Kultur | Frauenarchiv

Geschichte(n) neu erzählt.

20 Jahre Frauenarchiv Bozen. Eine Geschichte von Frauen für Frauen und die Zukunft. Zwei Jahrzehnte Engagement, Forschung und Erinnerungsarbeit.
Bücher, Fotos, Tee, Frauenarchiv
Foto: Pixabay
  • Das Frauenarchiv Bozen feiert sein 20-jähriges Jubiläum. Ein Grund zum Feiern, wenn man die Höhen und Tiefen betrachtet, die der Verein in den letzten zwei Jahrzehnten erlebt hat. Wie Martha Verdorfer, Historikerin und Schatzmeisterin des Frauenarchivs, erzählt, war der Anfang nicht einfach „Der Anfang war keineswegs leicht, auch weil unter den im Verein aktiven Frauen durchaus unterschiedliche Vorstellungen über Ziele und Arbeitsweise des Frauenarchivs herrschten." Doch mit der Zeit fanden die Frauen zusammen und konnten produktiv zusammenarbeiten.

  • Das Frauenarchiv Bozen ist ein wichtiger Ort für die Frauen- und Geschlechtergeschichte in Südtirol. Foto: Frauenarchiv Bozen

    Das Frauenarchiv Bozen ist ein wichtiger Ort für die Frauen- und Geschlechtergeschichte in Südtirol. Wie Verdorfer betont, ist das Archiv zu einem Ort geworden, an den sich Studierende, Forschende, Journalistinnen, Künstlerinnen wenden, wenn sie nach Informationen zur lokalen Geschichte aus der Perspektive der Frauen suchen. Das Archiv hat sich im Laufe der Jahre kontinuierlich erweitert und diversifiziert, insbesondere im Bereich der Bestände zum 20. Jahrhundert. Ein Highlight war sicherlich das Jahr 2011, als das Frauenarchiv die Jahrestagung von IDA, dem Dachverband aller Frauenarchive im deutschsprachigen Raum, in Bozen ausrichtete und eine Ausstellung zur Frauenbewegung der 1970er und 1980er Jahre in Südtirol organisierte. „Das waren unglaublich arbeitsintensive Monate, aber wir bekamen sehr viel Lob und Zustimmung, was natürlich sehr aufbauend wirkte", erinnert sich Verdorfer. Diese Ausstellung war ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Frauenarchivs und zeigte die Bedeutung der Frauenbewegung in Südtirol.

  • Frauen für den Frieden.

    Für Verdorfer war auch die Publikation des Buches über die „Frauen für Frieden" ein besonders schönes Erlebnis. „Die Frauen haben ihren Bestand dem Frauenarchiv anvertraut und dieses Buch in enger Zusammenarbeit mit ehemaligen Protagonistinnen entstanden ist", erzählt sie. „Das machte die Arbeit unglaublich spannend und lebendig." Dieses Projekt zeigt die Bedeutung des Frauenarchivs als Ort der Erinnerungsarbeit und der Forschung.

     

    Eine der größten war der Umzug aus dem zentralen Sitz am Bozner Pfarrplatz in die Peripherie der Stadt. 

     

    Trotz der Erfolge hat das Frauenarchiv Bozen auch Herausforderungen zu bewältigen. Eine der größten war der Umzug aus dem zentralen Sitz am Bozner Pfarrplatz in die Peripherie der Stadt. „Das ist für das Frauenarchiv, das seine Aufgabe nicht nur im Sammeln und Archivieren von Frauen- und Geschlechtergeschichtlich relevanten Materialien sieht, sondern vor allem auch durch verschiedene Veranstaltungen die Öffentlichkeit für die Notwendigkeit einer Geschichtsbetrachtung, in der auch die Menschen weiblichen Geschlechtes ihren Platz haben, sensibilisieren möchte, ist diese Außenseiterposition fatal", betont Verdorfer.

  • Der Sammelband „Stories Scuviertes" ist ein wichtiger Teil des Jubiläums. Foto: Frauenarchiv
  • Das Frauenarchiv Bozen bemüht sich, diese Herausforderung zu überwinden und wieder ins Zentrum zurückzukehren. Eine weitere Herausforderung ist es, den „Nachwuchs" zu sichern. „Das war auch lange Jahre unsere Sorge, aber in den letzten Jahren haben wir einige sehr engagierte, junge Frauen, die aktiv beim Frauenarchiv mitarbeiten oder immer wieder zuarbeiten", erzählt Verdorfer. „Das freut mich sehr und lässt mich sehr positiv in die Zukunft schauen."

  • Lisa Settari, Social-Media-Manager im Frauenarchiv. Foto: Frauenarchiv
  • Der Sammelband „Stories Scuviertes" ist ein wichtiger Teil des Jubiläums. Wie Lisa Settari, Social-Media-Managerin des Frauenarchivs, erzählt, war die Erstellung des Buches ein großer Prozess „Da rund ein Dutzend Leute allein am Verfassen der Texte beteiligt waren, musste über mehrere Monate viel Koordinierungsarbeit geleistet werden." Der Sammelband spiegelt die Arbeit des Frauenarchivs Bozen wider und bietet einen Einblick in die Geschichte des Archivs und die Frauen- und Geschlechtergeschichte in Südtirol. Das Buch ist mehrsprachig und bietet eine Vielzahl von Beiträgen, von der Geschichte des Frauenarchivs bis hin zu aktuellen Themen. Wie Settari betont, ist das Buch „eine gute Möglichkeit, das Jubiläum zu begehen". Am 30. Oktober findet das 20-jährige Jubiläum statt, zu dem sicherlich viele Interessierte kommen werden, um das Frauenarchiv Bozen und seine Arbeit zu feiern.

  • Die Feier 20 Jahre Frauenarchiv Bozen findet diesen Donnerstag, 30. Oktober um 18 Uhr im Pippo Stage in Bozen statt.

  • Insgesamt kann das Frauenarchiv Bozen auf eine erfolgreiche 20-jährige Geschichte zurückblicken. Wie Verdorfer betont, ist das Archiv „zu einem wichtigen Ort für die Frauen- und Geschlechtergeschichte in Südtirol geworden". Das Frauenarchiv Bozen wird auch in Zukunft weiterhin daran arbeiten, die Geschichte von Frauen und die Geschlechtergeschichte in Südtirol zu dokumentieren und zu erforschen.