Benko kauft den Griesern ihre alte Kellerei ab.

So manch eine(r) hatte den Deal schon als verloren erklärt. „Wie, liebe Bauernvertreter im Gemeinderat, wollen Sie den Bozner Weinbauern erklären, die Kellerei könne nicht verlegt und gebaut werden, da Sie gegen das Projekt von Benko gestimmt haben und dieser somit an eine Finanzierung derselben nicht mehr denken mag?“, ließ Waltraud Geier, ehemalige Geschäftsführerin der Südtiroler Werkstätten und Ehefrau von Heinz Peter Hagers Kanzleipartner Richard Burchia, nach der Abstimmung im Bozner Gemeinderat in einem Gastkommentar der Südtiroler Tageszeitung Luft ab. Es schien einer der deutlichsten Belege für eine These zu sein, die seit Bekanntwerden der Absicht René Benkos zirkulierte, gemeinsam mit der Nalser Firma Rauchbau den Grieser Weinbauern ihre alte Kellerei abzukaufen, um auf dem Gelände Wohnungen zu errichten. Denn auf die Frage, warum der Karstadt-Käufer in Gries Mittelstandswohnungen bauen will, drängte sich vor allem eine Antwort auf: als weiteres Druckmittel, um – in dem Fall mit Hilfe der Bauernvertreter im  Gemeinderat – seinen Bozner Kaufhaus-Deal durchzubringen. Dies wirkte umso plausibler, als bekannt wurde, dass der Vertrag auch Monate nachdem ihn die Grieser in einer eilig einberufenen Gesellschafterversammlung zu Ostern gutgeheißen hatten, immer noch nicht unterschrieben war.

„Das Kaufhaus-Projekt und die Kellerei sind nicht direkt miteinander verbunden“, widersprach Benkos Bozner Partner Heinz Peter Hager derartigen Spekulationen gegenüber salto.bz auch nach der vorläufigen Versenkung des Kaufhaus-Projekts im Bozner Gemeinderat. Am gestrigen Mittwoch wurde in seiner Bozner Kanzlei dann der Beweis dafür angetreten: Dort besiegelten Kellerei-Obmann Michl Bradlwarter, sein Stellvertreter Ulrich Trockner und Aufsichtsratspräsident Georg Mayr sowie Signa-Vertreter Marcus Mühlberger gemeinsam mit Michael Mitterhofer als Vertreter der Diözese Bozen-Brixen sowie Rauchbau-Chef Karl Rauch den Deal entgegen aller Unkenrufe doch noch.

Konkret bringt er der Kellerei Bozen nun 17 Millionen Euro an Verkaufserlösen für ihren alten Sitz – und damit zumindest knapp die Hälfte der 36 Millionen Euro, die sie der Neubau ihres Sitzes am Moritzinger Anreiterhof kosten wird. Ursprünglich war dagegen ein weit vorteilhafterer Handel geplant gewesen: Denn für das attraktive Grieser Grundstück wollte die Rauchbau – damals noch im Gespann mit dem Meraner Ingenieur Siegfried Unterberger – den Bozner Winzern nicht nur ihre neue Kellerei bauen, sondern auch so viel zahlen, dass die Weinbauern bei gleichzeitigem Verkauf des ehemaligen Sitzes der Kellerei St. Magdalena pari ausgestiegen wären. Nun muss dagegen ein Kredit in Höhe von 12 bis 15 Millionen Euro aufgenommen werden.

„Wollen sofort mit Bauarbeiten beginnen“

Das hielt Kellereiobmann Michl Bradlwarter am Mittwoch nicht davon ab, zu jubilieren: „Ein wichtiger Tag für die Zukunft der Kellerei Bozen, nach über zehn Jahren ist der Weg für die neue Kellerei frei“. Gleichzeitig mit dem Verkauf ihrer alten Kellerei erwarben die Bozner Winzer gestern auch das Grundstück für den Neubau. Ein ehemals ensemblegeschütztes Gut der Kurie an der Kreuzung beim Bozner Krankenhaus – mitten in der roten Gefahrenzone, wie eine der Kritiken am neuen Standort lautet. Doch die dürften fortan wenig bewirken. „Wir möchten nun sofort mit den Bauarbeiten beginnen“, kündigt Kellereiobmann Bradlwarter an. Denn für die Fortführung der Qualitätsstrategie, die von der Kellerei Bozen seit vielen Jahren verfolgt würde, sei die neue Kellerei dringend notwendig.

Die Signa-Holding habe beweisen, dass sie zu ihren Vereinbarungen steht, unterstrich dagegen Signa-Geschäftsführer Marcus Mühlberger. „Wir haben immer gesagt: Bozen ist eine Stadt mit großem Entwicklungspotential. Wir freuen uns, am Gelände der alten Kellerei nun ein schönes, qualitätsvolles Wohnviertel für die Bürgerinnen und Bürger von Bozen errichten zu können.“

Noch mehr würde man sich in Innsbruck zweifelsohne über die Errichtung eines Kaufhauses samt umliegendem Viertel freuen. Doch noch ist nicht aller Tage Abend. Und wer weiß, welche Abkürzungen letztendlich von Gries ins Bozner Bushahnhofviertel führen. 

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Hermann Trebo Do., 27.08.2015 - 08:59

Innsbruck ist nicht Bozen - und wie das intensivere Verkehrsaufkommen - bedingt durch das neue Wohnbauprojekt - im Umfeld gelöst werden soll ,ist eine berechtigte Frage ( Verkehrsberuhigung Grieser Platz ) . Und was der Neubau mit dessen Zusatzkosten in einem Gebiet mit Steinschlag - welches zusätzlich und ehedem unter Ensembleschutz stand - Sinn macht , ist die nächste Frage !?

Do., 27.08.2015 - 08:59 Permalink