Gesellschaft | Freiwillige Hilfe

Marianne Eschgfäller: „Und dann sind wir einfach einen Kaffee trinken gefahren“

Nach ihrer Krebserkrankung und dem Tod ihres Lebenspartners hat Marianne Eschgfäller eines erfahren. Viel Hilfe, viel Zuspruch – von den Freiwilligen HelferInnen des Weissen Kreuzes in Südtirol.

Marianne Eschgfäller ist heute 64. Sie lebt in Meran, wandert gerne, ist lebenslustig und politikinteressiert. Intensive Jahre hat sie hinter sich, vor zehn Jahren starb ihr Lebenspartner, „bei einem Autounfall, einen Kilometer vor der Haustür. Er war immer mit dem Auto unterwegs. Und dann passiert das so.“

Reden bringt viel, sagt Eschfäller, Hilfe tut der Seele gut. Das alles weiß sie, seit sie angewiesen war. Seit ihr Leben sich schlagartig änderte. „Ich hab gerade das Abendessen hergerichtet. Im Fernsehen liefen die Nachrichten. Da sah ich den Unfall und hab das Auto meines Partners erkannt. Im selben Moment stand schon die Polizei an der Tür. Und mit ihr eine Helferin des Weissen Kreuzes.“
Schockiert und fassungslos macht sich die Meranerin auf den Weg ins Krankenhaus. „Begleitet hat mich die Freiwillige Helferin des Weissen Kreuzes bis in die Leichenkapelle, wo ich dann meinen Partner wieder gesehen habe. Sie war immer an meiner Seite, das hat mir unglaublich viel gegeben. Diese Helferin hat mir Mut gemacht, sie hat genau die richtigen Worte gefunden, sie hat mir so geholfen.“

Da sah ich den Unfall und hab das Auto meines Partners erkannt. Im selben Moment stand schon die Polizei an der Tür. Und mit ihr eine Helferin des Weissen Kreuzes.“

Wenn in Notsituationen Hilfe da ist
Freiwillige Hilfe ist kostbar, ist unersetzlich. 2009 erkrankte Frau Eschgfäller an Krebs. „Ich unterhalte mich gerne mit Leuten die positiv sind“, sagt die selbstbewusste Frau, „Nörgler machen einem das Leben schwer.“ Multiples myelom, so die Diagnose vor fünf Jahren, Knochenmarkkrebs. „Da ist man mehr in einem Trancezustand als dass man wirklich da ist“, erzählt Eschgfäller. Sie meint einerseits den Unfall ihres Manns, andererseits ihre Diagnose. „Um die nötigen Therapien so schnell wie möglich zu bekommen haben mich meine behandelnde Ärzte nach Innsbruck geschickt." Sieben Wochen dauerte die Behandlung, die Wochenenden durfte die Südtirolerin zu Hause verbringen. Hin- und Rückfahrt übernahm stets das Weisse Kreuz. „Das war einfach mehr als nur ein simpler Fahrtdienst. Ich bin nicht nur einfach in diesem Auto gesessen, es war viel mehr. Diese Helfer beim Weissen Kreuz haben sich so gut um mich gekümmert. Die Gespräche während den Fahrten haben mir sehr geholfen.“

Das war einfach mehr als nur ein simpler Fahrtdienst. Ich bin nicht nur einfach in diesem Auto gesessen, es war viel mehr.

Begleitung gibt Sicherheit
Freitags startete Frau Eschgfäller in Innsbruck, am Montag früh brachen sie gemeinsam wieder auf und fuhren in die Klinik. Die Helfer vom Weissen Kreuz wechseln sich ab, wenn Patienten Begleitung brauchen. Bekannte und unbekannte Gesichter tauchen auf, „aber ich hab mich immer getragen und gestützt gefühlt – und Witze wurden auch gemacht“, lacht die sympathische 64-Jährige.

Kaffetrinken - gemeinsam Zeit haben
Frau Eschgfäller möchte eine Lanze brechen. Renten-Millionen überschatten die Nachrichtenwelt, sie will etwas anderes in den Mittelpunkt rücken - die Freiwillige Hilfe hoch leben lassen. „Diese HelferInnen tun das alles freiwillig, mit einem so großen Einsatz. Sie sehen viele Sachen, müssen die auch verkraften. 'Gehen wir noch einen Kaffee trinken', haben die Fahrer oft gesagt. Ich wurde nicht nur rausgekarrt. Das war für mich unglaublich wichtig.“ 2.300 SüdtirolerInnen leisten beim Weissen Kreuz ehrenamtlich ihren Dienst ab. „Wir wissen hier in Südtirol oft gar nicht, was wir alles haben. Das wird einem erst bewusst, wenn man es selber braucht.“ Frau Eschgfäller wird nachdenklich, „Ja, wenn wir diese ganzen Freiwilligen nicht hätten, dann weiß ich nicht....Ich bin auf jeden Fall sehr dankbar, dass es sie gibt. Das ist nicht selbstverständlich.“

Heute ist Marianne Eschgfäller wieder gesund. „Ich muss nicht mehr nach Innsbruck zur Behandlung. Meine Ärzte sind hier in Meran.“ Wandern kann sie seit ihrer Erkrankung nicht mehr so wie früher, aber sie hat viel dazu gelernt. Viel gesehen. Die Freiwilligen HelferInnen haben dazu beigetragen, dass eine Frau ihren Lebensmut nicht verloren hat. Sie haben es freiwillig getan, motiviert hat sie kein großes Gehalt, keine ausufernde Pension. Motiviert hat der Dienst am Nächsten, nicht mehr und nicht weniger.